Aber der Herr war mit Joseph und verschaffte ihm Gunst und schenkte ihm Gnade vor den Augen des Kerkermeisters (1 Mose 39,21)

Wir kommen heute zum Abschluss unserer kurzen Serie über Umgestaltung unseres Wesens und Metamorphosen. Joseph wäre ein weiteres Beispiel für jemanden gewesen, der an einem Punkt gestartet ist (auch nicht ganz freiweillig, schließlich haben seine sauberen Brüder ihn als Sklaven verkauft), durch harte Prozesse ging und schließlich im Palast des Pharao landet, wo er praktisch das Überleben des Volkes Israel sichert, weil dort am Ende Jakob und seine zwölf Söhne vereint der Hungersnot im eigenen Land entgehen.

Worauf ich mich heute konzentrieren möchte, ist die Tatsache, dass du diese Prozesse aus eigener Kraft weder durchstehen kannst, noch durchstehen sollst. Du hast jemanden an deiner Seite, der dir in all dem hilft. Der Punkt ist nur, dass wir uns darauf einlassen müssen, durch diese Prozesse zu gehen. Es ist unsere Entscheidung, uns dem unterzuordnen, was Gottes Wort und der Heilige Geist uns in den jeweiligen Situationen auftragen. Die Alternative ist Ungehorsam oder Rebellion dagegen. Das können wir tun, aber es bringt uns eben nicht weiter. Joseph wäre nie im Palast des Pharao gelandet, wenn er sich im Gefängnis als der wütende Häftling einen Namen gemacht hätte.

Ich liebe einen Vers, den wir meistens im Zusammenhang mit Geldsammlungen hören oder in einer Predigt über Finanzen, und dessen erste Hälfte bereits das Potential für einen totalen Offenbarungsflash über das Wesen Gottes bietet: Gott aber ist mächtig, euch jede Gnade im Überfluss zu spenden, so dass ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk (2 Kor 9,8). Gott ist mächtig! Er ist fähig! Gott kann! Wenn du einen Augenblick Zeit hast, dann denk mal nur über diese Aussage nach! Das zu verstehen, löst eine Vielzahl von Problemen auf einen Schlag, das garantiere ich dir.

Gott ist in der Lage, dir jede Gnade im Überfluss zu geben. Beachte, dass es offensichtlich nicht nur um Geld geht, auch wenn dieser Vers im Zusammenhang mit Finanzen geschrieben ist. Würde es nur um Geld gehen, würde dort Geld stehen, oder? Doch Gnade ist mehr als Geld. Das griechische Wort charis bezeichnet neben Gnade auch Freundlichkeit, Wohltat, Gunst, Annahme. Wie können Gottes Wohltaten oder Gottes Gunst praktisch aussehen, wenn wir mal davon absehen, dass irgendwie Geld zu uns fließt? Naja, die Frage ist ja eigentlich: Was brauchst du denn gerade? Denk mal an Paulus in der gestrigen Einheit. Er sagte, dass er noch längst nicht am Ziel sei, für das Christus ihn ergriffen hat. Er hat Stress mit Alexander, dem Schmied. Er befindet sich auf einem untergehenden Schiff in tosender See. Er wird gesteinigt. Er wird mehrfach ausgepeitscht. Er sitzt im Knast. Gott ist mächtig, in jedem Moment das zu tun, was du gerade brauchst, damit diese Situation gelöst wird und du vorwärts gehen kannst. Hast du den Vers schon mal so gelesen?

In absolut jeder Situation, was auch immer dir gerade gegenübersteht, wie sehr auch immer dir gerade der Kamm schwillt, deine Faust sich ballt und fast automatisch die Nase deines Gegenübers ins Visier nimmt – Gott ist in der Lage, dir jetzt eine Gunst, eine Wohltat, eine Gnade zu erweisen, die genau passend für diese Situation ist. Der wichtigste Moment in unseren kleineren oder größeren Metamorphoseprozessen ist der Augenblick, wo wir uns entscheiden müssen, wie wir agieren oder reagieren. Es ist diese kurze Sekunde, wo wir unseren Emotionen oder unserem Fleisch freien Lauf lassen und uns verhalten, wie wir es als Tellerwäscher mit mieser Ausbildung und unrühmlicher Herkunft samt entsprechender Erziehung gewohnt sind, oder wo uns bewusst wird: Moment mal, ich trage einen Smoking, bin umgeben von der sogenannten besseren Gesellschaft, hier wird Champagner serviert – Fluchen nach allen Regeln der Kunst ist jetzt wohl eher nicht angebracht. Das ist vielleicht ein niedliches Beispiel, doch es passt ziemlich gut für die Tatsache, dass Gott uns durch seinen Sohn Jesus vom Stand eines dreckigen Sünders in den Stand eines Königs und Priester erhoben hat. Und als König und Priester gehören sich bestimmte Dinge ganz einfach nicht! Und für deine spezifische Berufung gibt es ebenfalls so etwas wie einen göttlichen Ehrenkodex.

Das ist unsere Aufgabe: Das zu ergreifen, wofür wir durch Jesus ergriffen worden sind (Phil 3,12). Uns in dieses Bild umgestalten zu lassen, das Gott uns vor Augen stellt, und zwar sowohl durch sein Wort im generellen wie auch durch den Auftrag, den er dir und mir ganz persönlich gegeben hat. Damit gehen bestimmte Anforderungen an uns einher, zu denen wir ein Ja finden müssen. Doch wenn wir dazu bereit sind, ist Gott fähig, alles zu tun, was du gerade brauchst, um nicht wie ein HB-Männchen durch die Decke zu gehen und dich (und deinen Stand übrigens) bis auf die Knochen zu blamieren.

Gott kann Wirkungen freisetzen, angefangen davon, dass der Heilige Geist dir Worte in den Mund legt oder Gedanken und Ideen schenkt, bis dahin, dass plötzlich andere Menschen neben dir stehen und dich aus der Situation retten – ganz egal, ob sie gerade wissen, was da läuft, oder nicht. Gott kann eingreifen. Er kann dir eine Gunst oder Wohltat zukommen lassen, so wie du es gerade brauchst. Und es befähigt dich zu jedem guten Werk – in genau diesem Moment.

Na, Lust auf ein paar unerwartete Gnaden? Gott ist mächtig. Glaube das und erwarte das.