Denn wer ist’s, der den Tag geringer Anfänge verachtet? (Sach 4,10)

Das ist eine ziemlich gute Frage! Wer verachtet den Tag geringer Anfänge? Eine Antwort liefert der Vers jedenfalls nicht. Doch Gottes Wort gibt uns hier einen sehr interessanten Hinweis, und zwar immernoch im Zusammenhang mit Ehre.

Wenn du den Artikel von gestern gelesen hast, weißt du, dass wir uns erstens selbst in die Position bringen können, Gott als ein Gefäß zur Ehre zu dienen, und zweitens in den Genuss der Ehre Gottes kommen können, wenn wir ihn ehren. Und noch einmal als grundsätzliche Feststellung: Wir ehren den Herrn, indem wir die Menschen achten und ehren, die Jesus selbst mit seinem Blut erkauft hat, indem wir die Diener ehren, die Gott in den Dienst genommen hat, und indem wir das ehren, was Gott tut und was ihm gehört. Dazu morgen noch etwas mehr.

Heute lass uns über geringe Anfänge und deren Achtung bzw. Verachtung sprechen. Achtung gehört in den Zusammenhang mit Ehre, somit ist Verachtung ein aktives Nicht-Ehren. Verachtung entzieht jeglichen Respekt. Einen Menschen zu verachten, ist selbst in unserem alltäglichen Verständnis ein ziemlich starker Ausdruck, der sehr tiefe und ausgesprochen negative Gefühle beinhaltet. Jemanden anzuspucken ist ein Handlung, die tiefste Verachtung einem Menschen gegenüber ausdrückt. Ich weiß nicht, ob du dieses Gefühl kennst. Mir wird gerade bewusst, dass ich dieses Gefühl erstens selbst noch nie erlebt habe, und dass mir zweitens gerade lauter Bilder durch den Kopf rauschen, wo dieses Anspucken passiert, und zwar interessanterweise in lauter Kulturen, in denen Ehre eine wesentlich wichtigere und größere Sache ist als in Deutschland. In diesen Tagen, wo ich mich sehr intensiv mit Ehre beschäftige, wird mir immer deutlicher, dass dieses Thema in Deutschland überhaupt kein Fundament hat. Unsere Kultur und unsere Gesellschaft hat es vollkommen ausgeblendet. Ich spüre sehr stark prophetisch, dass eine Wiederherstellung von Ehre als Begriff und Lebenskonzept einer der Schlüssel für die Aufrichtung des Leibes Christi in diesem Land und auch für Erweckung ist. Das mal am Rande.

Was sind geringe Anfänge? Vom Hebräischen her steht dort eigentlich nur ein Adjektiv, nämlich qatan, das schlicht klein, gering, jung bedeutet und sogar in den Bereich von unwichtig, unbedeutend geht. Du siehst schon in diesem Begriff eine Bewertung und Abstufung. Etwas wird als klein, gering und jung erkannt und mit dem Label unwichtig und unbedeutend versehen. Das ist Ver-Achtung. Ihr Lieben, die größte Gefahr, das abzutreiben, was Gott in diesem Land, in deiner Gemeinde, in deinem Leben tun will, besteht dann, wenn wir die kleinen, geringen Anfänge mißachten. Und das passiert sehr, sehr schnell.

Stell dir vor, du hast zum ersten Mal das Gefühl, dass der Heilige Geist dir ein Wort für einen Menschen gibt. Dieses Wort lautet: Gott liebt dich. Und du denkst dir: Na toll. Ist doch klar. Das weiß der doch. Kann ich nicht etwas anderes bekommen? Etwas dramatischeres? Vielleicht hast du noch nie so gedacht – ich schon. Das ist der Beginn von Abtreibung! Wir müssen verstehen, was hier gerade passiert! Der Heilige Geist beauftragt mich, einem Menschen eine Botschaft von Gott zu übermitteln. Und ich entscheide, dass diese Botschaft nicht wert ist, zugestellt zu werden. Das ist, als würde der Paketdienst entscheiden, dass du ein so großes Paket nicht verdienst, und er schickt es zurück an den Absender. Wenn der Heilige Geist zu dir spricht, damit du jemandem eine Botschaft von Gott übermittelst, dann bist du der Briefträger. Mehr nicht. Und wie willst du jemals die großen, dramatischen Pakete zustellen, wenn du vorher nicht auch die kleinen und unscheinbaren ausgeliefert hast? Wenn mein Paketdienst darüber entscheidet, welche Pakete er zustellt und welche nicht, suche ich mir einen anderen! Ganz einfach! Oder?

Wenn wir uns Gott zur Verfügung stellen, beginnt er im kleinen mit uns. Es ist ein Anfang. Wir lernen zunächst einmal überhaupt, uns in der Rolle des Briefträgers zu bewegen und mit dem Postfahrrad zurechtzukommen. Je sicherer wir werden, desto größer und zahlreicher können die Pakete werden, um mal bei diesem Bild zu bleiben. Achten wir diese Anfänge nicht, werden wir über den Anfang nicht hinauskommen. Doch wir sind diejenigen, die durch unsere Verachtung diese kleinen Pflänzchen ausreißen. Wenn du einen Apfelkern keimen lässt und wütend wirst, weil statt des großen Stamms eine winzige grüne Pflanze erscheint, wirst du vermutlich niemals Äpfel ernten.

Wir haben in den vergangenen Tagen schon einmal das Thema Treue im Zusammenhang mit Ehre betrachtet. Treue über den kleinen Dingen als der Weg zu den größeren. Hätte ich diesen Blog nach drei Tagen wieder eingestampft, weil ich nur 5 Leser hatte, würde es ihn heute nicht mehr geben. Doch ich wusste, dass ich weitermachen soll, und ich weiß, dass es ein Schritt der Treue für mich ist, um in dem zu wachsen, was für mich vorbereitet ist. Und wenn du von einem Hauskreis träumst, aber nicht bereit bist, mit einem oder zwei Teilnehmern anzufangen, wie sollen dann die anderen zehn kommen? Wenn du von Erweckung träumst, sich aber bei deinem evangelistischen Einsatz nur einer bekehrt und du entmutigt aufhörst, wie sollen die anderen dann von Jesus hören?

Ihr Lieben, wenn Gott etwas in unserem Leben beginnt, sollten wir das feiern! Wir sollten es als wichtig erachten und alle Kraft hineinlegen, dass wir es auf die bestmögliche Weise tun. Damit ehren wir es, und dann kann es wachsen. Tun wir das nicht, ersticken wir das Wirken Gottes in den ersten Zügen.