Als nun ganz Israel hörte, was für ein Urteil der König gefällt hatte, da fürchteten sie sich vor dem König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in seinem Herzen war, um Recht zu schaffen (1 Kön 3,28)
Es ist von Salomo die Rede, der gerade ein Urteil gefällt hatte, das in die Geschichte eingegangen ist: Im Streit zweier Frauen um ein Kind hatte er die Teilung des Kindes angeordnet. Ein brutales Urteil, das allerdings die Wahrheit offenbarte, wer wirklich die Mutter des Kindes war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es heute viele Menschen gibt, die so handeln würden. Doch Salomo war in vielerelei Hinsicht sehr speziell. Seine Weisheit war ein Aspekt davon.
Doch wie hatte Salomo diese Weisheit empfangen? Er hatte Gott um Einsicht und Verständnis gebeten! Sicher hätte er genauso gut einen ganzen Berater-Stab beschäftigen können, die ihm helfen, richtig und falsch abzuwägen. Doch er wandte sich an Gott. Er wusste, dass nur Gott die Quelle von Weisheit und Verständnis war. Schließlich war Salomo der Sohn Davids! Er hatte reichlich Gelegenheit gehabt, seinen Vater in dessen Beziehung zu Gott zu beobachten und viel zu lernen.
In Psalm 111,10 lesen wir eine interessante Aussage zum Thema Weisheit: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Das hebräische Wort für Anfang bedeutet auch Kopf oder Spitze. Es ist weniger ein zeitlicher Ausdruck als vielmehr ein positioneller. Es bedeutet nicht in erster Linie: Wenn du den Herrn fürchtest, wirst du anfangen, Weisheit zu erlangen. Es heißt vielmehr: Weisheit ohne Furcht des Herrn? Vergiss es! Die Furcht des Herrn muss an erster Stelle in uns verankert sein. Sie muss das Leitmotiv unseres Lebens mit dem Herrn sein. Sie muss über allem stehen, was wir tun, denken, wollen und fühlen. Darüber haben wir bereits gestern gesprochen. Und Gottes Wort zeigt uns hier, dass es in Sachen Weisheit nicht sehr weit gehen wird, wenn diese Position nicht klar ist.
In Deutschland haben wir ein bekanntes Sprichwort: Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Es ist in der Regel ein negatives Statement, das die Wirkung der Führungsperson auf die Mannschaft und auf das Handeln und Verhalten einer Gruppe oder einer Abteilung beschreibt. Das Verhalten einer Gruppe, ihr Reden, Denken und Handeln, wird maßgeblich von der Führungsperson geprägt. Schau dir die Mannschaft an, und du siehst den Chef. Das funktioniert allerdings in negativer wie auch in positiver Weise. Der Effekt ist jedoch das eigentlich interessante. Die Art und Weise, wie der Kopf – die Spitze – tickt, stellt die Weichen für den Rest des Körpers. Es bleiben Spielräume für individuelles Denken und Handeln, doch nur sehr eingeschränkt. Die Marschrichtung wird von der Spitze vorgegeben.
Wir sehen hier, wie Gott seiner eigenen Weisheit quasi einen Riegel vorschiebt. Wir bekommen Zugang zu ihr, wenn eine Sache in unserem Leben geklärt ist: Nämlich die Frage, ob wir uns in der Furcht des Herrn bewegen wollen, oder nicht. In Jesaja 11,2 finden wir eine prophetische Ankündigung Jesu und eine Beschreibung seiner Ausstattungsmerkmale: Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Jesus trug die Furcht des Herrn! Es wird uns hier explizit gesagt, und wenn du das Leben von Jesus studierst, findest du den Beweis dafür. Wenn Jesus sie besaß und benötigte, können wir wohl davon ausgehen, dass für uns das gleiche gilt, wenn wir ähnliche Resultate und Wirkungen in unserem Leben sehen wollen.
Ihr Lieben, wir leben im Gnadenzeitalter. Wir leben in dem Segen des Neuen Bundes, wo Jesus durch sein Blut alles erworben hat, was wir benötigen könnten. Wir haben den Sinn Christi. Wir können im Glauben Zugang zu allen Segnungen Gottes erhalten. Ich will diese Dinge überhaupt nicht schmälern, doch mir wird eine Sache immer mehr bewusst: Es gibt Regeln im Hause Gottes! Wir finden auf der einen Seite die diversen geistlichen Gesetze und Prinzipien, die wirken, weil Gott es so angeordnet hat, Saat und Ernte zum Beispiel. Doch auf der anderen Seite gibt es so etwas wie einen geistlichen Kodex. Demut, Ehrfurcht und Achtung sind für mich ganz persönlich drei der wichtigsten. Ich mache kein Dogma aus diesem Statement. Doch ich habe oft das Gefühl, dass wir uns Gott gegenüber bewegen wie der Elefant im Porzellanladen. Und weißt du, ich denke nicht, dass Gott uns die Tür zu seinem Porzellanladen verschließt. Doch ich bin fast sicher, dass er das Porzellan vor unserem elefantösen Verhalten in Sicherheit bringt.
Ich beobachte nicht nur bei mir selbst, was passiert, wenn nix passiert. Wenn die Dinge zäh laufen, wenn unangenehme Sachen geschehen, wenn die Hölle uns mal wieder zur Zielscheibe genommen hat. Hat sie das? Oder kommt es uns so vor, weil der Segen nicht so fließt, wie er könnte und sollte? Und dann schalten wir einen Gang hoch und wettern gegen böse Geister, binden und lösen, ziehen im Glauben usw. Bitte nicht falsch verstehen: Es gibt solche Zeiten, wo das nötig ist. Doch ich persönlich glaube mehr und mehr, dass sehr viele solcher Situationen daraus resultieren, dass Gott das Porzellan vor unserem breiten Hintern in Sicherheit gebracht hat. Verstehst du, was ich meine?
Eine Sache brauchen wir heute mehr als je zuvor: Gute Erziehung und gutes Benehmen. Kinderstube nennt man das in der Welt. Und wir benötigen sie in allererster Linie Gott selbst gegenüber. Lasst uns unsere Position vor Gott klarkriegen: Wir sind seine Kinder, wir haben Zugang zu allem, doch Gott sitzt immer noch auf dem Thron und ist heilig! Es ist Zeit, dass wir das geradebekommen und uns entsprechend bewegen. Wie? Die Furcht des Herrn ist der Anfang.