Und er gebot ihnen und sprach: So sollt ihr handeln in der Furcht des Herrn, in Wahrheit und mit ungeteiltem Herzen (2 Chr 19,9)

Noch einmal zurück zu Josaphat, dem wir gestern bereits dabei zugesehen haben, Schritt für Schritt mutiger zu werden und Entscheidungen zu treffen, die – rein menschlich betrachtet – auch nach hinten hätten losgehen können. Doch Gott war mit ihm und das Volk blieb auf seiner Seite, auch als er einigen von ihnen die Altäre für ihr religiöses Leben zerstörte.

Nun sind wir mit Josaphat zwei Kapitel weiter. In der Zwischenzeit sind einige Jahre verganggen, und er ist gemeinsam mit dem Ahab, dem König von Israel, in den Krieg gezogen. Er hatte zwar ein mieses Gefühl dabei, doch er hatte auch eine Bundesbeziehung zu Ahab, die ihn verpflichtete. Der Prophet Micha lernt ein paar interessante Dinge über Lügenpropheten, König Ahab stirbt der Prophezeiung Michas gemäß, und Josaphat kehrt nach Jerusalem zurück. Doch so ganz friedlich ist es nicht um ihn, denn der Seher Jehu kommt und staucht ihn für sein Handeln zusammen. Und auch das Volk hat in der Zwischenzeit einen Wandlungsprozess erlebt, denn offensichtlich haben sie sich wieder von den Wegen Gottes entfernt. Josaphat schafft in Stadt für Stadt wieder Ordnung und setzt Richter für jede einzelne Stadt ein. Als König gibt er ihnen den Maßstab, wie sie zu richten haben.

Doch was er ihnen gibt, ist kein Katalog von Paragraphen und hunderten von Wenn-Dann-Beschreibungen, sondern es ist ein einziges Motto, das auch seine eigene Lebensführung in einem Begriff beschreibt: die Furcht des Herrn.

Die Furcht des Herrn ist ein umfassender Begriff, der einen Lebensstil, Maßstäbe, Haltungen, Denk- und Handlungsweisen, Entscheidungsrichtlinien und Prioritäten in einem Wort zusammenfasst. Und es ist das einzige, was uns in unserem Leben mit Gott auf Kurs halten kann.

Die Furcht des Herrn bedeutet nicht, vor Angst zu zittern. Auch wenn die Menschen des alten Testaments immer wieder guten Grund und reichlich Gelegenheit dafür hatten. Wir leben heute unter dem neuen Bund, denn Jesus Christus hat für jede einzelne Schuld bezahlt, die wir begangen haben, gerade begehen oder noch begehen werden. Die Vergebung ist jederzeit für uns verfügbar! Wir brauchen keine Angst haben, dass Gott uns verstößt. Doch Gott ist heilig, und ihm gebührt höchste Achtung und Resepekt in unserer gesamten Lebensführung, auch wenn wir ihn Vater nennen dürfen.

Die Furcht des Herrn ist es, die uns bestimmte Dinge tun oder lassen lässt. Sie lässt uns bestimmte Entscheidungen für oder gegen Dinge, Verhaltensweisen, Angebote oder Ideen treffen. Sie lässt uns unsere Emotionen herunterschrauben und hält uns davon ab, Menschen in aller Deutlichkeit zu sagen, was wir von ihnen halten. Sie hält uns in der Demut, wenn Menschen oder Situationen dabei sind, uns ein Podest zu bauen.

Was heißt es, in der Furcht des Herrn zu leben? Es bedeutet ganz einfach, in allem, was wir tun, denken, sagen, fühlen, hoffen und glauben, das Wort und das Wesen Gottes wie einen Filter dazwischenzulegen und am Ende dem zu folgen, was dabei übrigbleibt. Es bedeutet, sich bewusst für das zu entscheiden, was dem Wort und dem Wesen Gottes entspricht. Wie kann das praktisch aussehen? Zum Beispiel kann dir ein Angebot gemacht werden, das zwar legal aber irgendwie anrüchig ist. Es entspricht im Detail nicht dem Wesen Gottes, also lehnst du es ab. Oder du hast eine Stinkwut auf jemanden und das dringende Bedürfnis, dieser Person so richtig die Meinung zu sagen. Möglicherweise liegst du sogar im Recht, doch Zornausbrüche entsprechen nicht dem Wesen Gottes, also schraubst du deine Emotionen herunter. Oder du reitest seit einer halben Stunde auf einer roten Welle quer durch die Stadt und musst an jeder Ampel anhalten. Steigt dein Puls und der Wunsch, der Schnarchnase vor dir mal zu zeigen, was für eine schöne Hupe du hast? Oder entstpannst du dich?

Bei der Furcht des Herrn geht es um eine Sache absolut gar nicht: Um uns. Bei der Furcht des Herrn geht es einzig und allein darum, Jesus, den Vater, den Heiligen Geist an die erste Stelle zu setzen und so zu agieren, wie es ihm gefällt und entspricht. Und dabei ist es völlig egal, was unser Seelchen dazu sagt. Versteh mich nicht falsch, wir haben eine Seele, die bestimmte Dinge fühlt und möchte, und das ist gut so! Doch unsere Gefühle dürfen nicht der Maßstab unseres Lebens sein. Ein Leben in der Furcht des Herrn hält unserer Seele die geistlichen Maßstäbe gegenüber und stellt sie an die Position, die ihr gebührt: Untergeordnet unter das Wort und das Wesen Gottes.

Die Furcht des Herrn ist daher auch kein Automatismus und wird niemals ein Automatismus. Es ist eine Entscheidung, die wir in jeder Situation neu zu treffen haben. Nur je tiefer wir mit dem Herrn verbunden sind und das Wort Gottes kennen, desto schneller und einfacher wird es uns gelingen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Doch die Furcht des Herrn wird in unserem Leben gewaltige Früchte bringen, denn sie bewahrt uns auf dem Weg Jesu. Auch wenn es zeitweise unbequem werden mag, so ist doch eines sicher: Gott ist ein Belohner derer, die ihn fürchten!