Wenn nun jemand sich von solchen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und dem Hausherrn nützlich, zu jedem guten Werk zubereitet (2 Tim 2,21)
An den letzten beiden Tagen haben wir uns mit unserem Umgang mit Leiterschaft in der Gemeinde befasst und dem Gedanken, dass unser Respekt und unsere Achtung ihnen gegenüber etwas damit zu tun hat, was Gott durch sie in der Gemeinde tut oder tun kann. Doch auch für jeden einzelnen von uns gilt das gleiche Prinzip.
Viele Christen in den Gemeindebänken gehen in den Gottesdienst, damit ihnen gedient wird. Ebenso in den Hauskreisen. Und ich kreide damit jetzt gar nicht eine bestimmte Haltung an, sondern ich sehe ein totales Missverständnis dabei! Sehr oft wird unterschieden zwischen denen, die leiten oder dienen, und denen, die ihnen dabei zuschauen und zuhören. Doch die Bibel zeigt uns eigentlich ein anderes Bild. Paulus schreibt den Korinthern über die Gaben des Geistes. Er sagt in 1. Korinther 12,11: Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, der jedem persönlich zuteilt, wie er will. Der Heilige Geist teilt jedem zu, wie er will. Dort steht nicht, dass er denen zuteilt, denen er zuteilen will. Der Heilige Geist teilt grundsätzlich an jeden aus, nur die Art der Gabe liegt bei ihm. In 1. Korinther 14,26 macht Paulus es noch deutlicher und sagt: Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch etwas: einen Psalm, eine Lehre, eine Sprachenrede, eine Offenbarung, eine Auslegung.
Die Gemeinde kommt eigentlich dann in die Fülle, wenn jeder einzelne diese Gaben empfängt und einbringt. Dieses Verständnis benötigen wir für unsere Gemeinden und Hauskreise. Es sind nicht nur die Leiter, die in den Geistesgaben dienen, sondern unsere Erwartung muss eigentlich sein, dass jeder einzelne in diesen Gaben gebraucht wird. Warum erstens dieses Verständnis fehlt und zweitens die Übung, sich in den Geistesgaben zu bewegen, hat sicher mehrere Gründe. Doch der Vers aus 2. Timotheus macht eine Sache deutlich: Er stellt uns selbst als Gefäße dar, die – unter bestimmten Voraussetzungen – ein Gefäß zur Ehre sind, das für den Hausherrn nützlich und zu jedem guten Werk zubereitet ist. Was heißt das praktisch?
Der Hausherr ist schlicht und ergreifend der Herr, Jesus, der seine Gefäße nutzen will. In 2. Korinther 4,7 heißt es auch, dass wir den Heiligen Geist als Schatz in irdenen Gefäßen haben. Wenn jemand in den Geistesgaben gebraucht wird und beispielsweise prophezeit oder in Heilung dient, dann stellt das ganz einfach ein Überfließen des Heiligen Geistes in diesem Gefäß, diesem Menschen, dar. Die Kraft und die Wirkung des Heiligen Geistes wird auf jemanden ausgegossen, so dass Wirkungen nach außen entstehen. Das ist das gute Werk, zu dem der Herr jeden einzelnen von uns gebrauchen will.
Dieses Bild von den Gefäßen ist deshalb so klasse, weil es auch heute noch völlig zutreffend ist. Keiner serviert sein Festmahl auf Papptellern, selbst wenn er sie zuhause hat. Doch der Griff geht ohne zu überlegen zum guten Geschirr, richtig? Niemand kommt auf die Idee, die dreckigen Teller von gestern noch einmal auf den Frühstückstisch zu stellen. Wenn die Gläser staubig oder schmierig sind, werden sie noch einmal poliert, bevor der teure Wein eingeschänkt wird. In unserem täglich Leben tun wir genau das, was Gott bei der Ausgießung seiner Gaben auch tut. Er greift zu den Gefäßen, die für sein Werk passend sind.
Achtung: Mach daraus bitte kein Dogma oder Gesetz! Gott ist größer als unsere Religion oder unsere Vorstellung und gebraucht auch Menschen, von denen man es jetzt nicht erwarten würde. Manchmal greift Gott absichtlich daneben (aus unserem Blickwinkel), um unsere Überheblichkeit zu entlarven. Aber lass uns doch mal bei dir oder mir bleiben. Wir können selbst etwas dazu tun, ein Gefäß zu sein, das für den Hausherrn bereit und tauglich ist. Unsere eigene saubere Lebensführung, unsere reine Gesinnung ist quasi das Poliertuch für das Glas, in den dieser neue Wein ausgegossen werden kann. Wir können selbst etwas dazu tun, uns dafür zu positionieren, dass der Heilige Geist durch uns fließt.
Wenn der Heilige Geist durch dich oder mich wirkt, dann ist das ein Privileg! Es ist der Heilige Geist persönlich, ein Teil des dreieinigen Gottes, dem Schöpfer des Universums selbst, der sich gerade dich aussucht, um ein Wort weiterzugeben, eine Sprachenrede auszulegen oder einen Menschen zu heilen. Es ist eine Ehre für uns, zumindest wäre das die angemessene Betrachtungsweise. Es ist nicht trivial und irgendwie unspektakulär! In der Gemeinde sollte es normal und alltäglich sein, dass diese Dinge passieren, doch gleichzeitig dürfen wir dieses Wirken Gottes nie als selbstverständlich nehmen. Es ist Gott, der uns ehrt, indem er uns für sein Werk gebraucht.
Wenn wir unseren Lebensstil in allen Belangen darauf ausrichten, ein Gefäß zur Ehre Gottes zu sein, ist das ein praktischer Ausdruck unserer Ehrerbietung. Und weißt du, was es bewirkt? Gott antwortet damit, dass er dich ehrt. Wer mich ehrt, den will ich wieder ehren. Wer mich aber verachtet, der soll auch verachtet werden (2 Sam 2,30b). Bei diesem Vers geht es nicht um die Frage Wiedergeboren oder nicht? Es geht um die Frage, ob wir Gott in allen Dingen ehren, oder nicht. Und Gott zeigt uns hier, dass er eine Antwort für uns hat. Ein Wort zur Beruhigung: Gott haut dir nicht auf die Nase, um Verachtung auszudrücken. Doch es können Türen verschlossen bleiben als Antwort darauf, dass wir bestimmte Menschen oder Dinge Gottes nicht achten. Fakt ist aber, dass Gott diejenigen ehrt, die ihn ehren. Und das klingt doch nach einer interessanten Aussicht, oder?