Wie Helden laufen sie, wie Krieger ersteigen sie die Mauer; jeder geht auf seinem Weg, und keiner kreuzt den Pfad des anderen (Joel 2,7)
Der Prophet Joel beschreibt das kommende Vok des Herrn, eine Armee von Helden. Auf einen Aspekt legt Joel dabei besonderen Wert, denn er wiederholt in Vers 8 noch einmal den Fakt, dass jeder von ihnen auf seiner eigenen Bahn läuft. Waum betont Joel das so ausdrücklich? Weil es das größte Problem in einer Armee in Action ist, wenn die Soldaten sich gegenseitig vor die Füße laufen! Auf diese Weise kann man Domino-Effekt-mäßig eine Truppe von hunderten von Leuten zu Fall bringen, und das ganz ohne einen Feind von außen. Deshalb siehst du in Paraden alle immer im Gleichschritt laufen. Es ist nicht einfach nur hübsch, sondern Strategie. Es hält die Mannschaft davon ab, in totales Chaos zu stürzen und permanent mit Ausweichen, Überholen, Anrempeln und Schwert festhalten beschäftigt zu sein. Bist du in den letzten Tagen des weihnachtlichen Einkaufsstresses mal durch eine vollkommen überfüllte Fußgängerzone gelaufen? Möglichst noch mit Regenschirm oder Kinderwagen? Chaotisch und nervig, weil man permanent darauf achten muss, wem man gleich in die Hacken tritt, den Regenschirm ins Auge spießt oder selbst aufgespießt wird, richtig?
Was wir als Volk Gottes lernen müssen, ist, auf unserer Bahn zu bleiben bzw. niemandem vor die Füße zu rennen, und zwar im übertragenen Sinne. Was heißt das praktisch? Paulus gibt uns einen sehr interessanten und entscheidenden Hinweis darauf in Römer 14,13: Darum lasst uns nicht mehr einander richten, sondern das richtet vielmehr, dass dem Bruder weder ein Anstoß noch ein Ärgernis in den Weg gestellt wird. Das ist doch der Hammer, oder? Wir können Chaos in die Mannschaft bringen, Stolpersteine aufstellen oder selbst zum Hindernis werden, wenn wir einander richten! Der Zusammenhang, in dem Paulus diese Aussage trifft, bezieht sich auf das Richten innerhalb der Gemeinde, und zwar in diesem Fall hinsichtlich von Speisen. Offensichtlich gab es in der Gemeinde unterschiedliche Ansichten darüber, was gegessen werden darf, und was nicht. Und diejenigen, die sich von bestimmten Speisen fernhielten, nahmen Anstoß an denen, die genau diese Speisen vor ihren Augen verzehrten. Gemeindeinternes Beschäftigungsprogramm mit Domino-Steinen.
Paulus‘ Empfehlung: Wenn dein Bruder oder deine Schwester damit ein Problem hat, dann lass es! Mag sein, dass die Speise als solche gar kein Problem ist, doch das Problem entsteht in dem Moment, wo andere involviert sind. Paulus stellt in Vers 19 den Maßstab auf, indem er sagt: Lasst uns nach dem streben, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient. Er zeigt uns damit den Kerngedanken, der innerhalb der Gemeinde vorherrschen sollte: Was dient dem Frieden und der gegenseitigen Erbauung untereinander? Was liefert Stolpersteine? Und wie können diese Stolpersteine entschärft werden? Du siehst hier einen kompromisslosen Aufruf zur Demut voreinander, zur gegenseitigen Achtung und zur Unterordnung der eigenen – möglicherweise sogar völlig harmlosen – Gelüste unter die Ansicht der Geschwister.
Wenn man diesen Ansatz liest, klingt das erstmal nach dem Liebesgebot und der Aufforderung: Seid nett zueinander. Bitte nicht streiten. Aber es geht um sehr viel mehr als Liebsein. Es geht darum, dass das Volk Gottes der Vision Joels gemäß in eine Ordnung kommt, wo keiner über den anderen stolpert! Es geht darum, innerhalb der Armee eine Ordnung zu schaffen, die Eroberungszüge möglich macht. So oft denken wir in der Kategorie von Das gehört sich so als Christ, ohne zu berücksichtigen, dass die Absicht dahinter viel weiter reicht. Es geht nicht um Liebsein als Selbstzweck, auch wenn das Gebot der Liebe keinen weiteren Zweck hat als zu lieben, weil Gott selbst Liebe ist. Doch siehst du hier den Effekt von Liebe, Achtung und Unterordnung untereinander? Er ermöglicht der Armee, Tempo aufzunehmen!
Stell dir noch einmal eine Truppe vor, die im Gleichschritt unterwegs ist. Wenn sie das einmal gelernt haben, wird als nächstes am Tempo gearbeitet. Gleichschritt im Laufschritt. Man lernt dabei, sich anzupassen und auf den anderen zu achten. Bei Musikern ist das ähnlich. Einer gibt das Tempo vor, und die anderen passen sich an – selbst wenn das vorgegebene Tempo zu langsam oder zu schnell ist. Versteh mich bitte nicht falsch: Es geht nicht um Gleichschaltung und Kadaver-Gehorsam. Es geht einfach nur um gegenseitige Achtung mit dem Ziel, den anderen nicht zum Stolpern zu bringen! Und das fängt bei mir und dir persönlich an. Du und ich haben die Verantwortung dafür zu sorgen, dass keiner neben, vor oder hinter uns zum Ausweichen, Anhalten oder Stolpern gebracht wird, sondern auf seiner Bahn laufen kann, indem wir uns zusammenreißen.
Wir haben gestern über die unterschiedlichen Reifestufen innerhalb der Gemeinde gesprochen – hier siehst du einen praktischen Aspekt. Es muss nicht alles richtig sein, was die Geschwister denken, denn sie befinden sich auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen. Doch als Schaf in der Herde haben wir nicht automatisch die Aufgabe, sie zurechtzustutzen. Es gibt eine Ordnung innnerhalb der Gemeinde und Zuständigkeiten für solche Fälle. Deine und meine Aufgabe ist es, uns so zu bewegen, dass der Domino-Effekt ausbleibt.
Ingeborg Berger sagte:
wooow, great, thanks <3
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