Wenn ihr mit dem Gut eines anderen nicht treu wart, wer wird euch das Eure geben? (Lk 16,12)
Wir haben uns bereits gestern mit treuer Verwalterschaft befasst, die anvertraute Gaben, Talente und Einflussbereiche im Interesse desjenigen verwaltet, der diese Dinge gegeben hat. Heute wollen wir uns mit einem weiteren Aspekt von Treue und Beförderung beschäftigen.
Dieser Vers birgt ein grundsätzliches göttliches Prinzip in sich. Um zu verstehen, was Jesus mit diesen Worten eigentlich sagt, müssen wir eine Tatsache vorwegschieben. Jeder von uns hat eine göttliche Berufung. Es gibt niemanden auf der Erde, für den Gott keinen Plan hätte. Auf jeden von uns warten Aufgaben, Positionen, Einflussmöglichkeiten, Beziehungen usw. Und es gibt nichts kostbareres, als diese Berufung zu entdecken und in sie einzutreten. Besonders in Galater 4,1-7 spricht Gottes Wort noch über eine Besonderheit in diesem Zusammenhang, nämlich der Tatsache, dass wir durch Jesus Erben sind. Indem wir Kinder Gottes wurden, wurden wir gleichzeitig zu Erben in Christus. Und Gottes Wort sagt: Der Erbe ist Herr über allen Gütern.
Doch es gibt eine Bedingung, um über dieses Erbe verfügen zu können, nämlich unsere Mündigkeit. In den letzten Tagen hat mich genau dieses Thema beschäftigt. So oft binden, lösen, herrschen, befehlen wir über Dinge, die wir im Namen Jesus als unser Erbe beanspruchen. Doch Galater 4,1-2 ist von höchster Wichtigkeit! Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, besteht zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied, obwohl er Herr über allen Gütern ist; sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit. Unmündigkeit bezieht sich von der griechischen Bedeutung her sowohl auf die Unfähigkeit zu sprechen (schlicht entwicklungsbedingt, weil das Kind noch zu klein ist), als auch auf das Denkvermögen und die Auffassungsgabe. Der Erbe, der Herr über allen Gütern ist, vermag noch nicht richtig zu verstehen, zu denken und zu sprechen, und solange das so ist, tun das andere für ihn, nämlich die Verwalter und Vormünder. Der Vater beurteilt, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dass der Erbe in die Position eingesetzt wird, in der er selbst über sein Erbteil bestimmt.
Und in der Zwischenzeit? Da lernt der zukünftige Erbe in der Zusammenarbeit mit den Vormündern und Verwaltern, wie das eigentlich geht mit dem Erbteil. Und wenn er sich diesem Ausbildungsprogramm widersetzt, nichts über die richtige Denkweise und Verständnis für dieses Erbteil lernt, seine Sprache sich nicht entwickelt, wird es sehr, sehr lange dauern, bis der Vater entscheidet, dass der Zeitpunkt gekommen ist, diesen Erben für mündig zu erklären und die Vormundschaft für ihn zu beenden. Oft beschränken Prediger diesen Vers auf die Mündigkeit im Sinne von Mund, Sprechen, das Richtige sagen. Es geht viel weiter als das. Es ist darüberhinaus das Verstehen der Dinge Gottes, das Verwalten dieser Dinge im Sinne des Reiches Gottes. Packe gedanklich mal den Text von gestern und heute zusammen und addiere das Kozept von Ehre und Treue hinzu. Das macht das Bild wesentlich umfangreicher.
Und wiederum siehst du das göttliche Beförderungskonzept: Treu im Kleinen, treu in den Dingen, die einem anderen gehören und an denen du mitarbeiten darfst. Warum? Weil es das göttliche Ausbildungsprogramm ist, bevor du deinen eigenen Bereich bewirtschaften kannst. Wenn wir dieses Ausbildungsprogramm durchlaufen, lernen wir am Weinberg eines anderen, wie man Reben beschneidet, den Weinberg düngt, wann welche Trauben zu ernten sind, welche Rebsorten am besten wo wachsen usw. Neben reinen Techniken und Fähigkeiten lernen wir so etwas wie Ethik in den Dingen Gottes, was sich gehört und was sich nicht gehört, wir lernen die zugrundeliegenden Werte und Haltungen. Wir lernen aus den Erfahrungen unserer Vormünder. Das ist so dermaßen wichtig! Natürlich können wir uns auch als Erbe auf dem väterlichen Hof aufspielen, dicke Backen machen und Erbe-mäßig tun, was wir wollen, die Knechte scheuchen, uns auf den Trecker schwingen und auf das Feld fahren, um für Ordnung zu sorgen. Was wird der Vater tun? Er wird seinen Verwaltern entsprechende Anweisungen geben, wie sie mit diesem Bengel umgehen sollen. Und mit Sicherheit wird er keinen Zugang zu den Maschinen oder Feldern bekommen, bei denen er wirklich Schaden anrichten kann. Ganz einfach. Soll sich der Junge austoben, doch um die wichtigen Dinge, um die sensiblen Felder und Pflanzen kümmern sich die, die wissen, was zu tun ist.
Wenn wir nicht zunächst in der Unterordnung unter Vormünder und Verwalter, unter einen Dienst oder einen Pastor, lernen, kann Gott uns nicht über unseren eigenen Bereich setzen. Wir würden seinem Reich und den Menschen schaden, mit denen wir in Berührung kommen. Und wir würden Schaden nehmen, denn wir werden früher oder später zur Rechenschaft gezogen werden. Viele große Männer und Frauen Gottes, die heute ihre eigenen Dienste oder Gemeinden haben, haben im Dienst für einen anderen Diener Gottes begonnen. Sie haben in der Zusammenarbeit oder in der reinen Beobachtung gelernt, bis der Vater im Himmel den Zeitpunkt für gekommen sah, ihnen ihr Eigenes zu geben. Natürlich können wir unser Eigenes bauen, aber das ist dann eben genau das: unser Eigenes. Es ist nicht das, was der Vater uns gibt. Wir gehen total am Ziel vorbei. Kann das wachsen? Na klar! Und das kann über Jahre gutgehen. Und doch war es nie Gott, der uns in diese Position gebracht hat. Und selbst wenn wir tausende von Menschen erreichen und ihnen von Jesus erzählen, war es dennoch nicht das, was Gott für uns vorgesehen hat. Bitte bleibe auf deinem Kurs! Bitte bleibe in der Ausbildung, und wenn es noch 10 Jahre dauert. Alles ist besser, als aus dem Fleisch heraus etwas Eigenes zu starten und vollkommen an Gott vorbeizugehen.