Und sie erstaunten über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten (Mk 1,22)

Wir haben bereits vor ein paar Tagen ein wenig den Zusammenhang zwischen Worten und Taten betrachtet. Und leider ist es tatsächlich so, dass die Taten eines Menschen nicht automatisch seinen Worten entsprechen. Was ein Mensch sagt, was er mitteilt oder sogar lehrt, muss nicht automatisch etwas mit seiner eigenen Lebensführung zu tun haben. Natürlich gibt es den Bereich, wo wir als Verkündiger uns an die eigene Nase fassen und an uns selbst arbeiten müssen, doch im großen und ganzen sollten wir Vorbilder sein in unserem gesamten Lebenswandel.

Jesus war offensichtlich völlig anders gestrickt als die Schriftgelehrten. Interessant ist die Position, die die Menschen ihm zuschrieben, denn sie erkannten seine Vollmacht. Das griechische Wort für Vollmacht lautet exousia und beschreibt die Erlaubnis, die Autorität, das Recht, die Freiheit, Macht und Vollmacht, etwas zu tun. Du hast hier also jemanden, der in der Praxis steht, der in dem Bereich handelt, über den er spricht. Theorie und Praxis sind in dem Leben von Jesus gleichermaßen gegeben. Die Schriftgelehrten dagegen bewegten sich offensichtlich auf einer Ebene, die mehr Theorie als Praxis war. Das ist genau der Vorwurf, den Jesus ihnen macht: Dass sie selbst das nicht tun, was sie den Menschen auferlegen und gleichzeitig bestimmte Dinge vor den Menschen tun, um von ihnen dabei gesehen zu werden (Mt 23,4-5). Jesus hatte ein prägnantes Wort für seine schriftgelehrten Zeitgenossen: Heuchler.

Jakobus spricht über den Zusammenhang von Glauben und Werken und kommt zu einem Fazit: Glaube ohne Werke ist tot (Jak 2,20). Glaube ist die Gesamtüberschrift über unsere Annahmen, was wir für wahr halten, was wir für möglich halten, was wir zur Grundlage unseres Handelns machen. Wenn du die Beschreibung der Glaubenshelden in Hebräer 11 liest, wirst du immer wieder eine Wendung finden, nämlich durch Glauben. Der Glaube war die Grundannahme all dieser Männer und Frauen, die auf dieser Grundlage die Arche bauten, ihre Heimat verließen, Kinder zur Welt brachten, Söhne als Opfer vorbereiteten, sich Königen wiedersetzten, durch ein Meer gingen, Mauern zum Einsturz brachten und vieles mehr. Ihr Glaube brachte Taten hervor, die zu gewaltigen Resultaten führten. Wenn du glaubst, handelst du. Wenn dein Glaube eine Idee bleibt und nicht in das Tun führt, ist er nichts als heiße Luft.

Ich sage das nicht, um jemanden anzuklagen, sondern ich sage das, um uns gemeinsam zum Nachdenken zu bringen! Wenn wir bestimmte Dinge der Bibel gemäß verkündigen, so zeigt es sich an unserem eigenen Lebensstil, ob wir das wirklich glauben, was wir da sagen. Wenn ich über die Notwendigkeit spreche, bittere Wurzeln aus meinem eigenen Herzen auszurotten – tue ich das, um einen weiteren Tag in meinem blog zu füllen? Oder glaube ich selbst daran, dass das wichtig ist? Und gehe ich selbst damit vor Gott? Oder habe ich diesen Prozess möglicherweise bereits hinter mir und lehre über diese Dinge mit einem persönlichen Erfahrungsschatz? Kritisch wird es dann, wenn ich über Dinge lehre, die ich selbst nicht tue. Das ist die Definition von Heuchelei. Und dann gibt es übrigens zwei Möglichkeiten. 1. glaube ich selbst daran, was ich verkündige, doch ich handle nicht danach. Dann lässt mir Jakobus schöne Grüße ausrichten mit dem Hinweis: Sorry, Schätzchen, dein Glaube ist tot. Oder 2. glaube ich selbst nicht an das, was ich da lehre, aber habe eine Menge Spass dabei. Dann ist es Jesus, der mir ausrichten lässt: Schlange! Otterngezücht! (Mt 23,33) Autsch.

Ihr Lieben, Theorie und Praxis sind keine triviale Angelegenheit. Und vor allem sind sie keine Angelegenheit, die nur in der Öffentlichkeit stattfindet, wenn andere mir dabei zuschauen können, wie geduldig oder vergebungsbereit ich bin. Das ist leicht. Das ist eine reine Trainingssache und führt in den zweiten Bedeutungsbereich für das Wort Heuchler, nämlich Schauspieler. Den Beweis, ob mein Glaube auch Taten hervorbringt, ob mein Glaube praktisch wird und in die Vollmacht führt, liefert mein tägliches Leben. Den Beweis dafür liefert meine Gedankenwelt, was ich im vertrauten Gespräch unter engen Freunden oder am Telefon sage, was ich fühle und was ich tun würde, wenn ich könnte wie ich wollte…

Es gab in diesen Tagen eine ganz witzige Werbung und die überarbeitete Version davon: Weihnachten wird unterm Baum entschieden. Und mein Glaube wird in der Abgeschiedenheit entschieden – wenn mir niemand oder fast niemand zuhört oder zusieht. Willst du wissen, was du wirklich glaubst? Dann schau dir selbst zu und höre dir selbst zu, wenn du allein bist oder mit sehr guten Freunden zusammen. Was sagst du? Was fühlst und denkst du? Was tust du? Und wieviel davon hat noch mit dem gelebten Wort Gottes zu tun? Ihr Lieben, Glaube ist nicht das, was wir tun, wenn andere es mitbekommen. Glaube ist das, was wir tun, wenn es niemand bemerkt. Und es zeigt ungeschminkt, was wir wirklich glauben. Das kann schmerzhaft sein, birgt aber die Chance für Buße, also ein Umdenken und ein verändertes Handeln. Und ein verändertes Handeln wird andere Resultate hervorbringen.