Sag mal, findest Du eigentlich alles gut, was Gott in Deinem Leben macht?
Diese Frage stellte ein Prediger vor einigen Monaten während einer Predigt. Diese Frage löste in mir regelrecht ein Feuerwerk von Reaktionen, Fragen, Antworten und Gefühlen aus. Im ersten Moment war ich amüsiert. Natürlich finde ich alles gut, was Gott in meinem Leben tut! Ist doch klar!! Logisch – was für eine Frage!
Doch dann begann es in meinem Kopf zu rattern. Finde ich wirklich alles gut, was in meinem Leben gerade passiert? Was tut Gott eigentlich in meinem Leben? Ist es wirklich Gott, der diese Dinge in meinem Leben tut? Und gefällt mir das Resultat? Und wenn es tatsächlich Gott ist, und mir das Resultat nicht gefällt, was mache ich dann damit? Wenn es nicht Gott ist, wer ist es dann? Was passiert in meinem Leben nicht, obwohl ich mir bestimmte Dinge so sehr wünsche? Ist es Gott, der diese Dinge verhindert? Aber warum?
Diese scheinbar so harmlose Frage hat Sprengkraft, wenn wir uns dazu durchringen können, sie uns selbst in absoluter Ehrlichkeit und frei von – scheinbar christlichen – Floskeln zu beantworten. Die Beantwortung dieser Frage kann uns zeigen, wo wir wirklich stehen. Ich möchte dich einladen, dir jetzt ganz kurz diese Frage selbst zu stellen: Findest Du eigentlich alles gut, was Gott in Deinem Leben macht?
So oft schreiben wir alles, was in unserem Leben passiert oder auch nicht passiert, dem aktiven Handeln Gottes zu. Solange es gute, segensreiche Dinge sind, sind wir auf der sicheren Seite, denn dann wird in uns nur Dankbarkeit für die Güte Gottes aufsteigen. Doch was ist mit all den verpassten Chancen, den gescheiterten Hoffnungen, den Schmerzen und Verlusten? Was ist mit all den Lebensbereichen, wo nichts vorwärts geht, wo die dringend nötige Veränderung nicht eintritt, und wo sich die gleichen Erfahrungen immer und immer wieder wiederholen? Findest Du eigentlich alles gut, was Gott in Deinem Leben macht?
Wir können auf diesem Standpunkt bleiben und es dem Handeln Gottes zuschreiben. Dann werden wir wohlklingende Formulierungen finden wie: „Gottes Gedanken sind höher als meine Gedanken. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Gott lehrt mich Geduld und Demut. Der Herr hat es gegeben, und der Herr hat es genommen. Gepriesen sei Sein Name.“ Und innerlich könnten wir schreien vor Enttäuschung, Wut und Ohnmacht gegenüber einem Gott, der souverän handelnd unser Leben in den Abgrund zu führen scheint.
Die Chance in dieser so unbequemen Frage liegt in zwei Offenbarungen: 1. der Offenbarung darüber, welche Vorstellung wir wirklich von Gott haben, und 2. der Offenbarung darüber, daß es nicht Gott allein ist, der unser Leben gestaltet.
Eigentlich ist es nur eine Offenbarung: die Offenbarung unseres geteilten Herzens.
Auf der einen Seite lieben wir Gott von ganzem Herzen. Wir beten Ihn an, feiern unseren Herrn Jesus Christus und sind voller Dankbarkeit und Begeisterung. Doch wirklich interessant wird es dann, wenn die Dinge des Alltags über uns hereinprasseln und der Druck auf die berühmte „Tube“ ihren Inhalt offenbart. Dann kann sich zeigen, was neben Liebe, Dankbarkeit und Begeisterung noch in unserem Herzen ist.
Das gemeine an der Sache ist, daß diese Regungen des Herzens sich gar nicht unbedingt in unserem bewussten Handeln ausdrücken müssen! Es können Gedanken, Erwartungen und Gefühle sein, die sich in uns regen, während wir gleichzeitig im Lobpreis stehen! Und doch sind diese Regungen wirksam. Oft ist es gerade unser christliches Umfeld, das uns davon abhält, uns selbst gegenüber ehrlich zu werden. Denn wer von uns traut sich schon, vor Geschwistern zu verkündigen: „Ich weiß, was in der Bibel steht! Ich weiß, dass Gott mich liebt! Ich weiß, dass Jesus für mich gestorben ist! Aber was bringt es mir??? Schau dir doch mein Leben an! Es stimmt bei mir hinten und vorne nicht, aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll!!!“ Möglicherweise geht es dir nicht grundsätzlich so, aber vielleicht hast du – ebenso wie ich – Bereiche in deinem Leben, wo du einfach nur ein großes Fragenzeichen hast und keine Antworten findest.
Hier sehen wir das Dilemma eines geteilten Herzens. Der Jakobus-Brief spricht im ersten Kapitel von einem Zweifler, der wie eine Meereswoge vom Wind getrieben hin und her geworfen wird.
6 Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird. (…) 8 ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen. (Jak. 1, 6.8)
Im griechischen wird dieser Mann mit geteiltem Herzen als ein Mensch bezeichnet, der „dipsychos“ ist, also zwei Seelen hat.
Jesus sagt in Lukas 16, 13: Kein Knecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!
Jesus bezieht sich hier auf die Entscheidung, entweder Gott oder dem Mammon zu dienen, doch das geistliche Prinzip dahinter ist allgemeingültig: Niemand kann gleichzeitig in Treue und Beständigkeit zwei Herren dienen! Es ist unmöglich. Beachte hierbei die Wort-Paarungen „lieben und anhängen“ im Gegensatz zu „hassen und verachten“. Das Wort „lieben“ bedeutet im griechischen „agapeo“, was ebenso die Bedeutung hat, den eigenen Willen an etwas oder jemandem auszurichten. Ein unentschiedenes, geteiltes Herz kann nun sehr schnell zwischen zwei Herren hin und her springen, und es gleicht einer Meereswoge, die hin und her getrieben wird.
Übertragen auf unser alltägliches Leben kann das folgendermaßen aussehen: wir erleben eine starke Zeit im Gottesdienst oder im Gebet in der Gegenwart Gottes. Unser Glaube wird aufgebaut und aktiviert, und in uns wächst die Überzeugung, dass absolut alles möglich ist, weil Gott auf unserer Seite steht. Wir lieben Gott und hängen Ihm und Seinem Wort an und erklären unseren Umständen (z.B. finanziellen, gesundheitlichen oder emotionalen Nöten), dass unser Gott größer ist. Wir verachten die Umstände und erklären sie für besiegt. Doch ein paar Stunden oder Tage später, wenn wir aus der spürbaren Gegenwart Gottes zurück in unseren Alltag gehen, können die Stimmen unserer Umstände so laut werden, dass wir beginnen, ihnen wieder zuzuhören und zu glauben. Gleichzeitig verlieren wir das Zutrauen in Gott und Sein Wort. Je nachdem, wie schnell wir wieder in die Gegenwart Gottes und unter Sein Wort kommen, kann sich das jedoch wieder ändern. Eine Meereswoge – hin und her getrieben.
Jakobus sagt über einen solchen Menschen, dass er in all seinen Wegen unbeständig ist. Ein solcher Mensch kommt niemals an seinem Ziel an. Was ist dein Ziel? Leben in ständiger Gesundheit? Leben in der Versorgung Gottes, wo du allezeit in allen Dingen alle Genüge hast und überreich bist zu jedem guten Werk? Oder ein Leben, wo das Werk deiner Hände ständig gelingt, wie Gott es in 5. Mose 28, 12 verheißen hat? Was ist der Punkt in deinem Leben, wo du durchbrechen möchtest, um das zu erleben, was Gottes Wort dir verheißt? Mein Gebet ist, dass du heute eine Antwort darauf bekommst, warum es vielleicht seit Jahren nicht funktioniert. Es ist das geteilte Herz, das dich niemals ankommen lassen wird.
Was ist die Lösung?
Zunächst einmal: entscheide dich, welchen der zwei Herren du lieben willst. Auf welchen Herren wirst du deinen ganzen Willen ausrichten? Ist es Gott, dein himmlischer Vater, oder sind es die natürlichen Umstände? Deine Entscheidung für die Herrschaft des einen über deinem Leben beinhaltet gleichzeitig auch eine Abfuhr an die Herrschaft des anderen! Wenn du die Entscheidung triffst „Ich diene Gott, Jesus Christus ist mein Herr!“, dann lautet deine Entscheidung gleichzeitig: „Die natürlichen Umstände meines Lebens können mich nicht länger dominieren!“ Achtung: Ich sage damit nicht, dass diese natürlichen Umstände nicht real wären. Wir leugnen Umstände wie momentane Krankheiten, Schulden oder sonstige Nöte nicht! Doch wir lehnen ihre Herrschaft über unserem Leben ab, denn Jesus Christus hat alle Schuld, jede Krankheit und jeden Schmerz auf sich geladen und den vollen Preis bezahlt, so dass sich diese Umstände vor der Wahrheit des Wortes Gottes beugen müssen und in göttliche Ordnung kommen!
Dann beginne, das Wort Gottes ganz gezielt zu studieren und in dich aufzunehmen. In Jakobus 1, 21 heißt es: „…nehmt mit Sanftmut das euch eingepflanzte Wort auf, das die Kraft hat, eure Seelen zu erretten!“ Denke daran: ein Mensch mit geteiltem Herzen ist einer, der „zwei Seelen“ hat. In diesem Vers geht es nicht um deine ewige Errettung. Dieses Wort „erretten“ heißt auf griechisch „sozo“ und bedeutet außerdem „heilen, wiederherstellen, in Ordnung bringen“. Das Wort Gottes hat also die Kraft, dieses geteilte Herz zu heilen und wiederherzustellen, so dass das Getrieben-werden wie die Meereswoge aufhören wird.
Und als drittes: bewege dich in der Gnade Gottes. In Hebr. 13, 9 heißt es: „Laßt euch nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben; denn es ist gut, daß das Herz fest wird, was durch Gnade geschieht, nicht durch Speisen, von denen die keinen Nutzen hatten, die mit ihnen umgingen.“ Die Gnade Gottes macht dein Herz stabil und fest. Der Heilige Geist ist der Geist der Gnade. Gehe täglich in die Gegenwart Gottes, lasse den Heiligen Geist an dir wirken, bete viel in neuen Sprachen und mache dir dabei bewusst: Es ist der Geist der Gnade, der sich in mir und durch mich bewegt. Nimm bewusst Gottes Gnade für deine persönlichen Gebiete, in denen du die Gnade brauchst. Denn Johannes 1, 16 sagt: aus seiner Fülle haben wir genommen (oder empfangen– beide Übersetzungen sind korrekt) Gnade um Gnade.
Wenn du damit beginnst, lasse dich nicht entmutigen, wenn du nicht sofort eine Veränderung erlebst. Es ist ein Prozess, in dem auch immer wieder deine Willens-Entscheidung gefordert sein wird. Arbeite mit dem Heiligen Geist zusammen und lass dir von Ihm zeigen, was dich blockiert. Aber du wirst erleben, wie Veränderungen in dir beginnen und du wirst die Frucht davontragen: du wirst beständig und erfolgreich sein in all deinen Wegen.
rose sagte:
wow
Ingeborg Berger sagte:
<3
Margaretha Aichner sagte:
so auferbauend – danke