Es gibt einen Mann in deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist und bei dem in den Tagen deines Vaters Erleuchtung, Verstand und Weisheit gleich der Weisheit der Götter gefunden worden ist, so daß dein Vater, der König Nebukadnezar, ihn zum Obersten der Traumdeuter, Wahrsager, Sterndeuter und Zeichendeuter bestimmt hat (…) ganz allein deshalb, weil bei ihm ein vortrefflicher Geist, Verstand und Scharfsinn gefunden wurde… (Dan 5,11-12)
Daniel hatte das Pech, schon als Jugendlicher in ein feindliches Land verschleppt zu werden. Doch der König ließ die besonders aussichtsreichen Kandidaten seiner Gefangenschaft in den Palast bringen und ausbilden. Über David wurde von den anderen Dienern des Königs diese Aussage getroffen: ein vortrefflicher Geist, auf aramäisch jattir, was auch außergewöhnlich oder exzellent bedeutet. Dieser aramäische Ausdruck findet sich auschließlich im Buch Daniel, und immer nur im Zusammenhang mit Daniel.
Wenn du das Buch Daniel studierst und dir anschaust, wie Daniel getickt hat, findest du ein Beispiel von einem Menschen, der in Exzellenz gelebt hat. Was hat Daniel ausgezeichnet? Eine Sache findest du immer wieder: Widerspruch! Daniel hat Widerspruch eingelegt, als er sozusagen a la carte essen sollte. Er bat um eine andere Ernährung. Daniel hat Widerspruch eingelegt, als es um das Verbot von Anbetung ging, und landete in der Löwengrube – unbeschadet, wie wir wissen. Daniel hat Widerspruch eingelegt, als die Haus- und Hof-Okkultisten des Königs wegen Versagen niedergemetzelt werden sollten, und rang selbst im Gebet um die Lösung des Rätsels.
Daniel hat sich immer wieder dem widersetzt, was die Obrigkeiten des feindlichen Landes beschlossen, und zwar aus einem einzigen Grund: Er wusste, was sich gehört! Daniel war sich vollkommen im klaren darüber, was für ihn bei seiner Abstammung und bei seiner Erziehung angemessen und korrekt war. Dem folgte er, obwohl die Umstände um ihn herum dem nicht sonderlich zuträglich waren. Wer Ehre begriffen und ergriffen hat, kann in einem Saustall leben und die Gesinnung eines Königs aufrecht erhalten. Daniel war kein König, aber er ließ auch nicht zu, dass die Umstände seine Werte und Maßstäbe verbiegen konnten. Er kannte seinen Gott und ließ sich nicht davon abbringen, sein Denken und Handeln anderen Maßstäben zu unterwerfen.
Was wir – was ich – so dringend brauchen, ist Exzellenz! Was heißt das praktisch? Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen (Kol 3,23). Was meinst du, wie es in unseren Häusern, aber auch in unseren Gemeinden aussehen würde, wenn wir diese Gesinnung an den Tag legen würden? Ist uns bewusst, dass schlussendlich alles, was wir tun, wie wir reden, wie wir uns kleiden, wie wir uns bewegen, als ein Spiegel unserer Ehrerbietung Gott gegenüber betrachtet werden kann? Wenn wir unsere Gemeinde mal tatsächlich als Haus Gottes ansehen würden, wie es ja im Alten Testament als ein Schatten zu sehen ist, wieviel volle Mülleimer und daneben liegende Papiere würde es dann noch geben? Wieviele dreckige Toiletten, dreckige Ecken, kaputte Glühbirnen, zerknautschte Vorhänge, Unordnung usw.? Bitte, ich weiß, dass viele Gemeinden finanziell oft nicht in der Lage sind, teure und schicke Ausstattung zu haben. Aber das ist doch keine Entschuldigung dafür, die Dinge nicht zu tun, die nicht einmal Geld kosten, oder?
Wie sieht es mit uns aus? Gehen wir in den Gottesdienst in den Klamotten, die wir gerade anhaben? Oder ist uns bewusst, dass wir in das Haus Gottes gehen und kleiden uns entsprechend? Fühlst du dich in solchen aufgebrezelten Klamotten nicht wohl? Tja, aber genau das ist ja die Frage des Tages! Um wen geht es eigentlich? Um mein Wohlbefinden, um meine Bequemlichkeit und meinen Maßstab? Oder geht es darum, unseren Gott zu ehren und ihm entgegenzutreten, wie es ihm gebührt?
Ihr Lieben, bitte nicht falschverstehen! Der Segen Gottes, seine Gnade, seine Liebe sind bedingungslos. Das Blut Jesu hat für alles bereits bezahlt, was wir brauchen. Es ist eine Frage von Glauben und Empfangen. Doch seine Ehre uns gegenüber hat eine Bedingung. Wer mich ehrt, den will ich wieder ehren (1 Sam 2,30). Ich glaube, wir haben keine Vorstellung davon, wie es aussehen könnte, wenn Gott uns nicht nur segnet und beschenkt, sondern wenn Gott selbst uns auch ehrt, weil wir ihn ehren. In Matthäus 6 finden wir eine Ahnung davon, wo Jesus mehrfach sagt, dass Gott ins Verborgene sieht und uns öffentlich vergelten wird, was wir im Verborgenen um seinetwillen tun.
Einer der schlimmsten Ausdrücke von Respektlosigkeit und Mißachtung ist Unpünktlichkeit. Nichts drückt stärker aus, welche Bedeutung ein Gottesdienst oder eine andere Gemeindeversammlung für uns hat, als die Frage unserer Pünktlichkeit. Und nein: Kinder, Haustiere, Verkehr oder sonstiges sind absolut keine Entschuldigung. Schließlich schaffen wir es ja auch, pünktlich am Arbeitsplatz oder in der Kinovorstellung zu sein. Würde der Gottesdienst, der Dienst für Gott uns wirklich etwas bedeuten, wären wir um jeden Preis pünktlich. Und würden wir begreifen, dass Gott uns ehrt, wenn wir ihn ehren, würden wir uns darum reißen, die Stühle geradezurücken, in den Toiletten für Ordnung zu sorgen, die Mülleimer auszuleeren und sogar noch schnell sauberzumachen, bevor alle anderen kommen.
Gott zu ehren ist keine Frage von Lobpreis und Anbetung. Es ist eine Frage unserer Haltung. Gott ist Exzellenz. Kannst du dir Jesus vorstellen, wie er Dinge halbherzig tut? Wie er mit einer Komm-ich-heut-nicht-komm-ich-morgen-Mentalität ans Kreuz geht und für deine und meine Sünden, Krankheiten, Armut und Strafe bezahlt? Aber Jesus ist schließlich der Sohn Gottes! Ah! Danke für den Einwand! Und was bist du?