Gewöhne den Knaben an den Weg, den er gehen soll, so wird er nicht davon weichen, wenn er alt wird! (Spr 22,6)

Wir haben uns vorgestern mit Mose’s Baumeistern an der Stiftshütte beschäftigt und das Schattenbild auf den fünffältigen Dienst in der Gemeinde heute gesehen. Wir haben uns mit der Ausbildung befasst und mit der Frage, wie die Heiligen zum Dienst zugerüstet werden, wie es Epheser 4 sagt.

Salomo beschreibt hier einen Schlüssel für nachhaltige Kindererziehung, für nachhaltige und wirksame Ausbildung: Die Gewöhnung an den richtigen Weg schon in jungen Jahren. Wird das jetzt hier zu einem Erziehungsratgeber? Sicher nicht, dafür bin ich nicht qualifiziert… Aber interessant wird dieses Thema, wenn wir verstehen, dass es auch im Geist Reifestufen gibt! Die finden wir in 1. Johannes 2,12-13: Ich schreibe euch, ihr Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen. Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr jungen Männer, weil ihr den Bösen überwunden habt (…). Du siehst in diesen zwei Versen drei Stufen: Kinder, junge Männer und Väter. Ich will nicht weiter darauf eingehen, was in der damaligen Zeit mit den jeweiligen Stufen einherging und um welche Altersgruppen es sich handelte.

Johannes schreibt an alle drei Reifestufen, doch er berücksichtigt ihren jeweiligen Erkenntnis- und Entwicklungsstand. Wir finden auch sonst keinen Brief an die Kinder der Gemeinde in Ephesus oder an die jungen Männer in Korinth. Doch Johannes weiß, dass die Leser seines Briefes auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen stehen. Das ist für uns so wichtig zu wissen! Ganz egal, ob du in einem Dienst stehst oder Gemeindemitglied bist: Die Geschwister um dich herum fallen in eine der drei Kategorien. Sie sind Kinder, junge Männer oder Väter im Geist, und zwar ganz unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrem Alter. Und das macht die Sache so schwierig einzuschätzen. Es kann ein Mensch mit Mitte zwanzig vor dir stehen, der äußerlich in die Rubrik junge Männer gehören mag, doch im Geist kann er eine Entwicklung hinter sich haben, die ihn zu einem Vater macht. Gleichermaßen können wir einer gestandenen Frau mit Mitte siebzig gegenüberstehen, die fünf Kinder großgezogen hat. Doch im Geist bewegt sie sich auf der Ebene eines Kindes, weil sie erst vor einem halben Jahr von neuem geboren wurde und nun beginnt, erste Schritte in einem Leben mit Jesus zu gehen.

Unsere geistliche Entwicklung ähnelt der natürlichen Entwicklung sehr. Wir lernen vieles, von dem wir zuvor noch nie etwas gehört haben, und machen Schritte, die ein paar Monate zuvor noch undenkbar waren, weil uns bestimmte Entwicklungen noch fehlten. Wir wachsen im Geist! Wir lernen mehr und mehr unsere geistlichen Sinne kennen, und wie wir sie einsetzen, wir lernen Sprechen im Geist, wir lernen uns zu bewegen. Und als Leiter oder Lehrer müssen wir wissen, dass vor uns eine Gruppe von Menschen sitzt, die sich auf völlig unterschiedlichen Reifestufen befindet. Man kann einen Säugling nicht auf ein Fahrrad setzen und erwarten, dass er vorwärts kommt. Genausowenig können wir von geistlichen Kindern erwarten, dass sie die nötige Reife für bestimmte geistliche Aktivitäten mitbringen. Und das ist überhaupt nicht schlimm! Es ist ganz normal. Schlimm wird es dann – und zwar für alle Beteiligten – wenn wir bildlich gesprochen den Mount Everest mit einer Truppe von Kleinkindern besteigen wollen und keine Ruhe geben, bis der letzte oben angekommen ist.

Vielleicht warst du schon bei Gemeinde-Versammlungen und bist irgendwie frustriert von dort weggegangen und hast nicht verstanden, warum das so eine frustrierende Erfahrung war. Nun, eine Möglichkeit ist, dass dort den verschiedenen Reifestufen nicht Rechnung getragen wurde, und du entweder total überfordert oder total unterfordert worden bist. Und auch das soll keine Anklage an diese Leiterschaft sein. Doch über diese Reifestufen Bescheid zu wissen, kann uns auch als Leiter helfen. Salomo gibt uns übrigens einen sehr kostbaren Hinweis, dass wir gerade frisch bekehrte Geschwister auf einen Weg mit Jesus weisen können, den sie nie wieder verlassen werden. Es gibt so viele wiedergeborene Menschen, die auf der Stufe eines Säuglings bleiben, weil sich niemand um sie kümmert und sie quasi altersentsprechend ernährt. Doch wenn wir in unseren Gemeinden nicht nur zahlenmäßiges Wachstum erleben wollen, sondern auch ein Reife-Wachstum, müssen wir unsere Kinder erziehen. Wenn ich all das, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, schon ab meiner Bekehrung mit 14 gelernt hätte, würde ich heute noch mal ganz anders dastehen. Das ist keine Beschwerde oder Anklage, sondern eine einfache Feststellung.

Heute morgen möchte ich einfach diesen Appell an uns als Gemeindemitglieder und Leiter in Gemeinden und Diensten richten: Lasst uns gemeinsam sensibel werden für die unterschiedlichen Entwicklungsstufen, und lasst uns besonders auf die Kinder achtgeben! In der Welt sagt man: Die Kinder sind unsere Zukunft. Das gleiche gilt auch für unsere Gemeinden! Diejenigen, die sich heute bekehren, haben das Potential, selbst einmal in der Leiterschaft zu stehen, denn Gott hat für jeden von ihnen eine spezielle Berufung in seinem Reich. Doch die Voraussetzung ist, dass sie gelehrt und ausgebildet werden, dass wir ihnen Schritt für Schritt helfen, das Laufen zu lernen! Natürlich ist auch jeder selbst dafür verantwortlich, in der persönlichen Beziehung mit Gott bestimmte Dinge zu lernen, doch auch dabei brauchen wir Anleitung, oder? Bis ich endlich gelernt hatte, wie ich meine Bibel lesen kann, sind reichlich Jahre vergangen, das kannst du mir glauben…