Und sie erstaunten alle, so daß sie sich untereinander fragten und sprachen: Was ist das? Was für eine neue Lehre ist dies? Mit Vollmacht gebietet er auch den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm! (Mk 1,27)

Die Menschen zur Zeit Jesu waren an ein religiöses Leben gewöhnt. Die Versammlungen in der Synagoge, die jüdischen Feste, das Gesetz waren ganz normaler Bestandteil ihres Lebens. Doch an eine Sache waren sie nicht gewöhnt: Dass Action herrscht!

Wenn wir den Dienst von Jesus anschauen, sind zwei entscheidende Merkmale zu finden: er lehrte sehr viel, sowohl in den Synagogen als auch unter freiem Himmel, und er heilte Kranke, bzw. trieb Dämonen aus. Doch eigentlich bestand Jesu Dienst darin, dass Reich Gottes zu repräsentieren und zu manifestieren. Und hier liegt ein Schlüssel für unser Leben heute: Was ist unser Auftrag?

Nun könnten wir den großen Missionsbefehl aus Markus 16 anführen, der uns damit beauftragt, in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu verkündigen. Wir könnten den Auftrag heranziehen, die Menschen mit Gott zu versöhnen. Wir könnten an Lukas 4,18-19 denken, wo die Wirkungsrichtung der Salbung des Heiligen Geistes beschrieben wird. All das sind Bestandteile unseres beschriebenen Auftrags, all das ist vollkommen richtig und wichtig zu wissen und eine Offenbarung darüber zu haben. Doch Jesus ging von einer anderen Seite heran: Er war die Botschaft, er lebte in seinem Auftrag, der Auftrag war sein Leben.

Ich bete für mich und für die Christen in Europa, dass wir eine Sache endlich begreifen: die Welt um uns herum ist nicht mehr unsere Realität. Unsere Realität ist das Reich Gottes in allen Facetten. Das Reich Gottes, das uns auf Schritt und Tritt begleitet, weil es in uns ist und uns vollkommen umgibt, sollte unser Denken, Wahrnehmen, Sprechen und Handeln so sehr durchdringen, dass es jederzeit zu einer sichtbaren Realität im Leben der Menschen um uns herum wird. Und das ist genau das, was Jesus getan hat: Er hat das Reich Gottes gelehrt und verkündigt und überall dort, wo es nicht Realität war, sofort zur Realität gemacht. Mir fällt kein Beispiel ein, wo Jesus die Umstände auf sich beruhen ließ, wenn sie ihm entgegenstanden. Mir fällt kein Beispiel ein, wo Jesus Menschen in ihrer Krankheit ließ, wenn sie bereit waren, Heilung zu empfangen.

Es ging Jesus nicht darum, in den Synagogen und Versammlungen unter freiem Himmel zu lehren und dann zu beweisen, dass das Wort Gottes wahr ist. Vielmehr hat er gelehrt und es gleichermaßen praktiziert. Und genau das hat für seine Zuhörer den entscheidenden Unterschied ausgemacht: Die Vollmacht über unreine Geister, Krankheiten, usw. Paulus beschreibt diese Art des Dienstes folgendermaßen: Meine Rede und meine Verkündigung bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft (1 Kor 2,4). Wir versuchen oft, Menschen zu Jesus zu führen und ins Reich Gottes zu bringen, indem wir sie bequatschen und davon zu überzeugen wollen, dass mit Jesus einfach alles irgendwie besser ist (wie genau, können wir allerdings auch oft nicht erklären). Doch das, was die Menschen an Jesus fasziniert hat, war die Praxis! Was den Unterschied gemacht hat waren weniger die reinen Worte als vielmehr die Handlung, die den Worten folgte.

Ein sehr guter Freund von mir gebraucht immer folgende Aussage: Bringe Gott in das Bild. Genau darum geht es. Wir brauchen die Sensibilität und die Antennen dafür, an jedem Ort und in jeder Situation einen Soll-Ist-Abgleich durchzuführen. Ich bin hier, das Reich Gottes ist mit mir, was an dieser Situation stimmt hier nicht mit dem Reich Gottes überein? Der Unterschied besteht einfach nur darin, ob wir auf eine Gelegenheit hoffen, von Jesus erzählen zu können, oder ob wir bereit sind, aktiv das Reich Gottes in Situationen hineinzubringen. Der Unterschied besteht in unserer eigenen Haltung und Ausrichtung: Sind wir bereit, von Jesus zu erzählen und für Kranke zu beten, oder sind wir Träger des Reiches Gottes, die die Umstände um uns herum erkennen und nicht auf sich beruhen lassen.

Wir haben mehr zu geben als ein paar Worte. Wir haben ein Reich mit uns, das darauf wartet, auf die Erde hereinbrechen zu können. Dieses Reich manifestiert sich durch Worte, denn Jesus bestätigt sein Wort mit darauffolgenden Zeichen und Wundern (Mk 16,20). Das gilt nicht nur für Krankheit, sondern für jeden Umstand, der nicht dem Maßstab des Reiches Gottes entspricht. Wird um dich herum viel gelästert oder geflucht? Herrscht an deinem Arbeitsplatz Streit und Unfrieden? Hängt Bedrückung ständig über dem Ort, wo du lebst? Auch dafür hast du die passende Botschaft und die entsprechende Vollmacht. Es geht übrigens auch nicht ausschließlich darum, zu den Menschen zu sprechen. Es kann sein, dass sie deine Worte überhaupt nicht aufnehmen können, weil das Klima rundherum diese Worte sofort verschluckt. Manchmal muss erst einmal die Atmosphäre verändert werden, bevor Menschen überhaupt reif sind, etwas vom Reich Gottes zu hören.

Ich bin längst noch nicht an diesem Punkt angekommen, doch es ist meine Sehnsucht, dass die Kraftwirkungen des Reiches Gottes fließen, wo immer ich bin. Was auch immer das praktisch bedeutet. Ich will jemand sein, der nicht nur für Kranke betet, sondern der Atmosphären, Stimmungen, Situationen verändert und dem Reich Gottes Bahn bricht. Jesus hat ganze Erweckungen ausgelöst, die Apostel haben ganze Erweckungen ausgelöst. Du und ich sein kein bisschen anders. Bist du dabei?