Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! (Joh 14,1)

Das kleine, unscheinbare Wörtchen an hat es in sich. Vom griechischen her hat es eine Reihe von Bedeutungsmöglichkeiten, die in diesem Vers auch eine andere Lesart erlauben. Manchmal frage ich mich, ob sich Bibelübersetzer einfach nicht trauen, die gewagteren Formen zu wählen. Aber lass uns diesen Vers zunächst einmal so nehmen, wie er dasteht.

Jesus sagt uns hier: „Keine Schockmomente!“ Im englischen wird dieser Teil noch stärker als ein Befehl ausgedrückt und lautet anders formuliert: Lass nicht zu, dass dein Herz sich erschreckt! Es ist die Aufforderung, unser Herz unter Kontrolle zu halten. Warum? Weil ein Herz in Zweifel und Unglaube es unmöglich macht, Glaubensresultate zu erzielen. Jakobus 1,6-8 sagt uns, dass jemand mit einem solchen Herzen unbeständig ist, keinen Stand hat und praktisch niemals irgendwo ankommt. Die griechische Bedeutung lautet tarasso und beinhaltet auch erschüttert oder verwirrt sein. Ein erschrecktes Herz hat Informationen bekommen, die es erschüttern und verwirren und aus einer stabilen Position katapultieren. Jesus sagt: „Bloß nicht! Erlaubt nicht, dass das mit eurem Herz geschieht!“ Warum? Weil es deinen Glauben killt.

Und so sagt Jesus uns also auch, wie wir diese Schreckmomente verhindern: Glaubt an Gott und glaubt an mich. Ist das nicht beides das gleiche? Wäre das so, hätte Jesus sich den Atem für den halben Satz sparen können. Doch offensichtlich war es ihm wichtig, uns sowohl den Glauben an Gott als auch den Glauben an ihn vor Augen zu halten.

Was glauben wir eigentlich, wenn wir an Gott glauben? Hast du dir diese Frage schon mal gestellt? Mich hat sie einen Moment lang verblüfft. An Gott zu glauben bedeutet für mich persönlich, zu glauben, dass er mich geplant und gewollt hat, dass er Pläne für meine Zukunft hat, dass er mit mir ist und seine Hand auf mein Leben gelegt hat, dass er in allen Belangen für mich zuständig ist, dass er in jeder Sekunde meines Lebens da und eingriffbereit ist, dass es nichts gibt, was für ihn uninteressant, zu schwer oder zu leicht ist, und noch so einiges mehr. Aber das ist mein Glauben an Gott.

Und Glaube an Jesus? Für mich ist das der Glaube an die Vollmacht in seinem Namen. An Jesus zu glauben heißt für mich, an die Autorität seines Namens zu glauben, vor dem sich jedes Knie beugen muss. Er hat mir seinen Namen gegeben und damit die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über alle Gewalt des Feindes, und nichts wird mir schaden (Lk 10,19). Basta.

So weit – so gut. Doch was passiert, wenn wir uns nun einmal um dieses Wörtchen an kümmern? Dann kann der Satz auch folgendermaßen lauten: Glaubt wie Gott und glaubt wie ich. Das hat Sprengkraft! Wie glaubt Gott und wie glaubt Jesus??

Gottes persönliches Glaubensbekenntnis finden wir in Jesaja 55,11: … genauso soll auch mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht: es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe! Basta. Gott glaubt, dass passiert, was er sagt, was ihm gefällt und wie es ihm gefällt. Und zwar jedes Wort. Ich kenne keine einzige Stelle, wo Gott in seinem Glauben Schiffbruch erlitten hätte. Glaube wie Gott!

Aber dazu gibt es ein fettes Aber. Wir müssen uns eine Sache klarmachen: Wir können jetzt natürlich wild draufloswettern und alles mögliche anordnen, befehlen und proklamieren und erwarten, dass alles ganz genau so geschieht – doch beachte, dass wir aus Gott geboren sind. Wenn wir seine Natur und seine DNA tragen, können wir nichts anderes sprechen als er. Das Problem ist, dass unser gefallenes Seelchen gern sein Eigenleben mit unserem Geistesleben mischt. In Amerika sagte ein Mann: „Wenn ich wollte, könnte ich sogar schwanger werden! Denn ist Christus ist nichts unmöglich.“ Das ist zwar sachlich richtig, doch ein schwangerer Mann entspricht nicht der Ordnung Gottes! Kann dieser Mann sich auf Jesaja 55,11 berufen? Ich denke, nein. Und so gibt es noch viele weitere Dinge, wo wir erglauben können, was immer wir wollen – ohne jeglich Grundlage aus Gottes Wort, und werden erleben, dass unser Glaube versagt. Glaube wie Gott bedeutet eben auch, das gleiche zu glauben wie Gott! Der Glaube Gottes folgt Gottes eigenen Ordnungen. Doch innerhalb dieser Ordnungen funktioniert er immer.

Und wie glaubt Jesus? Das Glaubensbekenntnis Jesu finden wir in Johannes 11,42: Ich weiß, dass du mich allezeit erhörst. Und Jesus sagt diesen Satz im Rahmen der Totenauferweckung von Lazarus auch nur wegen der Menschen, die dabeistehen. Jesus glaubt, dass der Vater ihn allezeit erhört. Basta. Und auch Jesus hat kein einziges Mal im Glauben Schiffbruch erlitten. Er konnte vom Vater erbitten, was immer er wollte.

Und auch hier gibt es ein Aber. Ist das der Freischein für uns, um eine Million zu beten, um göttliche Eliminierung von geblitzten Tempoüberschreitungen oder um einen Ehepartner, der dummerweise bereits verheiratet ist? Jesus sagte selbst, dass er nur das tat, was er den Vater tun sah. Jesus würde gar nicht erst in die Gafahr geraten, auf der Autobahn geblitzt zu werden – denn er würde seinen Vater vermutlich nicht beim Rasen mit Tempo 240 in einer 120-Zone sehen. Sicher verstehst du das Bild.

Unser Glaube muss sich im gleichen Rahmen wie der Glaube Gottes und der Glaube Jesu bewegen – doch wenn das der Fall ist, können auch wir glauben wie Gott!