Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen! (Lk 10,17)
Jesus hatte von Gott den Auftrag bekommen, den Armen frohe Botschaft zu verkünden, die mit zerbrochenen Herzen zu heilen, den Gefangenen Befreiung zu verkünden, und Blinden, dass sie wieder sehen werden, die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen, um das angenehme Jahr des Herrn zu verkündigen (Lk 4,18-19). Er hatte sehr schnell Jünger um sich versammelt, die er in diesen Auftrag mit hineinnahm, mit Vollmacht ausstattete und losschickte, um genau das zu tun, wofür er selbst gekommen war. Die Jünger brauchten etwas Übung, aber dann lief es. Und es lief so gut nicht nur für die Zwölf, die am engsten am ihm dran waren, sondern auch für diese Siebzig.
Übrigens lief es nicht nur für die Jungs gut, die sich um Jesus versammelt hatten. Es lief sogar für jemanden gut, der überhaupt nicht zum Kreis Jesu gehörte! Johannes sagte: Meister, wir sahen jemanden, der in deinem Namen die Dämonen austrieb, und wir wehrten es ihm, weil er dir nicht mit uns nachfolgt (Lk 9,49). Da war offensichtlich ein Mensch, der irgendwie mal in einem Seminar von Jesus gesessen, die Botschaft gehört und verstanden haben muss, und damit losgegangen ist – mit Erfolg! Und die Jünger falten ihn zusammen, weil er nicht zu ihrem Kreis gehört. Was sagt Jesus? Wehrt ihm nicht! Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns (Lk 9,50). Jesus zieht ihnen den Zahn, dass sie die einzigen sind, die in seiner Autorität wirken.
Wir stehen sehr schnell in der Gefahr, in ein Elitedenken abzurutschen. Wir haben die Lehre, wir haben die Offenbarung, bei uns wirkt der Heilige Geist vollmächtig, wir wissen, wer wir sind in Christus, bei uns geht die Post ab. Es ist total wichtig, dass wir die beste Lehre haben, die wir kriegen können! Es ist total wichtig, dass wir auf die Strasse gehen und uns unserer Vollmacht und unseres Schutzes bewusst sind. Es gibt keine schöneren Zeiten als in der Gegenwart Gottes zu stehen und zu erleben, wie seine Kraft fließt und wie er redet. Ich sage kein Wort gegen diese Dinge, weil ich sie liebe und sie Teil unseres Lebens im Reich Gottes sind. Und wir sollten uns freuen können, wenn Menschen von dämonischen Kräften befreit werden. Doch Jesus sagt hier einen Satz, den wir uns in die Herzen meißeln sollten: Doch nicht darüber freut euch, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber lieber darüber, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind (Lk 10,20)
Ich finde es so gewaltig, was Jesus uns hier mit auf den Weg gibt. Dieser eine Satz kann dein und mein Leben vor Stolz und Hochmut bewahren (der bekanntlich dem Fall vorausgeht…). Lass uns mal aufdröseln, was Freude darüber beinhaltet, dass uns die Geister untertan sind. Zunächst einmal der Triumph Satan gegenüber, der sich in dem Gefühl oder den Worten ausdrückt: Ha, ich bin stärker als du! Sorry, nein, bist du nicht! Es ist Jesus, der Satan besiegt hat und dessen Vollmacht du gerade gebrauchst. Als zweites schwingt mit: Wieder jemanden geheilt! Eine weitere Kerbe in meiner Bibel oder so ähnlich. Jedenfalls sammeln wir unsere Erfolge auf irgendeine Weise. Doch es tut mir leid, das war nicht dein Erfolg! Es war Jesus, der die Heilung mit seinem Blut bezahlt hat. Du hast sie bloß serviert. Und als drittes kommt der Vergleich mit anderen: Bei mir klappt das viel öfter, schneller, lauter und/oder spektakulärer als bei den anderen 69 Jüngern. Es entsteht die Konkurrenz im eigenen Haus. Unter dem Strich feiern wir uns selbst im Angesicht anderer.
Diese Aussage Jesu ist eigentlich die Aufforderung: Vergiss nicht, was dir geschenkt ist. Vergiss nicht, wo du herkommst und wo du hingehen würdest, wenn ich nicht dein Leben mit meinem Blut erkauft hätte. Vergiss nicht, wem du das alles heute verdankst. Wenn bei allem, was wir tun, die Freude darüber im Vordergrund steht, dass unsere Namen im Himmel angeschrieben sind, bleibt der Fokus fast automatisch auf Jesus gerichtet. Und genau darum geht es. Nur ein Baby-Christ wird sagen: Lalalalala, ich komm in den Himmel! Doch je weiter das Verständnis wächst, desto besser verstehen wir die gewaltige Errettung, die uns geschenkt ist, und die ja viel mehr beinhaltet, als die Ewigkeit im Himmel verbringen zu dürfen. Ein Teil dieser Errettung ist zum Beispiel diese Vollmacht, über die wir gerade sprechen.
Ihr Lieben, wir dürfen die Bodenhaftung nicht verlieren. Und diese Bodenhaftung besteht genau darin, niemals zu vergessen, was Jesus für uns getan hat. Jede Form von Vergleich und Konkurrenz mit anderen öffnet die Tür für Stolz und Überheblichkeit. Lass uns zum Schluss noch eine Geschichte anschauen. Jesus kommt nach seiner Auferstehung zu Petrus und Johannes an den See. Petrus hat eine ernste Unterredung mit Jesus, der ihn fragt, ob er ihn liebt. Die Unterredung ist vorbei, Petrus sieht Johannes in einiger Entfernung, und fragt Jesus: Was ist mit ihm? Die Antwort Jesu ist so kostbar: Wenn ich wil, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! (Joh 21,22).
Lasst uns diese Gesinnung haben, dass unsere eigene Beziehung zu Gott im Mittelpunkt steht. Dass Jesus unser Fokus ist. Dass es um ihn und dich, um ihn und mich geht, was auch immer gerade geschieht. Er hat unser Leben erlöst. Er ist es, dem wir absolut alles verdanken, wie groß oder klein auch immer unser Leben, unser Dienst, unser Erfolg sein mag.