Und achtet darauf, dass nicht jemand die Gnade Gottes versäumt, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwächst und Unheil anrichtet und viele durch diese befleckt werden (Hebr 12,15)

Wir haben uns gestern angeschaut, dass Gottes Wort uns sehr, sehr ernst dazu ermahnt, keine bitteren Wurzeln zuzulassen, denn sie richten Unheil an und beflecken viele. Wie das abläuft, haben wir ebenfalls kurz beleuchtet. Heute wollen wir noch ein wenig tiefer in die Bitterkeit an sich einsteigen. Wenn du in einer Konkordanz das Wort bitter oder Bitterkeit suchst, wirst du auf Verse stoßen, in denen sich weitere interessante Begriffe finden wie z. B.: bittere Galle, Fesseln der Ungerechtigkeit, Fluch, Wut, Zorn, Geschrei, Lästerung, Bosheit, Neid, Selbstsucht.

Wie kommt das? Und wie kann so etwas sich in Christen ausbilden? Nun, ganz einfach, das sind die fröhlichen Begleiterscheinungen einer bitteren Wurzel. Keine lebende Wurzel bleibt einfach nur Wurzel. Es wächst etwas und bohrt sich den Weg an die Oberfläche. Dort angekommen beginnt dieser zarte Spross, sich zu entwickeln, in die Höhe und in die Breite zu wachsen, Früchte auszubilden und mit den Früchten auch den Samen für die Multiplikation. Bitterkeit geht immer einher mit diesen weiteren Attributen – in individueller Ausprägung. Das erlaubt uns übrigens ebenso, diese Attribute zurückzuverfolgen zu ihrem Auslöser. Im englischen sagt man: Follow the fruit to the root. Du betrachtest die Frucht und verfolgst sie zurück zu ihrer Wurzel. Das funktioniert sowohl bei guten wie bei schlechten Früchten. Und du wirst immer feststellen, dass eine gute Frucht aus einer guten Wurzel stammt und eine schlechte Frucht aus einer schlechten – oder eben bitteren Wurzel. Es geht nicht anders.

Doch nun beachte folgendes: all diese Attribute werden nur in einem einzigen Umfeld wirksam, und zwar im Zusammenspiel mit anderen Menschen. Eine bittere Wurzel treibt aus und bringt Neid, Streit, Zorn, Ungerechtigkeit, Selbstsucht usw. hervor, die allerdings kaum im stillen Kämmerlein ausgelebt werden. Das kann ja auch nicht funktionieren, weil all diese Dinge einen Adressaten brauchen, jemanden, auf den sich Neid, Zorn, Selbstsucht und Co. konzentrieren. Und jetzt verstehen wir auch, warum dadurch Unheil angerichtet wird und Menschen befleckt werden. Da, wo eigentlich gegenseitige Achtung und Respekt herrschen sollte, wo jeweils der andere höher geachtet wird, wo gegenseitige Unterordnung und Demut herrscht, kommt plötzlich jemand mit Neid, Selbstsucht, Streit und Zorn und versprüht seinen ganz besonderen Charme. Wir Menschen sind ganz einfach auf Aktion und Reaktion angelegt, vieles sind auch reine Schutzmechanismen, und schon geht ein interessantes Spiel los. Es erfordert sehr viel Sensibilität und Reife, um sich aus einem solchen Zirkus herauszuziehen. Denn das, was hier in unnachahmlicher Art versprüht wird, ist nichts anderes als Fleisch in reinster Form.

Ihr Lieben, jedem von uns platzt mal die Hutschnur. Und deswegen brauchen wir ja das Wort Gottes, um uns in solchen Situationen für seine Maßstäbe zu entscheiden und aus reinem Gehorsam Gott gegenüber unseren Puls unter Kontrolle zu bringen. Tun wir das nicht und folgen einfach unseren Emotionen, lassen wir dem Fleisch freien Lauf, treten aus der Demutsposition heraus und werfen mit Dreck. Doch es ist unsere Entscheidung! Jemand allerdings, der in seinem Garten auf die Aufzucht von bitteren Wurzeln spezialisiert ist, erntet von diesem Gestrüpp! Das ist eine völlig andere Baustelle als eine geplatzte Hutschnur. Und wenn du genau hinschaust, ist das oft sogar ein lang gepflegter und zelebrierter Lebenstil von Stolz. Gottes Wort sagt uns: Lass nicht zu, dass eine bittere Wurzel aufwächst, indem du dich von der Gnade Gottes zurückziehst. Menschen, die eine bittere Wurzel in ihrem Leben dulden, entscheiden sich immer und immer wieder dagegen, diese Dinge vor Gott zu bringen und in sich selbst heilen zu lassen. Und das wiederum ist Stolz.

Wie gehen wir mit solchen Plantagen-Besitzern um? Wir sollten den Mund aufmachen, wenn jemand Gift und Galle sprüht. Hörst du jemanden permanent genau diese Dinge von sich geben, dann nimm ihn mal beiseite und sprich ihn darauf an, doch achte darauf, ob der Heilige Geist dir dazu grünes Licht gibt. Tu es nicht belehrend und von oben herab und schon gar nicht, wenn du keinen Auftrag dazu verspürst. Oft ist es auch Sache der Leiterschaft, denn die Gründe, warum sich eine bittere Wurzel gebildet hat, haben sehr oft mit sehr, sehr tiefen und ungeheilten Verletzungen zu tun. Und dafür braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl, um den Schaden nicht noch größer zu machen.

Und nun noch der Griff an die eigene Nase – also an deine und meine: Hör dir selbst mal dabei zu, wie du über bestimmte Themen oder Erfahrungen sprichst. Vielleicht bist du in irgendeiner Zeit deines Lebens in einer Weise verletzt worden, die dich noch heute immer wieder beschäftigt. Vielleicht nimmt es dich nicht mehr emotional mit, doch irgendwas regt sich schon noch. Manchmal fühlt es sich an wie ein Rucksack, und genau das ist es schlussendlich – unnötiger Ballast. Ein sehr guter Freund von mir sagt immer: travel light – reise mit leichtem Gepäck. Bringe diese Dinge vor Gott. Bitte den Heiligen Geist, dir die Wurzel zu offenbaren, die sich in deinem Herzen gebildet hat oder noch dabei ist zu wachsen. Vielleicht machst du es mit jemandem zusammen, der einfach mit dir hören kann, was der Heilige Geist offenbart. Möglicherweise wird es schmerzhaft, denn viele Erinnerungen werden wieder geweckt. Und Vergebung ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses! Das ist nicht immer einfach. Doch du wirst erleben, wie sich eine Last von dir heben wird. Und das wichtigste: Du musst nicht länger von einer Pflanze ernten, die keiner von uns in seinem Garten haben will.