Und er suchte Gott, solange Sacharja lebte, der Einsicht hatte in die Offenbarungen Gottes. Und solange er den Herrn suchte, ließ Gott es ihm gelingen. (2 Chr 26,5)

Als ich heute morgen aufwachte, ging mir permanent ein Wort durch den Kopf: Brunnen. Als ich dann Brunnen in der Bibel suchte, stieß ich auf diesen Kerl hier: Ussija. Ussija war König von Juda, der Gott suchte, solange Sacharja lebte, der Einsicht in die Offenbarungen Gottes hatte. Ich weiß nicht, wie das auf dich wirkt, aber für mich klingt das alarmierend. Jemand sucht Gott, weil ein anderer Offenbarungen hat. Interessant, oder? Wenn du die folgenden Verse liest, wirst du das Resultat sehen. Ussija ging es total gut. Er hatte Erfolg gegen seine Feinde, baute Städte, Türme in der Wüste und viele Brunnen. Er hatte viel Vieh, viele Äcker und Weinberge, das dazugehörige Personal, außerdem eine große, gut ausgerüstete Armee und er ließ vollkommen neuartige Erfindungen bauen. Der Junge war ziemlich progressiv! Und all das wird unmittelbar zurückgeführt auf die Tatsache, dass Gott mit ihm war, solange er den Herrn suchte.

Wir finden keine weitere Erwähnung von Sacharja in der Geschichte von Ussija, nur diese eine Feststellung: Ussija suchte Gott, solange Sacharja lebte. Das impliziert für mich, dass Ussija damit aufhörte, als Sacharja nicht mehr lebte. Nun magst du einwenden, dass im Alten Testament die Propheten (wie eben Sacharja) die Sprachrohre Gottes waren und die Salbung Gottes auf ihnen lag. Stimmt, aber auch die Könige waren gesalbt! Ussija hatte ebenfalls die Salbung Gottes. Was wir hier sehen ist ein Mensch, dessen Beziehung zu Gott von der Beziehung eines anderen zu Gott abhängig ist. Das ist ein Phänomen, das auch heute leider extrem verbreitet ist und ein enormes Gefahrenpotential in sich birgt.

Wir leben in einer hochinteressanten Zeit. Christen hauen sich gegenseitig ihre jeweiligen Glaubensausrichtungen um die Ohren und fordern schon mal dazu auf, nicht länger mit der Bibel zu argumentieren, sondern mit gesundem Menschenverstand (wenn es erstmal so weit gekommen ist, ist Holland wirklich in Not…). Viele Argumente werden vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, und zwar nicht nur innerhalb eines Bibelsabschnittes. Viele Christen können heute nicht unterscheiden, was Gesetzmäßigkeiten des Alten Bundes waren, die für uns im Neuen Bund so nicht mehr gelten. Das ist ein Drama! Und meistens endet das Ganze mit dem Zitat einer Person, die die jeweilige Lehrmeinung gewandt und ausdrucksstark vertreten hat. Gern untermauert mit einem youtube-Video.

In Sprüche 5,15 sagt uns die Bibel: „Trinke Wasser aus deiner eigenen Zisterne und Ströme aus deinem eigenen Brunnen“. Bevor es soweit kommt und du tatsächlich Wasser hast, muss die Zisterne gebaut und der Brunnen gegraben sein. Vor dem fließenden, frischen Wasser ist einiges an Arbeit nötig. Ihr Lieben, ich staune momentan Bauklötze über die christliche Landschaft. Das eigene Studium über das Reich Gottes scheint in vielen Fällen darin zu bestehen, youtube-Videos zu finden. Ich habe nichts gegen Lehrmaterial aus dem Internet – ganz im Gegenteil! Doch wenn wir uns allein davon ernähren, trinken wir permanent aus einem fremden Brunnen. Und wenn wir nicht einmal mehr in der Lage sind, den ganzen Quark einiger Lehrrichtungen von wirklich guter Nahrung zu unterscheiden, dann Gute Nacht.

Momentan höre ich auch immer wieder, dass Christen sagen: „Ich weiß gar nicht, wie ich die Bibel lesen und verstehen soll. Für mich ist das alles Bahnhof.“ Das macht mir eine bestimmte Not in den Gemeinden bewusst: Lehre über die absoluten Grundlagen! Wie sollen frisch wiedergeborene Menschen in die Vollmacht kommen, wenn sie zwar mit wilder Endzeitlehre versorgt werden, aber nie lernen, wie man ganz praktisch ein Leben mit dem Wort führt? Wenn du sagst: „Genau! Ich weiß es eigentlich auch nicht!“, dann ein paar Hinweise: Fang an! Das ist das wichtigste. Mach es dir zu einer Gewohnheit, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Fange im Neuen Testament an, am besten bei den Evangelien. Nimm eine Bibel mit Parallelstellen. Schlage immer wieder mal die Parallelstellen nach. Auf diese Weise kommst du auch schnell ins Alte Testament. Bitte den Heiligen Geist, dir Offenbarung zu geben und dir Verstehen zu helfen. Und bleib dran! Brunnen gräbt man – man sprengt sie nicht mit einer Ladung Dynamit in den Boden.

Mit der Zeit wirst du feststellen, dass dein Bibelwissen immer breiter wird. Deine innere „Landkarte“ wird größer. Du wirst Zusammenhänge erkennen, Parallelen ziehen, Verbindungen zwischen den verschiedenen Büchern herstellen, die vielleicht noch niemand in deiner Umgebung gelehrt hat. Stelle Fragen an den Heiligen Geist und erwarte Antworten. Habe den Mut, Ansichten über Bord zu werfen, wenn du feststellst, dass du in der Bibel etwas anderes entdeckst, als vielleicht ein großer und vielgepriesener bekannter Prediger lehrt. Menschen können sich irren. Und Offenbarung ist immer Stückwerk. Niemand auf diesem Planeten kennt momentan das ganze Bild. Wichtig ist jedoch, dass du Lehre des einen nicht mit der Lehre eines anderen kippst, sondern als Maßstab die Bibel einsetzt. Lass dich also auch nicht davon beeindrucken, wieviele Jahre jemand schon lehrt, wie groß der Dienst ist, wieviele Menschen dem folgen. Das kann ein Indikator für gute Lehre sein, ist aber kein verlässlicher! Höre genau hin und höre auf dein inneres Gefühl. Wenn sich das irgendwie komisch anfühlt, lass die Finger davon.

Mein dringender Appell ist: Lies die Bibel! Lies sie täglich. Lies sie mit dem Wunsch, eine Offenbarung für dein Leben ganz persönlich zu bekommen. Das Wort Gottes ist lebendig, es hat Antworten für dich. Egal, welches Thema dich gerade beschäftigt.