Wir müssen aber auf eine Insel verschlagen werden (Apg 27,26)

Komischer Vers, um einen Tagestext zu beginnen? Nicht, wenn du dich an den gestrigen Beitrag erinnerst. Wir sprachen gestern davon, dass Gott das Licht in unseren Herzen hat aufleuchten lassen, so dass wir seine Herrlichkeit erkennen können. Wir haben über den Soll-Ist-Abgleich gesprochen und darüber, dass unsere Lebensumstände nicht mehr unter der Herrschaft der Finsternis sein müssen. Heute wollen wir uns der Praxis zuwenden.

In dieser Begebenheit ist Paulus auf einem Schiff unterwegs nach Rom. Er befindet sich in Gefangenschaft und soll dem Kaiser in Rom vorgeführt werden. Er weiß, dass es sein Auftrag von Gott ist! Man könnte natürlich seine Umstände für finster halten, für absolut dem Reich Gottes entgegengesetzt, doch Paulus hatte eine Mission, er musste vor den Kaiser gelangen. Als Otto-Normalbürger war das schwer möglich, und so setzte Gott die Umstände, dass ein Paulus von Tarsus vor den Kaiser von Rom, den Herrscher des Römischen Reiches, gelangen konnte. Das kannst du dir in etwa so vorstellen, dass Ines aus Niedersachsen irgendwie auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika treffen soll. Jedenfalls stand die Reise von Paulus scheinbar unter keinem guten Stern, denn das Schiff geriet in ein Unwetter. Doch in der Nacht erscheint dem Paulus ein Engel, der ihm mitteilt, dass er sich keine Sorgen machen muss, denn die Mission wird gelingen, niemand auf dem Schiff wird sterben. Und die Landung auf einer Insel ist Teil des Plans. Wenn du die ganze Geschichte liest, wirst du sehen, dass Paulus noch weitere Einsichten hatte und dem Hauptmann mitteilte.

Wir haben heute bei aller Lehre über unsere Vollmacht in Christus, unsere Unantastbarkeit, unsere neue Schöpfung usw. ein Problem: wir lernen viel über Autorität, doch wir lernen wenig über Demut. Versteh mich nicht falsch, wir müssen wissen, welche Autorität uns im Namen Jesus gegeben ist, denn ohne diese Autorität wird kein Kranker geheilt, kein Dämon ausgetrieben, kein Gefangener in die Freiheit geführt. Doch gleichzeitig muss uns weiterhin bewusst sein, dass es seine Kraft ist, die durch uns fließt, und wir müssen wissen, wie diese Kraft zum Einsatz gebracht werden soll. Und an diesem Punkt beginnt die Demut. Demut bedeutet die richtige Selbsteinschätzung vor Gott. Als wiedergeborene, durch Jesu Blut erlöste Menschen werden wir uns bewusst, dass wir uns nichts verdient haben, sondern alles durch Jesus geschenkt ist. Uns wird bewusst, dass wir Kraft empfangen haben und nicht selbst produzieren. Uns wird bewusst, dass Gott das ganze Bild kennt, und wir nur einen winzigen Ausschnitt. Uns wird bewusst, dass seine Wege und Gedanken anders und höher sind als menschliche.

Wir können jeden Tag den Himmel mit Schrot füllen, um eine einzige Ente zu erlegen, wir können aber auch nur einen einzigen Schuss abgeben, der sofort sitzt. Der Unterschied besteht in der aufgewendeten Zeit, dem Materialeinsatz, den unbeabsichtigten Opfern usw. Verstehst du, worauf ich hinauswill? Sieh dir noch einmal die Situation von Paulus an. Sein Auftrag ist, vor den Kaiser von Rom zu gelangen. Dafür muss er in Jerusalem verhaftet, auf ein Schiff gebracht und schwer bewaffnet nach Rom transportiert werden. Sicherer, schneller und billiger hätte er wohl kaum reisen können! Übrigens gab Paulus die ganze Zeit über Hinweise, wann die Reise hätte beginnen sollen, doch niemand hörte auf ihn. Brachte ihn das aus der Fassung? Nein. Er wusste, Gott wird ihn ans Ziel bringen.

Ein anderes Beispiel: Die Magd mit dem Wahrsagegeist, die tagelang hinter Paulus und seinen Gefährten hinterher ist und Werbung für sie macht. Paulus spürte, dass da was nicht passt. Schließlich treibt er einen Geist aus ihr aus. Hätte er sie auf eine andere Art und Weise loswerden oder zum Schweigen bringen können? Vermutlich. Warum hat er es nicht getan? Weil er wahrscheinlich nicht die entsprechende Anordnung hatte. Warum lief dieses Spiel tagelang? Nun, vielleicht hatte Paulus noch nicht den richtigen Schlüssel für diese Situation. Manchmal braucht es einfach Zeit, bis wir die Dinge mit den Augen des Geistes durchschauen. Doch schließlich ist die Magd nicht einfach nur still, sondern auch frei von einem dämonischen Geist. Wenn du die Apostelgeschichte studierst, wirst du zahlreiche Beispiele dafür finden, aus der Weisheit Gottes heraus ganz praktische Probleme zu lösen.

Das Beispiel des Hauptmanns von Kapernaum macht die Sache vielleicht noch klarer. Er sagt über sich in Matthäus 8,9: Ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Kriegsknechte unter mir; und wenn ich zu diesem sage: Geh hin!, so geht er (…). Der Hauptmann nutzt seine Autorität über seine Soldaten, um die Befehle auszuführen, die ihm erteilt worden sind. Denn genau dafür hat er ja die Befehlsgewalt und die Kriegsknechte bekommen. Doch kein noch so gewaltiger Hauptmann zieht ohne detaillierten Marschbefehl in einen Krieg! Er wird von seinen Vorgesetzten positioniert und bekommt den Befehl zum Angriff. Ohne den tut er nichts!

Lasst uns lernen, unter der Ordnung des Heiligen Geistes zu stehen und so in die Ordnung Gottes für unser Leben zu kommen. Gott kann so gewaltige Dinge rechts und links von uns tun, die uns nicht im Traum einfallen würden, wenn wir nur abwarten könnten, bis er uns konkrete Anweisung gibt.