Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends verachtet außer in seinem Vaterland und in seinem Haus (Mt 13,57)
Wir haben gestern ein Thema begonnen, das mir persönlich seit Monaten auf den Nägeln brennt, und in dem ich persönlich wachsen und lernen möchte, nämlich das Thema Ehre. Wir haben bereits gestern einige Definitionen für Ehre gesehen, nämlich Wert, Achtung, Wertschätzung, Respekt und auch Würdigung. Einem Menschen Ehre zu erweisen bedeutet weniger, ihm den roten Teppich auszurollen, auf ein Podest zu stellen, vor ihm zu kriechen oder ihm eine Medaille anzustecken. Ehre ist viel praktischer als das. Einen Menschen zu ehren bedeutet, seinen grundsätzlichen Wert anzuerkennen. Wenn ich das tue, werde ich praktisch im Umgang mit diesem Menschen. Wie kann das aussehen? Gute Frage.
Jesus zeigt uns hier ein Gegenteil von Ehre, nämlich Ver-Achtung. Einen Menschen zu verachten bedeutet, ihm die Achtung (oder die Ehre) zu entziehen. Praktisch kann das so aussehen, dass ich diesem Menschen die Tür verschließe, seinen Worten kein Gehör schenke (obwohl ich im zuhöre) oder sie abschätzig behandle, ihn oder seine Gaben und Talente ablehne, ihn übergehe und ignoriere. Vielleicht fällt dir – ebenso wie mir beim Schreiben gerade – auf, dass Achten, Respektieren, Verachten, Entwürdigen Begrifflichkeiten sind, die wir sehr genau verstehen, doch keine konkreten Beispiele haben. Verachtung auszudrücken ist auf unzählige Arten möglich. Vom Blick über Körpersprache zu Worten bis hin zu Handlungen. Doch merkst du, was eigentlich hinter diesen Begriffen von Ehre, Achtung, Missachtung steht? Es ist eine Haltung, eine Einstellung einem Menschen gegenüber, die sich mehr oder minder deutlich ausdrückt.
Meine Haltung einem Menschen gegenüber bestimmt die Art und Weise, wie ich ihn behandle, wie ich mit ihm sprechen und auch, wie ich über ihn spreche. Wenn du wissen möchtest, was du über einen anderen Menschen denkst, dann hör dir zu, wie du über ihn sprichst. Und daran erkennst du deine eigene Haltung. Andersherum: Höre jemandem zu, wie er über andere spricht, dann weißt du, was er über andere denkt, und so erkennst du seine Haltung anderen gegenüber. Und schon landen wir an einem ausgesprochen interessanten Punkt! Jakobus sagt folgendes: Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder ein Weinstock Feigen? So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben (Jak 3,12). Es ist unmöglich, zwei Haltungen in sich zu tragen. Ich kann unmöglich eine Haltung von Achtung und Ehre in mir haben und gleichzeitig bestimmte oder einzelne Menschen mißachten. Das funktioniert nicht. Ich habe entweder eine Haltung von Ehre, oder ich habe sie nicht. Wenn ich sie habe, habe ich sie allen gegenüber. Habe ich sie nicht, habe ich sie niemandem gegenüber. Natürlich kann ich zu einem sympathischen Menschen nett sein, und zu einem unsympathischen unfreundlich. Doch das zeigt eigentlich nur eines: Ich selbst bin nicht entschlossen, den anderen zu ehren. Mein Verhalten ihm gegenüber ist geprägt von seinem Verhalten mir gegenüber. Diese Haltung nennt man ganz böse Opportunismus.
Ihr Lieben, das Reich Gottes hat ein Leitprinzip: Ehre. Ehre Gott gegenüber, Ehre Menschen gegenüber. Und wenn wir mal den Gedanken von eben und den Vers aus Jakobus heranziehen, so folgt eine brutale aber total logische Konsequenz: Wenn ich die Haltung von Ehre nicht in mir den Menschen gegenüber habe, kann ich diese Haltung auch nicht Gott gegenüber haben! Es ist unmöglich, Gott zu ehren und Menschen zu mißachten. Wenn jemand von sich behauptet, dass er Gott in seinem Leben oder durch sein Leben ehrt, und Menschen respektlos, missachtend oder herabsetzend behandelt, dann ist er entweder ein Lügner oder hat Ehre nicht verstanden. Ehre ist eine Haltung in mir! Eine Haltung ist etwas grundsätzliches. Sie ändert sich nicht mit den Umständen. Dann sind wir nämlich wieder beim Opportunismus.
Paulus fordert uns im Römerbrief auf: In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor (Röm 12,10). Ehre ist keine Frage des Ob, sondern vielmehr des Tempos. Bist du schneller darin, deinen Bruder oder deine Schwester zu ehren als er? Es geht übrigens nicht darum, dem anderen permanent Honig um den vorhandenen oder unvorhandenen Bart zu schmieren. Es geht um eine Haltung der Wertschätzung und darum, den anderen höher zu achten als mich selbst. Es beginnt damit, dem anderen die Tür aufzuhalten oder dem anderen den Kaffee zu geben, den du dir gerade selbst eingeschenkt hast. Es geht darum, zunächst um das Wohlbefinden des anderen bemüht zu sein. Es geht darum, den anderen zu schätzen durch Worte oder Taten. Übrigens sprechen Taten eine sehr viel lautere Sprache als Worte. Selbst Gott sagt: Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir (Mt 15,8).
Doch eine Sache kann ich dir versichern: Wenn du dich einmal für Ehre entschieden hast, wirst du selbst in den kleinsten Dingen Ehrerbietung erkennen oder geben. Selbst das Fenster zu schließen, wenn du siehst, dass sich jemand seinen Schal umwickelt, kann ein Akt praktischer Ehrerbietung sein. Bitte überschlag dich jetzt nicht, indem du versuchst, alles mögliche zu tun, damit es dem anderen gutgeht. Das kann auch der Sturz aus dem Sattel auf der anderen Seite des Pferdes sein. Bitte bleib natürlich. Doch deine Haltung wird Taten hervorbringen, die so klein und unbedeutend sein mögen, doch sie drücken aus, wer du bist: Ein Mann oder eine Frau der Ehre.
Jürgen Knapp sagte:
Danke Ines für deine Botschaften über Ehre . Mir wird bewußt ,das ich bei einige Menschen meine Haltung ändern muss . Hab einen genialen Tag
In der Liebe Yeschua verbunden
Jürgen
Margit Ellringmann sagte:
Zitat von Ines (siehe oben)
Es ist unmöglich, zwei Haltungen in sich zu tragen. Ich kann unmöglich eine Haltung von Achtung und Ehre in mir haben und gleichzeitig bestimmte oder einzelne Menschen mißachten. Das funktioniert nicht. Ich habe entweder eine Haltung von Ehre, oder ich habe sie nicht. Wenn ich sie habe, habe ich sie allen gegenüber. Habe ich sie nicht, habe ich sie niemandem gegenüber.
DAS ist es ! Und diese Haltung kann ich nur in mir tragen, wenn ich die Ehre, Wertschätzung, Erhöhung und Liebe des Vaters, die er mir in Christus entgegenbracht hat und entgegenbringt – erkannt habe und glaube. Wow!