Und Jesus stand still, rief sie und sprach: Was wollt ihr, das ich euch tun soll? Sie sagten zu ihm: Herr, dass unsere Augen geöffnet werden (Mt 20,32-33)

Jesus ist unterwegs in Jericho, umgeben von einer großen Volksmenge. Die Menschen wussten, dass er heilen konnte. Auf dem Weg sitzen zwei Blinde, die hören, dass er vorbeigeht und fangen an, nach ihm zu rufen. Sie wussten, dass er ihre Rettung ist. Und so lassen sie sich nicht von der Volksmenge abhalten, die sie zum Schweigen bringen will, sondern werden noch lauter und lauter, bis sie die Aufmerksamkeit von Jesus selbst haben. Er ruft sie zu sich und fragt sie, was er für sie tun soll. Die beiden hatten diverse Probleme, davon können wir ausgehen, doch die Quelle all ihrer Probleme war ihre Blindheit. Und so bitten sie Jesus: Öffne unsere Augen.

Ihr Lieben, heute morgen geht es mir nicht um Heilung. Mir geht es heute morgen darum, dass Blindheit uns zu Bettlern machen kann.

Blindheit macht orientierungslos. Andere Sinne müssen einspringen, um sich blind zurechtzufinden. Blindheit ist ein massiver Angriff auf die Lebensqualität, denn es wird zappenduster um uns herum. Blindheit macht uns passiv, denn man kann nicht viel tun, wenn man nicht sieht, was man macht. Das Leben wird sehr kompliziert, wenn wir blind sind. Man hat Probleme, die man bei offenen Augen nicht hätte. Ich staune, wie blind ich immer wieder bin. Du auch?

Ich habe festgestellt, dass ich momentan immer wieder ein Gebet habe: Gott, bitte öffne meine Augen. Lass mich sehen! Wir brauchen Augen des Geistes, die sehen, was Gott gerade tut, oder schon getan hat. Wenn wir nicht sehen, werden wir zu Bettlern, überwältigt von Blindheit und allen daraus resultierenden Problemen. Doch weißt du, bloß weil wir nichts sehen, heißt das ja nicht, dass nichts passiert! Kleine Kinder machen die Augen zu und glauben, dass sie für alle anderen unsichtbar sind, weil sie selbst nichts mehr sehen. Doch so funktioniert das nicht.

Ich liebe einen Vers, der in der Elberfelder Übersetzung etwas besser herauskommt als bei Schlachter, und zwar aus Jesaja 43,19: Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sprosst es auf. Erkennt ihr es nicht? Gott sagt: Hey, schau doch mal! Es wächst doch schon! Da bohrt sich etwas grünes durch die Erde nach oben. Siehst du es nicht? Dann geh mal etwas näher ran. Es ist da!

Blindheit kann uns in eine total unnötige Verzweiflung stürzen, weil wir nicht sehen, was doch schon wächst. Manchmal dauern die Dinge etwas länger, weil so ein Apfelbaum halt nicht gleich mit Früchten um sich wirft, wenn gerade mal der Same aufgekeimt ist. Es dauert, bis man das erste Mal vom ihm ernten kann. Doch die Botschaft ist, dass er ja schon dabei ist, an den ersten Früchten zu arbeiten. Ohne Stamm allerdings wird das nix, also eins nach dem anderen!

Gott ist in vielen Dingen sehr viel natürlicher als wir denken. Er weiß, dass ein Schritt nach dem anderen erfolgen muss. Wir würden oft gern das Pferd quasi von hinten aufzäumen, und das kann sogar funktionieren, doch dann muss der Rest trotzdem noch erledigt werden, bevor du dich in den Sattel schwingen kannst. Natürlich könnte Gott die Dinge von jetzt auf gleich lösen, doch es muss trotzdem noch eine Ordnung hergestellt werden, damit nicht das totale Chaos ausbricht. Wir würden gern erst das Ende erleben und uns dann um den Anfang kümmern, weil uns das ein besseres Gefühl gibt. Dann sehen wir ja, was am Ende rauskommt. Die Kunst jedoch ist, die winzigkleinen Dinge zu erkennen und gelassen abwarten zu können, bis das Ganze reif ist. Und in der Zwischenzeit gibt es halt statt dem Apfel eine Banane. Du wirst nicht verhungern, weil dieser metaphorische Apfelbaum gerade erst gekeimt hat! In der Zwischenzeit laufen eben andere Dinge! Relax!

In Jesaja 43 findest du viele Zusagen von Gott persönlich über seinen Schutz, seine Versorgung und seine Rettung. Er selbst präsentiert sich darin als derjenige, der für sein Volk Wunder tut. Und weißt du, was er selbst sagt? Bringe hervor das blinde Volk, das doch Augen hat, und die Tauben, die doch Ohren haben (V 8). Blindheit und Taubheit sind oft unsere Erfahrung, aber nicht die Realität. Vielleicht steckst du gerade in einer schwierigen Phase und möglicherweise siehst du nichts. Das heißt aber nicht, dass es da draußen keine Welt gibt. Ein Pilot im dichten Nebel weiß, dass die Landebahn nicht verschwunden ist, bloß weil er sie nicht sehen kann. Sie ist da, und bis sie ins Sichtfeld kommt, ist eben der Flug nach Instrumenten angesagt. Und auch du und ich müssen manchmal rein nach Instrumenten fliegen. Was heißt das? Folge Gottes Wort. Glaube ihm, dass er tut, was er sagt, auch wenn du gerade nichts davon siehst. Gott arbeitet hinter den Kulissen viel mehr an deinem Leben, als du dir vorstellen magst. Folge den Impulsen des Heiligen Geistes. Wenn er dir eine Rechtskurve vorgibt, dann flieg eine Rechtskurve, egal, ob dir das jetzt unsinnig erscheint, oder nicht. Er weiß, wie er dich ans Ziel bringt. Und bitte den Herrn, deine Augen zu öffnen. Paulus hat es uns vorgebetet, und ich liebe dieses Gebet in Eph. 1,17-19. Keine Ahnung, was da steht? Na, dann schau mal nach!