Wer ist dieser Philister, dieser Unbeschnittene, dass er die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt? (1 Sam 17,26b)

Heute morgen ging mir permanent der Gedanke an David und Goliath durch den Kopf. Ich selbst habe schon sehr viel an Lehre über diese Begebenheit gehört, und du vielleicht auch, doch heute morgen kam mir ein ganz neuer Gedanke dazu.

Wenn du dir anschaust, wie David über Goliath redet, als er ihn zum ersten Mal sieht, dann scheint seine Stimme von Respektlosigkeit und Überheblichkeit zu triefen. Wie kommt David zu einer solchen Haltung einem Feind gegenüber, vor dem die Elitetruppen des Königs Saul vor Angst mit den Knien schlackern? Nun magst du daran denken, woran auch David gedacht hat: Naja, Löwe und Bär und so. Erinnerung an die vergangenen Siege und so. Ja, schon! Aber Saul ist doch auch nicht mit Grünschnäbeln in den Krieg gezogen, die das erste Mal mit einem Schwert rumfuchteln dürfen. Das waren ausgebildete, trainierte und erfahrene Soldaten, die schon mehr als eine erfolgreiche Schlacht hinter sich haben. Was war der Unterschied? Der Blickwinkel.

Goliath hat mit einer interessanten Strategie gearbeitet. Er hat sich in Schale geworfen, also seine beeindruckendste Waffenrüstung angezogen, und klopft markige Sprüche. Er baut ein Image von sich selbst auf, das seinen Zweck erfüllt, nämlich die totale Einschüchterung. Keiner wagte es, sich diesem Image von Unbesiegbarkeit zu nähern. David allerdings hat Goliath entmystifiziert.

Er sah ihn als das, was er ist: Ein großer Kerl ohne Gottes Rückendeckung. Ein großer Kerl, der ganz oben auf Gottes Liste der zu besiegenden Feinde stand. Ein großer Kerl in einer viel zu schweren Rüstung, in der er nicht besonders schnell und wendig war. Ein großer Kerl mit einer großen Klappe und einem großen Kopf. Das war sein Schwachpunkt. David hat – vom äußeren Erscheinungsbild und von den Sprüchen vollkommen unbeeindruckt – seinen Gegner studiert. Dann tat er Saul den Gefallen und zwängte sich in eine unpassende Rüstung (man will ja angemessen gekleidet sein), zog sie wieder aus (gesellschaftliche Konventionen haben ihre Grenzen) und ging an den Bach, um Steine zu sammeln. Er trainierte nicht, er übte nicht an anderen Typen von annäherndem Format, er hatte eine Strategie. Er hatte Goliaths Schwachpunkt gefunden, und auf den konzentrierte er sich. Den Rest beachtete er gar nicht weiter. Und dann ging er in die Offensive und griff Goliath an.

Was hatte David auf der Weide bei den Schafen über Bären und Löwen gelernt? Wie man Schwachpunkte identifiziert und nutzt! Ihr Lieben, selbst in der Natur kannst du dir Tiere und sogar Pflanzen ansehen, die verletzbar sind wie rohe Eier. Doch keiner traut sich an sie heran, weil sie nach außen ein gefährliches Image aufbauen. Sie arbeiten mit aggressiven Farben, blähen sich auf oder werden laut. Das schlägt ihre potentiellen Feinde in die Flucht, weil sie nie hinter die Kulissen schauen und bei all den Drohgebärden nie das rohe Ei sehen. Satan macht das genauso. Kettenrasseln ist sein Lieblingsspiel. Er macht dicke Backen, bläht sich auf und tut so als ob. Oft gebraucht er Menschen oder Umstände dafür, um dir das Gefühl zu geben, dass jetzt alles vorbei ist. Du siehst dich Gegnern gegenüber, die wie unbesiegbar erscheinen, und doch kleine Würstchen sind, wenn man mal genau hinschaut.

Sogar über Satan selbst wird so gesprochen: Die dich sehen, schauen dich verwundert an; sie betrachten dich und sagen „Ist das der Mann, der die Erde erzittern ließ?“ (Jes 14,16). Mit anderen Worten: What??? Der? Lächerlich! Schäle deinen Goliath aus seiner beeindruckenden Verpackung. In der Welt gibt man Menschen mit Lampenfieber vor einem Auftritt oder einer Präsentation oft den gleichen Tip: Stell dir die Leute nackt vor. Warum? Weil plötzlich all diese beeindruckenden Attribute weg sind und die wenigsten Anwesenden aussehen wie Arnold Schwarzenegger in seinen besten Jahren. Das, was uns so einschüchtert, ist nur ein Image! Uns wird etwas vorgegaukelt, das nichts weiter ist als heiße Luft. Goliath sah nur beeindruckend aus, weil er beeindruckende Attribute hatte und sie einzusetzen wusste. Er spielte mit seinem Image, und das immerhin vierzig Tage lang. In der Zeit kam niemand auf die Idee, mal an diesen Dingen vorbeizuschauen und den Fokus auf potentielle Schwachstellen zu legen.

Und Goliath hatte eine Schwachstelle, für die ein kleiner David mit fünf Kieselsteinen ausreichte. Mehr brauchte es nicht. Der Rest war dann nur noch gründliche Arbeit, um dem Problem die Chance zum Wiederaufstehen zu nehmen. Dein Goliath hat gewaltige Schwachstellen. Die größte davon ist, dass Gott deinen Sieg erstens geplant und zweitens schon ermöglicht hat. Lass dich von deinem Gegner nicht einschüchtern, sondern zieh ihm mal seine beeindruckende Rüstung aus. Studiere diese Drohgebärden und finde heraus, wo nur Kettenrasseln ohne Power dahinter ist. Und dann finde deine Strategie. Wie? Lies Gottes Wort! Und wenn du nur eine einzige Verheißung Gottes zu deinem Problem findest und sie dem Ding so lange um die Ohren hast, bis es schließlich einknickt. Es gibt nichts, was dem Wort Gottes an dich auf Dauer widerstehen kann. Sein Wort ist ein Hammer, der Felsen zerschlägt. Und jetzt an die Arbeit, denn Goliath ist einfach nur ein lästiges Hindernis auf deinem Weg vorwärts.