Und der Herr sprach: Siehe, sie sind ein Volk, und sie sprechen alle eine Sprache und dies ist erst der Anfang ihres Tuns! Jetzt wird sie nichts davor zurückhalten, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben (1 Mose 11,6)
Dieses Ereignis findet sehr zu früh in der Menschheitsgeschichte statt. Alle Menschen dieser Zeit befanden sich an einem einzigen Ort und sprachen alle die gleiche Sprache. Doch offensichtlich wuchs die Bevölkerung, denn sie bekamen Angst davor, über die ganze Erde zerstreut zu werden – was ja genau Gottes Plan bei der Erschaffung von Adam und Eva war. Und so entschlossen sich diese ersten Menschen, sich einen Namen zu machen, indem sie einen Turm bis in den Himmel bauten. Das sollte ihr Schutz vor Zerstreuung sein (V 4). Der Grund dafür, dass der Herr ihnen ein großes Erfolgspotential für dieses Vorhaben bescheinigte, lag nicht etwas in ihrer großen Entschlossenheit! Der Grund war ihre gemeinsame Sprache. Der Herr konnte nicht zulassen, dass sie ihr Vorhaben umsetzten, und so verwirrte er nicht etwa ihren Verstand, sondern ihre Sprache.
Was der Herr da ausschaltete, war nicht etwa ihr gemeinsames Streben. Ihre Pläne waren immer noch die gleichen. Sie wollten noch immer eine Stadt und einen Turm bauen, doch sie konnten sich nicht mehr miteinander verständigen. Achtung: Bevor wir jetzt Gott für seine Unbarmherzigkeit verurteilen, müssen wir verstehen, dass Gott im Alten Testament oft in einer Weise handeln musste, die für uns humanistisch geprägtes Denken schier unerträglich sind. Doch die Wurzel all dessen war der Sündenfall, und von da an musste Gott durch das gesamte Alte Testament hindurch sämtliche Weichen stellen, damit schließlich Jesus geboren und ein neues Kapitel in der Beziehung zwischen Gott und Mensch aufgeschlagen werden konnte.
Höchst interessant jedoch ist die Bewertung dieser ganzen Situation. Gott sagt: Sie können es schaffen, einen Turm bis in den Himmel zu bauen – denn sie sind ein Volk und sie sprechen eine Sprache. Das Erfolgskriterium war nicht die Fähigkeit für statische Berechnungen oder die Verfügbarkeit der Ressourcen, sondern die Fähigkeit zur Kommunikation innerhalb ihrer Gemeinschaft.
Jesus sagt in Matthäus 18,19: Wenn zwei von euch auf Erden übereinkommen über irgendeine Sache, für die sie bitten wollen, so wird sie ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel. Der Schlüssel liegt in der Übereinkunft! Wir sehen hier die Parallele zwischen dem Turmbau-Vorhaben und einer Gebetserhörung. Zwei kommen überein. Sie verständigen sich auf das gleiche Ziel. Sie machen sich eins.
Den Traum von einer gemeinsamen Sprache müssen wir wohl aufgeben. Durch die Jahrtausende hat sich die Sprache so weit verändert, dass sogar Wortbedeutungen zum Teil ausgesprochen subjektiv sind. Für die einen ist Kritik das schlimmste, was ihnen widerfahren könnte, für andere bedeutet sie einfach nur eine sachliche Auseinandersetzung – als einfaches Beispiel. Doch was wir im Neuen Testament finden, ist weniger der totale Gleichklang, als vielmehr die Symphonie, der gemeinsame Klang! Denn genau das bedeutet dieses Wort übereinkommen.
Ihr Lieben, wenn wir es schaffen, in unseren Gemeinden zu einer Symphonie zu gelangen, ist auf diesem Planeten nichts mehr unmöglich. Ja, ich glaube, dass jedem einzelnen von uns in Christus alle Dinge möglich sind. Doch ich finde es interessant, dass Jesus sagt: Wo zwei übereinkommen…. Es liegt eine größere Kraft in der Übereinstimmung, als wir uns möglicherweise vorstellen können. Wenn du die Apostelgeschichte studierst, wirst du zwei Hauptereignisse sehen, die aus einem Gemeindegebet in Übereinstimmung resultierten. Zum einen die wundersame Befreiung von Petrus aus dem Gefängnis (Apg 12,1-17), zum anderen eine krasse Begegnung mit Gott, in der ihre Versammlungsstätte erbebte und der Heilige Geist alle erfüllte (Apg 4,24-31).
Wo eine Gemeinde zu einer Symphonie in Einmütigkeit zusammenkommt, wird der Himmel aktiviert. Petrus wurde von einem Engel aus dem Gefägnis geführt. Seine Widersacher änderten nicht einfach nur ihre Meinung (wie oft beten wir um diese Art von Gunst). Nein, sie blieben bei ihrer Meinung, doch sie konnten sich den Verbleib von Petrus nicht erklären. Auch wenn es einige Wachen quasi den Kopf kostete, bin ich sicher, dass einige dieser römischen Soldaten die Existenz und das Eingreifen einer höheren Macht in Betracht zogen.
Im zweiten Fall rauscht die Gegenwart Gottes mit einer Kraft in diese Versammlung, dass das Haus bebt. Sie machten keinen Lobpreis, sondern streckten sich in Einmütigkeit nach Gott aus. Wie oft erwarten wir, dass Gott sich im Lobpreis und in der Anbetung unter uns manifestiert. Er tut es, weil er im Lobpreis seines Volkes wohnt (Ps 22,4). Doch eine Begegnung mit der Kraft Gottes ist überall da möglich, wo Menschen in Einheit vor Gott kommen, mit oder ohne Band und Sänger!
Wir kennen den Begriff Symphonie aus der Musik. Gott kennt diesen Begriff aus der Einheit von Menschen. Und beachte, dass es bei dieser Form der Symphonie immer um Gebet geht! Die Kraft einer Gemeinde, die Engelsbegegnungen, Erdbeben und Ausgießung des Heiligen Geistes freisetzt, liegt in ihrem Gebet in Übereinstimmung. Darin liegt noch einmal eine Lektion für sich…
Ihr Lieben, wir können das Wirken Gottes an Orten erleben, zu denen wir physisch keinen Zugang haben. Haben wir heute noch den Glauben dafür, dass inhaftierte christliche Pastoren in muslimischen Ländern von einem Engel aus dem Gefängnis geführt werden? Haben wir Glauben dafür, dass die Kraft des Heiligen Geistes in einer Weise ausgegossen wird, dass wir anfangen, das Wort Gottes in Freimütigkeit zu verkündigen? Dann sollten wir schnellstens anfangen, uns im Gebet der Einheit zu üben – eine Symphonie, die vielleicht nicht gehört, aber gesehen wird.