Auch hat er ihm ins Herz gegeben, dass er andere unterweisen kann; ihm und Oholiab, dem Sohn Ahisamachs, vom Stamm Dan (2 Mose 35,34)
Wenn du diesen ganzen Abschnitt in 2. Mose 35 ab Vers 30 liest, findest du folgende Situation: Mose hatte vorab von Gott einen ausgesprochen detaillierten Plan empfangen, wie er die Stiftshütte zu bauen hatte. Dass Mose das alles selbst ausführen sollte, war allerdings nicht der Plan. Und nun tritt Mose vor das Volk und stellt ihm zwei Männer vor: Bezaleel und Oholiab. Er sagt über sie, dass Gott sie mit seinem Geist erfüllt hat, mit Weisheit und Erkenntnis und Verstand und Geschicklichkeit für jede Arbeit, um Kunstwerke zu ersinnen und sie auszuführen (…) (V. 31-32). Diese zwei Männer wurden von Gott mit vielen verschiedenen Fähigkeiten ausgestattet, um all das zu bauen, was Gott für seine Stiftshütte vorgegeben hatte. Und sie haben noch ein besonderes Merkmal: die Fähigkeit, andere zu unterweisen.
Ich sehe in diesem Abschnitt über den Bau der Stiftshütte, den Einsatz der Handwerker und die Art ihrer Befähigung ein faszinierendes Schattenbild auf etwas, was auch heute von größter Bedeutung für uns ist, nämlich ein Schatten des fünffältigen Dienstes in der Gemeinde. Cool, oder? Die Stiftshütte, der Tempel, das neue Jerusalem steht im Neuen Testament immer für die Gemeinde.
Mich begeistert, was das Wort hier über diese zwei Baumeister sagt: Sie sind fähig für das Bauwerk, und sie sind fähig, andere anzuleiten, so dass weitere zum Bau dazukommen können. Und dann ging’s los! Mose versammelte weitere Menschen, die mitbauen konnten, sollten und wollten, und sie begannen. Das kannst du in 2. Mose 36,1-7 nachlesen.
In Epheser 4,8-13 finden wir einen ähnlichen Sachverhalt, denn dort heißt es, dass Jesus hinaufgestiegen, also in den Himmel zurückgekehrt ist und den Menschen Gaben gegeben hat. Welche das sind, steht in Vers 11, nämlich Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer – der fünffältige Dienst für den Leib. Und in Vers 12 und 13 finden wir die Jobbeschreibung: die Zurüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, für die Reifung. Siehst du die Parallele? Der Leib soll erbaut werden, und zwar, indem Menschen zum Dienst zugerüstet werden und in die Reife in Christus kommen. Ihr Lieben, diese Dienstgaben sind dazu da, uns alle miteinander zuzurüsten, zu trainieren, anzuleiten und in die Reife zu führen. Ihr Auftrag ist nicht, uns zu bespaßen und nett anzupredigen. Ihr Job ist es, uns auszubilden, damit wir ebenfalls bauen können! Schule für Baumeister eben.
Gestern haben wir uns Salomo und Sohnemann angeschaut und gesehen, dass Salomo seinem Sohn empfiehlt, seine Zeit doch besser zu nutzen, wenn er mit der Unterweisung sowieso nichts anfangen will. Wir haben unsere Verantwortung im Umgang mit Lehre und Verkündigung betrachtet. Heute mal ein Wort an diejenigen unter uns, die in irgendeiner Form von Dienst stehen oder einmal stehen werden.
Unser Job besteht darin, die Menschen, die uns anvertraut werden, zuzurüsten und auszubilden. Das geht weit über das reine Anpredigen hinaus. Stell dir die Situation von Mose’s Baumeistern vor, wie sie andere darin anleiten, bestimmte Schnitzarbeiten auszuführen. Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Sie sprechen über das Holz und seine Beschaffenheit, sie stellen das Schnitzmesser vor (warnen vor Risiken und Nebenwirkungen bei der Handhabung), beschreiben das, was entstehen soll, und beginnen damit, es vorzumachen. Und dann lassen sie die anderen ran und bleiben dabei, um zu beobachten, zu korrigieren, praktische Tipps zu geben und zur Not Fehler zu verhindern oder auszubügeln. Und wenn jemand eine gewisse Übung hat, lassen sie ihn erstmal allein weiterarbeiten und schauen bei anderen hin. Siehst du den Reichtum der Aufgabe? Wir reden nicht nur über das, was andere für ihren Dienst wissen müssen, sondern wir nehmen sie mit hinein, leiten sie praktisch an, geben Tipps, sind ihnen ein Vorbild, lassen sie selbst ran und bleiben dabei, um zu helfen, besonders, wenn es schwierig wird. Es ist fast wie bei Eltern, die ihre Kinder beim Erwachsenwerden begleiten. Es ist eine Mischung zwischen Anleiten, Loslassen, Eingreifen und Auffangen.
Wir haben eine hohe Verantwortung. Uns sind Menschen anvertraut, uns sind Dienstbereiche anvertraut, Gott vertraut uns seinen eigenen Bau an. Das ist eine wichtige Angelegenheit! Wir brauchen selbst ein hohes Maß an Weisheit, Feingefühl und Selbsteinschätzung. Bloß weil wir Fahradfahren können, können wir niemandem Motorradunterricht geben. Doch bloß weil wir selbst nicht Motorrad fahren, haben wir nicht das Recht, andere davon abzuhalten! Verstehst du, was ich meine? Wir dürfen Menschen weder überfordern, noch kleinhalten. Unsere Aufgabe ist es, ihnen dabei zu helfen, in die ganze Fülle zu gelangen, die Gott in sie hineingelegt hat. Und wir können sie nur auf einem Stück ihres Weges begleiten, soweit eben das reicht, was wir ihnen mitgeben können. Ist dir schon mal aufgefallen, dass Lehrer eine Schulklasse nicht vom ersten bis zum letzten Jahr unterrichten? Sie begleiten die Schüler nur auf einem Abschnitt und freuen sich über ihre Versetzung in eine höhere Klasse. Und dann kümmern sie sich um die nächsten Schüler, die in ihre Klasse kommen. Doch kein Grundschullehrer mischt sich in den Unterricht der Abiturklasse ein. Das ist einfach nicht sein Fachgebiet. Doch kein Abiturient schafft den Abschluss, wenn er in der Grundschule nicht das 1×1 gelernt hat.
Doch ein Wort zu euer Ermutigung: wenn wir in diesen Dienst berufen sind, haben wir auch die Befähigung dafür. Und auch wir lernen, während wir andere lehren. Es bleibt also spannend für alle Beteiligten! In diesem Sinne: Viel Spass in der Schule!