Petrus spricht zu ihm: Und wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen (Mt 26,35)

Und was danach kam, wissen wir alle…

Ihr Lieben, machen wir uns nichts vor: Wir werden auf den Prüfstand gestellt werden! Immer und immer wieder. Und wir werden mit dem Zeug konfrontiert werden, das in uns ist. Das ist ganz normal! Aber manchmal können wir so dermaßen von uns überzeugt sein, dass wir staunen, was aus uns herauskommt, wenn jemand auf die berühmte Tube drückt und der Inhalt sichtbar wird. Ich bin davon überzeugt, dass Petrus von seinen eigenen Worten vollkommen überzeugt war. Er meinte, was er sagte, doch als die Gelegenheit kam, seinen Worten Taten folgen zu lassen, machte ihm sein Inneres einen fetten Strich durch die Rechnung.

Und ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass Gott selbst uns immer wieder in Situationen stellen wird, in denen wir Gegelegenheit bekommen werden, uns zu bewähren – oder kärglich zu scheitern. In Matthäus 24,45-51 spricht Jesus darüber, dass der Herr seinen treuen und klugen Knecht über die Dienerschaft setzt. Und dann lässt er ihn handeln. Wenn du die Begebenheit liest, wirst du sehen, dass der gleiche treue und kluge Knecht plötzlich mutiert. Plötzlich ist er jemand, der sich sagt: Och, mein Chef ist weg, er sieht und hört nichts… Und er beginnt, diejenigen zu misshandeln, die ihm anvertraut waren, und selbst in einen Lebensstil zu verfallen, der ihm nicht ansteht. Beachte, dass es hier nicht um zwei unterschiedliche Knechte geht! Es geht um einen einzelnen Knecht, der von Gott das Urteil treu und klug empfangen hat. Doch was passiert, ist, dass sich die Stimme seines Herzens regt. Das, was verborgen in diesem Knecht war, kommt mit der Zeit hervor. Es ist nicht von Anfang an sichtbar, sondern erweist sich in der Zeit seines Dienstes. Er beginnt damit, die ihm Anvertrauten zu schlagen, zu schlemmen und zu trinken.

Wie lange das dann noch gutging, lesen wir hier nicht. Doch eines Tages steht sein Herr überraschend auf der Matte. Die Folge ist Zerstörung dieses Knechts und sein Ende bei den Heuchlern. Eine interessante weitere Bedeutung dieses griechischen Begriffs ist Schauspieler. Ein Schauspieler ist jemand, der eine bestimmte Rolle verkörpert, und zwar normalerweise nur vor Publikum. Das heißt, hinter den Kulissen legt er seine Rolle ab und ist wieder er selbst. Geht der Vorhang wieder auf, schlüpft er wieder in das Wesen, das er darzustellen hat. Gottes Wort offenbart uns hier, dass dieser Knecht schlussendlich ein Schauspieler war. Doch es kam nie zu einer Oscar-Verleihung, denn im Reich Gottes wird nicht die beste Darstellung auf der Bühne belohnt, sondern das, was sowohl vor als auch hinter den Kulissen geschieht.

Gott lässt uns Zeit zu wachsen und uns zu entwickeln. Wenn die Zeit und unser Wesen reif ist, werden uns Menschen und Aufgaben anvertraut. Es ist eine Gelegenheit zur Bewährung, denn Jesus sagt: Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu (Lk 16,10). Doch er beschreibt hier keinesfalls einen Automatismus! Wir bekommen vielmehr im Geringsten die Gelegenheit, unsere Treue zu erweisen. Unsere Treue im Umgang mit dem, was uns anvertraut ist, wird sich erst dann zeigen, wenn wir mit diesen Dingen arbeiten. Und wer sich dann als treu erweist, erlebt die Beförderung. Doch warum ist das so?

Gott kennt uns durch und durch – besser, als wir uns selbst kennen. Und das ist das Problem. Wir wissen sehr oft nicht, wozu wir in der Lage sind, bis wir die Gelegenheit bekommen, es zu erleben. Und Gott gibt uns diese Gelegenheiten. Doch sein Ziel dabei ist unsere Bewährung. Und manchmal unsere Überführung. Ich bin sicher, dass du – ebenso wie ich – immer wieder in Situationen kommst, wo es ein reiner Akt von Entscheidung ist, auf eine bestimmte Art und Weise zu reagieren. Es gibt Momente, wo wir uns mit Genuss dem Platzen der Hutschnur hingeben würden und gepflegt ausrasten und rumschreien wollen. Doch ist das gemäß dem Heiligen Geist? Sicher nicht. Wissen wir das? Oh, ja! Ist der Wunsch dennoch da? Mit Sicherheit. Was hält uns ab? Das ist die spannende Frage. Hält uns etwas ab, oder lassen wir unseren Gefühlen und dem Wunsch, alles um uns herum zu zerlegen, freien Raum? Und das ist genau der Moment der Bewährung. Unsere Gefühle, unser Wunsch nach Rache oder vermeintlicher Gerechtigkeit können in uns Amok laufen. Und dann ist es eine reine Entscheidungssache, dem zu folgen, was Gottes Wort sagt. Und weißt du, was es noch zeigt? Unsere Liebe zu Jesus. Denn er sagt: Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe (Joh 15,10). Wir werden in Situationen kommen, wo wir uns ausschließlich an sein Gebot halten werden, auch wenn unsere Emotionen rasen. Das ist der Weg der Liebe Jesu. Es bewahrt uns in seiner Liebe – in der Liebe zu ihm.

Und wenn wir versagt haben? Bedenke, dass Gott nicht überrascht ist. Wir sind diejenigen, die staunen werden, wozu wir bei aller Lehre und allem Gebetsleben noch immer in der Lage sind…  Es ist der Moment der Wahrheit für uns selbst – und der Moment der Demut vor Gott. Jesus setzte sich später mit Petrus zum Frühstück am Strand zusammen. Petrus war gebrochen. Doch Jesus erhob ihn, nahm ihn in den Dienst und vertraute ihm seine eigenen Schafe und Lämmer an. Das ist Vertrauen! Vertrauen Gottes in einen Menschen, der gedemütigt wurde, sich demütigen ließ, viel über sich selbst gelernt hat und nun verändert daraus hervorgeht. Und Petrus hat gelernt. Ich bete, dass du und ich ebenso in der Lage sein werden, uns konfrontieren und verändern zu lassen.