Siehe, ich habe einen Traum gehabt; und siehe, ein Laib Gerstenbrot wälzte sich zum Lager der Midianiter; und als er an die Zelte kam, schlug er sie und warf sie nieder, so dass sie umstürzten; und er kehrte sie um, das Unterste zu oberst, und die Zelte lagen da. (Ri 7,13)
Wenn wir sprächen: Wir wollen in die Stadt gehen, wo doch Hungersnot in der Stadt herrscht, so müßten wir dort sterben; bleiben wir aber hier, so müssen wir auch sterben! So kommt nun, wir wollen zum Lager der Aramäer überlaufen. Lassen sie uns leben, so leben wir, töten sie uns, so sind wir tot (2 Kön 7,4)
Mit diesen beiden Geschichten bin ich heute morgen aufgewacht und habe mich gefragt, was sie eigentlich miteinander zu tun haben? Der erste Vers findet sich bei der Geschichte von Gideon, der sich in aussichtloser Lage befand und mit Pura bei Nacht zum Lager des Feindes geht, wo er genau diesen Traum von einem seiner Feinde belauscht. Die Auslegung: Gott hat das Lager der Midianiter in die Hand Gideons gegeben. Die Feinde wussten bereits von ihrer Niederlage – Gideon wusste bis zu diesem Moment noch nichts von seinem bevorstehenden Sieg.
Der zweite Vers beschreibt die Abwägung von vier aussätzigen Männern, die sich vor den Toren der belagerten Stadt Samaria befinden, und die gerade von den Feinden regelrecht ausgehungert wird. Es spielen sich in Samaria fürchterliche Szenen ab, und Elisa weissagt, dass am folgenden Tag wieder reichlich Nahrung vorhanden sein wird. Die Aussätzigen wissen nichts davon, doch finden das Lager der Feinde verlassen vor, denn Gott hatte sie in Angst und Schrecken versetzt, so dass sie Hals über Kopf geflohen waren und das gesamte Lager zurückgelassen hatten.
Was ist der gemeinsame Nenner dieser beiden Stories? Todesmut und Entschlossenheit, gepaart mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu scheitern. Gideon macht sich mit 300 Männern, leeren Krügen und Fackeln auf den Weg gegen den Feind, die Aussätzigen ziehen zum Lager des Feindes. Und sowohl Gideon als auch die Aussätzigen erleben, wie Gott übernatürlich eingreift und das Lager des Feindes vor ihren Augen total verwüstet.
Nun magst du denken, dass das ja nette Geschichten sind, voller Heldentum und Siegesparty, die aber nichts mit uns heute zu tun haben. Doch das stimmt nicht. Sicher lagert vor den Türen von Frankfurt, Wiesbaden oder wo auch immer du dich gerade befindest kein Feind, der die Stadt aushungert. Und dennoch magst du Bereiche in deinem eigenen Leben haben, die regelrecht ausgehungert werden. Vielleicht hast du einen Traum oder eine Lebensvision, eine Berufung von Gott, die sich immer weiter zu entfernen scheinen? Die immer unwahrscheinlicher aussehen und immer mehr an Lebenskraft verlieren? Dann will ich dir heute Mut machen, diese Träume nicht aufzugeben!
In Johannes 11 sehen wir die Begebenheit, dass Lazarus gestorben ist. Martha und Maria sind voller Trauer, aber auch Enttäuschung, dass Jesus nicht rechtzeitig da war, um ihn zu heilen. Jesus lässt den Stein vom Grab entfernen, und Maria reagiert entsetzt, denn Lazarus ist schon vier Tage tot. Das macht schon mal etwas mit einem toten Körper… Jesus sagt zu ihr einen entscheidenden Satz, den ich auch dir heute mit auf deinen Weg geben will, wie tot oder zum Tode verurteilt auch immer die Dinge um dich herum aussehen mögen: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen! (Joh 11,40)
Dieser Satz beschreibt keine Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, sondern ein Fakt. Wenn du Glauben an Gott hast, nicht locker lässt, nicht nachgibst, nicht zurückweichst, dann wirst du sehen, wie Gott eingreifen wird. Doch was heißt es, zu glauben? Wie und was glauben wir eigentlich, um Resultate zu sehen? Wir werden uns morgen damit noch etwas genauer auseinandersetzen, doch eine Sache sehen wir bereits bei Gideon, den Aussätzigen und auch bei Jesus: sie handeln. An etwas oder für etwas zu glauben bedeutet, aktive Schritte in die entsprechende Richtung zu gehen. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, dass Gott irgendwie, irgendwo und irgendwann die Türen öffnen, den Teppich ausrollen und den Vorhang beiseite ziehen wird und sagt: Willkommen in deinem neuen Leben! Das wäre schön, funktioniert aber nicht!
Wenn wir Gott dafür glauben, dass er bestimmte Dinge in unserem Leben verändern kann und wird, dass die Hungersnot oder Belagerung aufhört, brauchen wir eine Richtung, in die wir uns ausrichten und in die wir Schritte unternehmen. Gideon wusste, dass Gott das Feindeslager in seine Hände gegeben hatte. Doch hingehen musste er schon noch, um es einzunehmen. Und bis zu dem Moment, wo er mit einer Strategie in das Lager kam und das Eingreifen Gottes sah, bestand die Wahrscheinlichkeit der totalen Niederlage. Dennoch ging er. Die Aussätzigen hatten drei verschiedene Möglichkeiten zu sterben (vor der Stadt, in der Stadt, in der Hand des Feindes) und eine Chance, zu überleben – nämlich in der Hand des Feindes. Sie hätten kapitulieren können, doch ihr Lebenswille war groß genug, um das Risiko einzugehen. Und so gehen sie selbst direkt zum Feindeslager, um es total verwüstet und verlassen vorzufinden.
Wenn du Hunger nach bestimmten Dingen in deinem Leben hast oder siehst, dass bestimmte Bereiche deines Lebens wie eingekesselt und gefangen sind, bitte Gott um eine Strategie. Und wage es, Schritte in die entsprechende Richtung zu gehen. Manchmal müssen wir wie Petrus auf dem Wasser das Risiko eingehen, klitschnass zu werden. Doch ohne Glaube werden wir die Herrlichkeit Gottes, sein Eingreifen, seine Lösungen, seine Bewahrung nicht sehen.