Und die Frauen sangen im Reigen und riefen: Saul hat seine Tausende geschlagen, David aber seine Zehntausende! (1 Sam 18,3)
Wir haben uns bereits mehrfach mit David und Saul beschäftigt und haben einige Wesensmerkmale der beiden verglichen. Saul war der gesalbte König, der auf dem Thron saß, für den David ebenfalls bereits gesalbt war. Saul machte während seiner Herrschaft verschiedene Fehler, allerdings nicht hinsichtlich irgendwelcher Kriegsstrategien oder Regierungsentscheidungen. Seine Fehler spielten sich im Bereich der Beziehung zu Gott ab. Er widersetzte sich den Anweisungen Gottes, die ihm durch den Propheten Samuel mitgeteilt worden waren. Mal tat er das aktiv, indem er selbst opferte statt auf Samuel zu warten, mal tat er das passiv, indem er das Volk nicht daran hinderte, die verbotene Beute mitzunehmen. Währenddessen war er jedoch noch immer der König auf dem Thron und ein erfolgreicher Kriegsherr. Was allerdings begann, war das Prinzip chinesische Wasserfolter: Tropfen für Tropfen wurde Saul madig gemacht, indem er beobachten musste, wie David mehr und mehr Gelingen und Gunst bei seinem Volk hatte.
Was wir an Saul und David sehen, ist die Geschichte von Hochmut, Demut, Widerstand und Gunst. Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade (1 Petr 5,5b). Wir haben bereits in den letzten Tagen das Thema Hochmut und Demut beleuchtet, heute wollen wir uns anschauen, wie Gott reagiert. Der Vers in 1. Petrus 5, sagt nicht, dass Gott die Hochmütigen bekämpft, sie absetzt oder ihnen sonstwie eins über die Rübe gibt. Nein, er wider-steht. Als Kinder haben wir das manchmal mit unserem Vater gemacht. Mein Vater ist ziemlich groß und kein Hänfling. Wir haben im Spiel versucht, ihn zu schieben, seine Arme zu bewegen oder sonstwie zu beugen, und mein Vater ist einfach nur stehengeblieben und hat sich nicht gerührt. Bis uns schließlich die Puste ausging. Wenn Gott widersteht, steht er wie ein Bollwerk, rührt sich nicht und lässt den Hochmütigen ackern. Gleichzeitig allerdings läßt er dem Demütigen jede Gnade zukommen, bis es schließlich die Spatzen vom Dach pfeifen oder die Frauen beim Tanz singen, wer der Beliebtere im Volk ist.
Ich finde es interessant, wie subtil Gott arbeitet. Gott tut einfach gar nichts mehr, was uns dann dazu veranlasst, umso mehr zu tun. In 3. Mose 26,19-20 lesen wir, wie Gott in der Zeit des Gesetzes gehandelt hat: Ich will euren harten Stolz brechen. Ich will euch den Himmel wie Eisen machen und die Erde wie Erz, dass eure Kraft sich vergeblich verbraucht und euer Land seinen Ertrag nicht gibt und die Bäume des Landes ihre Früchte nicht bringen. Wenn Gott widersteht, zieht er einfach nur seine Gunst in unserem gesamten Umfeld zurück. Das heißt also nicht, dass alles um uns herum zerstört wird. Es bedeutet einfach nur, dass Gott sozusagen das Licht ausmacht. Dann zücken wir unsere Taschenlampen oder besorgen Stromgeneratoren und Baustellen-Flutlicht und arbeiten weiter. Es wird bloß ungleich härter. Es läuft alles wie vorher, bloss sehr viel mühseliger, und die Resultate verändern sich oder kosten einfach nur sehr viel mehr Kraft.
Kennst du solche Phasen, wo es irgendwie nicht mehr flutscht? Wie oft denken wir dann, dass es der böse Teufel ist, der uns aufs Korn nimmt. Doch wenn wir mal genauer hinschauen würden, würden wir bemerken, dass wir uns gerade die Zähne an Gott ausbeißen, der einfach nur stehenbleibt und zuschaut, wie uns die Puste ausgeht. Wie lange geht das? Das kann sehr lange gehen. Es kommt darauf, wie entschlossen wir dem Widerstand widerstehen. Zunächst machen wir diszipliniert einfach weiter. Dann werden wir mit Entschlossenheit weitermachen. Wenn das noch nicht reicht, werden wir mit Kampf weitermachen. Und schließlich vermutlich noch ein paar Leute mobilisieren, die uns helfen sollen, dem Feind zu wiederstehen. Fragt sich nur, wer der Feind ist… Erschwerend kommt hinzu, dass wir in Phasen des Stolzes gleichzeitig zu stolz werden nachzuhaken, ob wir gerade einen Fehler machen.
Wenn Gott Gnade gibt, kann das praktisch bedeuten, dass er uns Menschen, Informationen, Ressourcen, Finanzen, Ideen, usw. einfach vorbeischickt, ohne dass wir wirklich bemerken, dass Gott dahintersteckt. Aber irgendwie flutscht halt alles und läuft ohne große Anstrengung. Wir tun, was wir zu tun haben, aber die Resultate sind da, der Ertrag unserer Arbeit ist da. Gott stellt sich zu dem Demütigen und beschleunigt sozusagen sein Leben und alles um ihn herum. Menschen machen Werbung oder dienen als Mittelsmänner zu weiteren Menschen, die derjenige gerade benötigt. Investitionen bringen höheren Ertrag bzw. müssen geringer ausfallen, weil Gott Gunst schenkt und für Sonderpreise sorgt. Wenn Gott Gnade schenkt, sieht das meist ebenso subtil aus, wie wenn Gott widersteht.
Wenn in unserem Leben die Dinge anfangen irgendwie zäh zu werden, sollten wir dringend anhalten. Gott ist ziemlich standfest. Ihn oder seinen starken Arm gegen seinen Willen bewegen zu wollen, ist ein aussichtsloses Unterfangen. In solchen Momenten sollten wir dringend vor Gott treten und mal nachfragen, ob wir gerade auf dem Holzweg sind. Das heißt nicht unbedingt, dass das, was wir tun, falsch ist! Es kann aber bedeuten, dass unsere Beziehung zu Gott nicht mehr stimmt. Es ist nicht das was, das nicht stimmt, sondern das wie. Gott gegenüber können wir nur kapitulieren, denn sein Atem reicht mit absoluter Sicherheit länger als unserer. Doch wenn wir unseren Stand vor ihm wieder bereinigen, uns demütigen, können wir sicher sein, dass auch Gott seinen Widerstand uns gegenüber beendet.