Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen! (Lk 10,17)

Jesus berief zunächst 12 und später weitere 70 Jünger, denen er den Auftrag gab, das Evangelium zu verkündigen, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben. Wir sehen hier, dass sie dabei ausgesprochen erfolgreich waren! Sie wirkten in der Vollmacht, die sie von Jesus empfangen hatten. Doch erst in Lukas 11,1 lesen wir, dass die Jünger Jesu anfingen, sich für Gebet zu interessieren. Bis dahin haben sie nur Jesus bei seinen eigenen Gebetszeiten mit dem Vater beobachtet. Doch wir lesen nichts davon, dass sie selbst gebetet hätten. Hier nun lesen wir: Und es begab sich, dass er an einem Ort im Gebet war; und als er aufhörte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte. (Lk 11,1). Ist es nicht interessant, dass Jesus seine Jünger nicht ins Gebet geführt hat, sondern ihnen erst auf ihre Bitte hin eine „Lehreinheit“ im Gebet gab? Dennoch waren die Jünger erfolgreich in ihrem Auftrag, das Evangelium zu verkündigen, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben.

In den folgenden Versen gibt Jesus ihnen das Gebet, das wir als das „Vaterunser“ kennen, und vergleicht den Vater im Himmel mit irdischen Vätern und sagt, dass kein menschlicher Vater seinem Sohn einen Stein geben würde, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange anstatt eines Fisches, oder einen Skorpion anstelle eines Eis. Zuletzt sagt er „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“ (Lk. 11, 13).

Was ist die Antwort des Vaters auf eine Bitte – auf Gebet? Gott antwortet mit dem Heiligen Geist!

In den Evangelien lesen wir oft, dass Jesus früh morgens ins Gebet ging. Wir lesen nur selten davon, worum es in seinem Gebet ging, doch wir können die Resultate seiner Gebetszeiten sehen. In Lukas 6,12-13 z. B. betete Jesus die ganze Nacht hindurch und wählte am nächsten Morgen aus seinen Jüngern 12 Apostel aus. Worüber hat er wohl gebetet? An einigen Stellen sehen wir, dass Jesus bestimmte Dinge tun musste. In Johannes 4 heißt es, dass Jesus von Judäa nach Galliläa ging und durch Samaria reisen musste. Dort traf er die Frau am Jakobsbrunnen. In Lukas 19 sagt Jesus zu Zachäus, der aufgrund seiner kleinen Körpergröße auf einen Baum gestiegen war um Jesus zu sehen: „Steige schnell herab, denn heute muss ich in deinem Haus einkehren“. Woher wusste Jesus, was er zu tun hatte? Bei anderen Gelegenheiten sagte Jesus seinen Jüngern präzise, wie eine Masse von 5.000 Männern zu speisen, die fällige Steuer zu begleichen oder das erforderliche Transport-Tier für seinen Einzug in Jerusalem zu besorgen war. Wir lesen an keiner Stelle, dass er um diese Dinge gebetet hätte. Er hat einfach nur angewiesen, wie es zu laufen hatte. Woher wusste er, was zu tun war?

Jesus offenbart hier das Geheimnis seiner Gebetszeiten vor dem Vater. Er wandte sich im Gebet an den Vater und empfing den Heiligen Geist. Das mag im ersten Moment trivial und unspektakulär klingen, doch hast Du Dir schon mal die Frage gestellt, was es bedeutet, den Heiligen Geist zu empfangen, in dem Moment, wo Du den Vater bittest? Beachte, dass Jesus nicht sagt: Wer den Vater um den Heiligen Geist bittet, empfängt ihn! Sondern Jesus sagt: Wer den Vater bittet, empfängt den Heiligen Geist! Hier geht es nicht um die Taufe im Heiligen Geist, sondern um die Art und Weise, wie der Vater im Himmel die Gebete seines Sohnes beantwortete. Der Heilige Geist ist Tröster, Ratgeber, Ermutiger, All-Wissender, Lebensspender. Er führt in die Wahrheit. Er gibt Leben. Er kennt die Gegenwart, die Zukunft und die Vergangenheit. Er durchforscht alles. Nichts ist vor ihm verborgen. Er gibt Weisheit, Offenbarung und Erkenntnis. Jesus lebte in vollkommener Gemeinschaft mit seinem Vater und dem Heiligen Geist. Er lebte in völliger Unterordnung unter die Aufträge, Anweisungen und Regeln seines Vaters.

In Jesaja 50, 4 finden wir eine kurze, aber knackige Beschreibung des Lebensstils eines Jüngers: „Gott, der Herr, hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich den Müden mit einem Wort zu erquicken wisse. Er weckt Morgen für Morgen, ja, er weckt mir das Ohr, damit ich höre, wie Jünger hören“. Erkennst Du den Lebensstil Jesu darin wieder? Übrigens wird in Lukas 4,22 ausdrücklich erwähnt, dass die Menschen verwundert waren über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund kamen. Nachfolge und Jüngerschaft besteht nicht nur darin, an Gott zu glauben, in eine Gemeinde zu gehen und regelmäßig die Bibel zu lesen. Jüngerschaft bedeutet, in einer engen Beziehungen mit dem Meister, dem Herrn, zu stehen und ihm zuzuhören. Jüngerschaft bedeutet, die Dinge auf die Art und Weise zu tun, wie der Meister sie vorgibt. Jüngerschaft bedeutet, die eigenen Vorstellungen, Erfahrungen und Ideen beiseite zu legen und zu fragen: Herr, was willst Du?

Klingt das anstrengend und unentspannt? Nun, über Jesus heißt es, dass er mehr mit Freudenöl gesalbt war, als alle seine Gefährten (Hebr. 1, 9). Jesus hatte mit Sicherheit ein freudiges Leben, denn ihm ist ja zu jeder Zeit alles vollkommen gelungen! Er lebte in der totalen Segnung Gottes. Kannst Du glauben, dass Dein morgendliches Gebet in eine neue Dimension gelangen kann, wo Du den Heiligen Geist, sein Reden – seine Wahrheit – seine Wege, in einer Art und Weise empfängst und erlebst wie nie zuvor? Ich bin davon überzeugt, dass eine solche Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist uns in einen wahren „prophetischen“ Lebensstil führt, wo wir im Fluss des Heiligen Geistes immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, um die richtigen Dinge zu tun, zu erleben oder zu empfangen. Diese Form von Jüngerschaft bringt Menschen hervor, mit denen Gott Geschichte schreiben kann.