Das Gefängnis fanden wir zwar mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wächter außen vor den Türen stehen; als wir aber öffneten, fanden wir niemanden darin. (Apg 5,23)
Was war geschehen? Die Apostel waren verhaftet und ins Gefängnis geworfen worden. Mitten in der Nacht erscheint ein Engel Gottes, öffnet die Türen des Gefängnisses, führt sie hinaus und teilt ihnen mit, dass sie im Tempel lehren sollen. Interessanterweise macht der Engel anschließend alle Türen wieder zu. Der Hohepriester, der Hohe Rat und die Ältesten wollen die Apostel vernehmen, das Gefängnis ist erstaunlicherweise leer, und es muss erst jemand kommen, der ihnen sagt, wo sich die Gefangenen momentan befinden: nämlich im Tempel mitten in einer Lehreinheit vor dem Volk.
Ein paar Kapitel später: Paulus und Silas befinden sich ebenfalls im Gefängnis, machen Lobpreis, und ein Erdbeben zerlegt das Gebäude in Schutt und Asche. Der Gefängniswärter steht kurz vor dem Selbstmord, als er feststellen muss, dass alle seine Insassen noch da sind. Kurz darauf ist er und sein ganzes Haus wiedergeboren.
In beiden Fällen sehen wir die Apostel quasi in aller Unschuld agieren. Sie haben sich weder selbst befreit, noch die Situation ausgenutzt, geschweige denn noch eins drauf gelegt. Im ersten Fall hätten die Apostel einen hämischen Brief schicken können mit der Botschaft Wir sind dann mal weg. Im zweiten Fall hätten Paulus und Silas die Flucht ergreifen und auch sämtliche anderen Gefangenen türmen lassen können. Doch offensichtlich dachten aus irgendwelchen uns unbekannten Gründen nicht einmal die anderen Gefangenen daran, die Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen.
Als Kinder Gottes und Botschafter an Christi statt müssen wir wissen, wes Geistes Kind wir sind. Wir wissen, dass wir scharfe Waffen besitzen, die wirksam sind. Doch wir müssen auch wissen, wie wir sie einsetzen. Im Lukasevangelium findest du genau solch ein Beispiel bei den Jüngern Jesu. Jesus ist mit ihnen auf dem Weg nach Jerusalem und man verwehrt ihnen aus genau diesem Grund eine Unterkunft in einem Samariterdorf. Jakobus und Johannes sind darüber dermaßen empört, dass sie Jesus fragen, ob sie Feuer vom Himmel auf diesen Ort herabrufen sollen (Lk 9,54). Jesus weist sie zurecht, und sie übernachten an einem anderen Ort. Hätten sie die Vollmacht gehabt, Feuer regnen zu lassen? Vermutlich, sonst wären sie nicht auf den Gedanken gekommen. Hatten sie einen guten Grund? Aus ihrer Sicht schon, schließlich wussten sie mittlerweile, wer Jesus war. Und die Jünger wussten vermutlich auch, wer sie waren. Die Jünger Jesu nämlich! Sie waren schließlich mit dem Meister unterwegs! Was erlaubt sich also diese Samariter-Bande, ihnen ein Bett zu verwehren?! Da kann man schon mal zornig werden, stimmts? Falsch!
Die größte Falle, in die wir als Kinder Gottes und als neue Schöpfung tappen können, ist Stolz. Stolz ist eine Haltung des Herzens, die Handlungen hervorbringt. Doch die Handlungen, aus Stolz geboren, sind niemals Handlungen aus dem Geist heraus. Stolz ist vielmehr eine Haltung des Fleisches und bewirkt Taten des Fleisches, und das sogar im geistlichen Mantel. Jakobus und Johannes führen als ihr Vorbild sogar Elia an, der ja ebenfalls Feuer regnen ließ. Stolz beginnt eine geistliche Kampfführung, die alles in Schutt und Asche legen will, was sich in den Weg stellt. Kann das funktionieren? Absolut, denn unsere Waffen sind wirksam. Ist Kampfführung (in welcher Form auch immer) der Wille Gottes? Das ist die spannende Frage! Und genau an diesem Punkt beginnt die Demut.
Demut ordnet sich Gott unter, selbst im größten Widerstand oder im größten (vermeintlichen) Unrecht. Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir uns das vorstellen, oder wie wir sogar von Gott gehört zu haben meinen, haben wir zwei Möglichkeiten: Wir packen unser Waffenarsenal aus, errichten Verteidigungsfronten, beten für eine Strategie und rufen noch ein paar Leute dazu, die „im Geist“ sind und helfen können (auch als „Fürbitter“ bekannt) – oder wir überlassen es Gott, uns aus diesem Knast oder aus dieser Anklage herauszuholen.
Es ist so fundamental wichtig zu unterscheiden, wann wir kämpfen, angreifen oder verteidigen müssen, und wann nicht. Und selbst darin ist es von größter Wichtigkeit zu erkennen, wo wir noch eins drauf legen und Öl in ein Feuer gießen, das sogar von Gott selbst angezündet wurde. Wir haben scharfe Waffen, denn selbst ein einziges Wort zuviel kann im übertragenen Sinne einen Flächenbrand auslösen.
Doch wie können wir unterscheiden, ob gerade der Geist oder das Fleisch das Waffenarsenal auspackt? Ein sehr guter Gradmesser sind deine eigenen Emotionen. Bist du gerade emotional aufgeladen? Empört über das, was dir gerade geschieht? Oder sogar empört darüber, was dem Reich Gottes anscheinend gerade angetan wird? Oder bist du voller Mitleid über das, was einem anderen gerade geschieht und hilfst aus lauter Mitgefühl im Gebet? Dann empfehle ich dir eine kalte Dusche oder ein warmes Entspannungsbad. Denn aus Emotion heraus werden wir Kriege anzetteln und auf lange Sicht verlieren.
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus! (Phil 4,7) Wenn du dich im Frieden Gottes bewegst, bewahrt das dein Herz und deine Gedanken in Jesus selbst. Bewegst du dich nicht im Frieden Gottes, werden auch dein Herz und deine Gedanken überall sein, aber nicht in Christus. Doch nur aus dem Frieden Gottes heraus wirst du in siegreiche Schlachten gehen. Das ist die Disziplin eines Jüngers – das ist ein Teil von Exzellenz in der Nachfolge.
Margit Ellringmann sagte:
So schön ! Und so gut!