Gehe fort von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der östlich vom Jordan fließt! Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen. (1 Kön 17,3-4)

Diese Begebenheit geschieht ganz am Beginn der Geschichte von Elia. Elia hatte dem König gerade eine knackige Ankündigung gemacht und ihm mitgeteilt, dass es nicht mehr regnen würde, bis Elia es sagt. Und zwar für Jahre. Ich nehme an, Elia hatte allen Grund, sich versteckt zu halten… Der Herr sagt ihm, wo dieses Versteck ist, und wie Elia dort versorgt werden soll. Wasser aus dem Bach und Brot und Fleisch aus der Luft. Fliegende Hamburger.

Nach einer gewissen Zeit trocknet der Bach aus – kein Wunder, schließlich hatte Elia selbst mit seinem prophetischen Wort den Hahn zugedreht. Darin liegt eine Lektion für sich! Denk mal drüber nach. Jedenfalls hat der Herr sofort den nächsten Versorgungsort für Elia parat und schickt ihn mit präzisen Anweisungen nach Zarpat.

Elia war ein Mann Gottes, das beweist sowohl sein prophetischer Dienst, der von Gott selbst bestätigt wird, als auch das Zeugnis, das Menschen über ihn ablegen, die ihn als Mann Gottes erkennen. Elia gilt bis ins Neue Testament als ein Beispiel für uns heute, dem viele nacheifern wollen und sich die Elia-Salbung wünschen. Als ich in Amerika war, habe ich sehr viele Menschen getroffen, von denen viele sich mehr von Gott wünschten, die mehr von Gott gebraucht werden wollten, die mehr Salbung wollten und regelmäßig in den Gebetsreihen standen, um Gebet mit Handauflegung und prophetische Worte zu empfangen. Doch die gleichen Menschen fehlten in den Lehreinheiten am frühen Vormittag und im Gottesdienst, der sich oft bis in den frühen Nachmittag zog. Ich sage das nicht, um Menschen anzuklagen, sondern um ein Prinzip und eine Falle zu verdeutlichen.

Ihr Lieben, ich verstehe die Sehnsucht nach mehr nur zu gut, denn ich gehöre genauso zu den Menschen, die mehr wollen. Und bitte denke jetz bloß nicht Wieso denn „mehr“, wir haben doch schon alles, wir müssen es bloß glauben?! Wer so tickt, hat nichts verstanden – sorry. Das ist genau die Falle, in die viele tappen, die einer unbalancierten Glaubenslehre nachfolgen. Ja, wir sind in Christus mit allem geistlichen Segen gesegnet. Ja, wir sind in Christus zur ganzen Fülle Gottes gebracht. Ja, wir können haben, um was auch immer wir im Namen Jesus bitten. Ja, wir können ein Leben führen, wie Jesus es geführt hat. Das sagt die Bibel, und das ist die Wahrheit. Doch wir müssen eines berücksichtigen: Das Ganze hat einen Preis. Jesus selbst zahlte einen Preis. Und er sprach selbst davon, dass jeder, der ihm nachfolgen will (also das gleiche Leben in Sieg, Versorgung, Zeichen und Wundern, permanenten Gebetserhörungen usw. führen will), täglich sein Kreuz auf sich nehmen muss (Lk 9,23).

Wenn wir uns entscheiden, genauso wie Elia oder wie Jesus selbst ein Mann oder eine Frau Gottes werden zu wollen, dann sehen wir in dieser Bezeichnung bereits einen entscheidenen Hinweis: Weder Elia noch Jesus gehörten sich selbst. Sie gehörten Gott – das ist die Bedeutung, ein Mann Gottes zu sein. Wenn unser Leben wirklich Gott gehören soll und wir die Bezeichnung Mann oder Frau Gottes tragen wollen, dann sagen wir damit eines: Wir haben keine eigene Agenda. Das lässt sich natürlich ganz leicht bejahen und bejubeln, aber die Praxis deines und meines Lebens zeigt, wie viel Jubel übrig bleibt, wenn es darum geht, die Gemeinschaft mit interessanten Menschen zugunsten von ausreichend Schlaf zu verlassen, um am nächsten Morgen fit zu sein für die erste Lehreinheit des Tages.

Unser wahrer Charakter und unsere wahre Einstellung zeigt sich in dem Moment, wo wir die Wahl haben. Da, wo wir freiwillig Dinge tun müssen, die unseren eigenen Spaß- und Bequemlichkeitsfaktor einschränken, zeigt sich, welche Prioritäten wir haben. Ich bin nicht sicher, ob Elia über die Konsequenzen für sich persönlich nachgedacht hat, als er per Dekret den Himmel für den Regen verschloss. Eine Konsequenz war, dass er nicht bequem in einem Bett schlafen und an einem Tisch essen konnte, sondern an einem Bach campierte und sich von unhygienischen Raben Hamburger von zweifelhafter Hygiene liefern lassen musste. Das sind die Schattensein eines ruhmreichen Lebens im Dienste Gottes!

Wir müssen unsere verklärte Sicht von einem Leben im Dienst Gottes geraderücken. Es gibt die Glory-Halleluja-Zeiten, wo alles jubelt und die Gegenwart Gottes spürbar ist. Doch es gibt ein Leben vor und nach dem Gottesdienst. Und auch das ist Teil des Lebens als Mann oder Frau Gottes in der Unterordnung unter Gottes Anweisungen. Es kann sehr desillusionierend sein, wenn wir uns einmal diese Seite des Lebens Jesu anschauen, der ganze Nächte durchbetete und an dem, was er litt, Gehorsam lernte (Hebr 5,8). Doch er wusste, was außerdem auf ihn wartete und zahlte mit Freuden den Preis. Wie sieht deine Kalkulation aus?