Als aber Ahitophel sah, dass sein Rat nicht ausgeführt wurde, sattelte er seinen Esel, machte sich auf und ging heim in seine Stadt; und er bestellte sein Haus und erhängte sich. (2 Sam 17,23)
Ahitophel war ein Ratgeber Absaloms, es heißt sogar, dass sein Rat in jenen Tagen soviel galt, als hätte man das Wort Gottes befragt (2 Sam 16,23). Er hatte eine herausragende Position bei Absalom, der ja seinen Vater David vom Thron verdrängt hatte. Ahitophel wird nun damit konfrontiert, dass sein Vorschlag dem König gegenüber abgelehnt und stattdessen der Rat eines anderen befolgt wurde. Was folgt, ist die drastische Konsequenz einer verletzten Eitelkeit.
Ahitophel zieht sich zunächst aus seinem Kreis zurück und geht nach Hause. Unterwegs hatte er vermutlich sehr viel Zeit zum Nachdenken. Das Interessante an der menschlichen Spezies ist, dass sie erst dann anfängt nachzudenken, wenn die Dinge nicht mehr laufen wie geplant. Doch die Art und Weise, wie ein Mensch mit Fehlern umgeht, spricht Bände über ihn! Ahitophel zahlt seine letzten offenen Rechnungen, sorgt dafür, dass die Lebensversicherung an seine Frau ausgezahlt wird, richtet eine Bankvollmacht für sein Konto ein, schreibt ein Testament und möglicherweise einen Abschiedsbrief und erhängt sich. Er zieht sich vollkommen raus, legt keinerlei Rechenschaft ab, lässt sich von niemandem konfrontieren und korrigieren und übernimmt keine Verantwortung für sein Handeln. Vielmehr flieht er vor all dem und wählt den Tod.
König David wird ein paar Kapitel davor vom Propheten Nathan zur Rechenschaft dafür gezogen, dass er Urija, den Mann von Bathseba, an die vorderste Front und damit in den Tod geschickt hat, um Bathseba für sich zu bekommen (2 Sam 12). Nathan kündigt ihm Unheil über sein Haus als Konsequenz an. Was ist die Reaktion Davids? Ich habe gegen den Herrn gesündigt (2 Sam 12,13). David stellt sich seinem Vergehen, er übernimmt die Verantwortung, erträgt die Konsequenz, dass das gemeinsame Kind stirbt, und ordnet anschließend sein Haus. Das Kind, das daraufhin geboren wird, ist Salomo, der uns noch heute für seinen unvorstellbaren Reichtum und seine Weisheit bekannt ist, und der von Gott geliebt und gesegnet war.
Unser Umgang mit Fehlern ist von größter Tragweite dafür, wie Gott mit uns weiter vorwärts gehen kann. Am Beispiel von Salomo siehst du, dass deine Entscheidung sogar die Geschichte maßgeblich beeinflussen kann! Übrigens war David kein Musterbeispiel von Fehlerlosigkeit, schließlich hat er zunächst versucht, seinen folgenreichen Seitensprung mit Bathseba zu vertuschen. Er hat Urija mehrfach zu seiner Frau schicken wollen, damit es so aussah, als sei er der Vater des Kindes. Doch sein Plan ging nicht auf. Der entscheidende Moment war jedoch, als Nathan ihn zur Rede stellte. Seine Reaktion: Er verteidigte und rechtfertigte sich nicht, er redete sich nicht raus, er beschönigte nicht die Fakten, er bagatellisierte es nicht, sondern er gab es ganz einfach zu. Damit rettete er sein Haus und seine Herrschaft.
Paulus schreibt über zwei Umgangsweisen mit solcher „Betrübnis“: Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod. Denn siehe, ebendies, dass ihr nach Gottes Sinn betrübt worden seid, wie viel Bemühen hat es bei euch bewirkt! Sogar Verteidigung, sogar Unwillen, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Bestrafung! In allem habt ihr bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid. (2 Kor 7, 10-11 ELB)
Du siehst, dass auch die Korinther, nachdem Paulus sie mit Fehlern konfrontiert hatte, zunächst einmal in den Verteidigungs- und Aktionsmodus geschaltet haben. Doch schließlich haben sie offensichtlich die Kurve gekriegt und Paulus lobt sie. Doch vor allem beschreibt Paulus die zwei denkbaren Ausgänge von „Betrübnis“. Einerseits die Buße zum Heil, andererseits aber der Tod.
Ich denke, wir können sicher sein, dass nicht jeder, der falsch mit seinen Fehlern umgeht, gleich dahingerafft wird oder den Selbstmord wählt. Doch es schließt mit Sicherheit aus, dass bestimmte Segnungen folgen können! Denn die Betrübnis, die gottgemäß erfolgt, bewirkt ein Umdenken, eine Buße, zum Heil. Das griechische Wort für Heil lautet soteria und umfasst Heil und Errettung in absolut jeder Hinsicht. Eine solche Buße ermöglicht es Gott, alles in absolute Ordnung zu bringen, jede Konsequenz deines Fehlers auszuräumen und alle Türen für dich zu öffnen.
Alles andere bewirkt insofern den Tod, als es in bestimmten Bereichen unseres Lebens einfach nicht weitergehen kann. Wenn wir nicht aus bestimmten Fehlern und unserem Umgang mit unseren eigenen Handlungen lernen, kann es sein, dass wir Volk-Israel-mäßig 40 Jahre lang auf einem Kurs laufen, der unter normalen Umständen 40 Tage gedauert hätte. In der Zeit verpassen wir Chancen, Wachstum und Siege.
Es ist meistens nicht besonders witzig, mit dem eigenen Versagen konfrontiert zu werden. Es ist oft beschämend, peinlich und schmerzhaft. Doch die enorme Chance liegt darin, dieses Versagen vor Gott zu bringen, sämtliche Feigenblätter, Rechtfertigungen und Opfermentalitäten beiseite zu legen und zu unseren Fehlern zu stehen. Denn nur dann, wenn wir zugeben, dass wir einen Fehler gemacht haben, kann das Opfer Jesu am Kreuz wirksam werden, wo er all unsere Strafe auf sich geladen hat. Das eröffnet den Weg dafür, dass Gottes Gnade fließen kann.