Er aber, der dem Sämann Samen darreicht und Brot zur Speise, er möge euch die Saat darreichen und mehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen (2 Kor 9,10)
Auch wenn es vielleicht nicht immer so offensichtlich ist, befinden wir uns noch immer im Themenkomplex Ehre. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich erstaunt die Bandbreite dieses Themas. Heute kommen wir zu einem weiteren sehr interessanten Aspekt, nämlich zur Verwalterschaft. Was hat Verwalterschaft mit Ehre zu tun? Gut, dass du fragst.
Dieser Vers aus 2. Korinter 9 ist im finanziellen Zusammenhang geschrieben, es geht um Geben und selbst versorgt werden, doch interessant sind die ersten Worte dieses Verses: Er aber, der dem Sämann Samen darreicht… Du hast hier einen Sämann und jemandem, der ihm Samen in die Hand drückt. Und nun? Bist du schon einmal in eine Küche gekommen, wo gerade jemand den Abwasch macht und dir ein Geschirrtuch in die Hand drückt? Es ist die unausgesprochene Mitteilung: Bitte abtrocknen. Gott reicht dem Sämann den Samen – in der Erwartung, dass er ihn auf dem Feld ausstreut. Ja, logisch! Was denn sonst?! Aber ist es wirklich so logisch? Ich fürchte, nein.
Petrus schreibt: Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes (1 Petr 4,10). Es ist eine Aufforderung, dass jeder diene, und zwar mit dem, was er empfangen hat, um sich als treuer Haushalter zu erweisen. Da beginnt der Knackpunkt. Jeder einzelne von uns hat etwas empfangen. Wenn wir wirklich daran glauben, dass Gott uns erschaffen hat, wie er es wollte, dann müssen wir auch daran glauben, dass unsere Gaben, Talente und Fähigkeiten ebenfalls von ihm kommen, und nicht nur die Geistesgaben (auch wenn das griechische Wort charisma hier zunächst auf Geistesgaben hindeutet). Doch lass uns einmal eine Ebene tiefer ansetzen, nämlich bei den ganz natürlichen Dingen. Kannst du glauben, dass Gott diese Dinge in dich hineingelegt hat? Wenn das so ist, dann hatte er ja eine Absicht dabei, nämlich, dass diese Dinge seinem Reich zugute kommen!
Haushalter- oder Verwalterschaft bedeutet, etwas zu bekommen von jemandem, dem es eigentlich gehört, in der Erwartung, angemessen, sorgfältig und bestimmungsgemäß mit diesen Dingen umzugehen. Es ist wichtig, dass wir unsere Position als Verwalter in den Dingen Gottes verstehen! Gott betraut uns mit Aufgabengebieten, Personen (Ehepartner, Kinder, Arbeitgeber, Kollegen, Gemeinde usw.), Fähigkeiten und Gaben in der Erwartung, dass wir so damit umgehen, dass es dem Willen und dem Wesen Gottes entspricht. Wenn du ein Arbeitnehmer bist, dann wird dir bestimmtes Material, Aufgaben und Vollmacht zugewiesen in der Erwartung, dass du diese Dinge gemäß dem Unternehmenszweck einsetzt und die Belange des Unternehmens förderst. Passiert das nicht, ist das Missbrauch und ein Kündigungsgrund.
Gott kündigt uns nicht! Doch die Erwartung ist seinerseits natürlich ebenso da. Gott reicht dem Sämann Samen, damit er ihn austeilt und eine Ernte eingebracht werden kann. Beachte, dass Gott diese Ernte will, und nicht der Sämann selbst. Der Sämann hat nur den Auftrag, sich um das Austeilen des Samens zu kümmern.
Ihr Lieben, uns sind ebenfalls Dinge anvertraut. Schau dich einmal in deinem eigenen Leben um. Welche Handlungsgebiete hast du (Familie, Arbeit, Schule deiner Kinder, Gemeinde usw.) und welche besonderen Fähigkeiten hast du? Kannst du gut kochen? Oder bist du sprachlich geschickt? Bist du handwerklich begabt oder technisch? Gibt es geistliche Gaben, von denen du weißt, dass du sie hast? All diese Dinge sind von Gott gegeben.
Sicher kennst du das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25,14-30). Auch dort siehst du jemanden, der Talente oder Gaben zuteilt in der Erwartung, dass sie eingesetzt und multipliziert werden. Der Knecht, der dieses Talent vergraben hat, bekam den Titel böse, faul und untreu. Das ist jetzt bitte nicht als Drohung zu verstehen! Doch die Aufgabe an diese drei Knechte bestand darin, mit den Talenten bestimmungsgemäß und im Interesse des eigentlichen Besitzers umzugehen. Der Grad ihrer Treue in der Verwalterschaft bestimmte den Grad ihrer Belohnung. Lasst uns das doch heute einfach mal als Denkanstoß mitnehmen: Welche Talente, Gaben, Fähigkeiten haben wir, von denen wir wissen, die aber brachliegen? Was davon setzen wir in unserem Zuhause oder am Arbeitsplatz ein, aber lassen es nicht in der Gemeinde einfließen?
Wir dürfen den Geber dieser Gaben nicht vergessen. Und nein, es liegt nicht an einer zufälligen Gen-Kombination, die dich mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet hat. Es war dein Schöpfer, der diese außerordentliche Mischung in dich hineingepackt hat. Für Gott gibt es nur ein Thema: Sein Reich. Sein Fokus mit dir ist ebenfalls nur einer: Du in seinem Reich. Und deshalb sollen deine Gaben und Talente auch in allererster Linie Gott ehren und sein Reich fördern. Ich denke, dass wir auch in diesem Punkt unsere Prioritäten geraderücken müssen. Es geht übrigens nicht darum, dass du jetzt in wilden Aktionismus ausbrichst und bestimmte Talente und Fähigkeiten nicht mehr an deinem Arbeitsplatz einbringen sollst. Ganz im Gegenteil. In Jesaja heißt es, dass über dir die Herrlichkeit Gottes aufgeht und die Heidenvölker zu diesem Licht kommen. Das kann sehr gut am Arbeitsplatz sein! Doch sie kommen nur zu seiner Herrlichkeit, wenn wir uns nicht in unserer eigenen Herrlichkeit sonnen. Verstehe dich als ein Träger der Begabungen und Befähigungen Gottes, als ein Träger seiner Herrlichkeit. Auf diese Weise verstehen wir, woher unsere Fähigkeiten (und damit die guten Resultate) kommen, wem die Ehre dafür gebührt, und wem sozusagen die Erstlingsfrucht, der Haupteinsatz, zukommt.