Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel litt und er und seine Gefährten Hunger hatten? (Mk 2,25)
Gestern abend war ich auf einer Lobpreisveranstaltung. Der Lobpreisleiter ist ein sehr bekannter Mann, der durch die ganze Welt reist, Hallen mit Tausenden von Menschen füllt und sie mit der manifesten Gegenwart Gottes in Berührung bringt. Ich habe ihn schon mehrfach im Internet gesehen und die Salbung kam über den Monitor. Gestern also war dieser Mann in meiner Gegend, und so habe ich die Chance ergriffen, live dabeizusein. Irgendwann im Verlauf des Abends (der Veranstaltungsort bot reichlich Platz für mehr Teilnehmer) sagte er zur Versammlung: „Leute, wenn ihr nicht aufhört mich anzuschauen wie im Kino, dann können wir aufhören. Macht eure Augen zu und betet Gott an. Wartet nicht auf das nächste Lied.“ Aus dem Blickwinkel von Begegnung mit Gott war dieser Abend ein Flop – aber ausgesprochen lehrreich. War er schlecht vorbereitet? Nun ja, dieser Mann erlebt seit Jahren regelmäßig, wie die Gegenwart Gottes in die Versammlungen rauscht. Lag es an ihm? Mit ziemlicher Sicherheit nicht.
Ich übersetze gerade ein Buch, das von der Unermesslichkeit Gottes spricht. Der Autor schreibt, dass er erst dann zufrieden ist, wenn er in jedem Gottesdienst etwas Neues mit Gott erlebt oder eine frische Offenbarung empfängt. Erst dachte ich: Das ist ganz schön arrogant. Und dann dachte ich: Stimmt. Gott ist so unendlich größer, weiter und vielschichtiger, als wir es uns je ausmalen könnten. Warum um aller Welt sind wir nach Jahren noch damit zufrieden, wenn der Gottesdienst jeden Sonntag dem gleichen Muster folgt? Warum geben wir uns mit dem zufrieden, was wir kennen und haben und bekämpfen alles, was gewohnte Bahnen auch nur ansatzweise gefährdet?
Ihr Lieben, wir leben in einer Zeit von Hungersnot. Die christliche Landschaft in Deutschland hat nichts anderes so sehr nötig wie Hunger. Hunger nach Gott. Hunger nach Seinem Geist. Hunger nach einer frischen Berührung von IHM. Ich halte diese Zeit für sehr gefährlich, und ich will dir sagen, warum.
Während ich heute morgen die Bibel nach Hunger durchforschte, fiel mir ein Vers ins Auge, den ich zunächst als unpassend abtat. Doch in meinem Geist spürte ich, dass da eine tiefere Bedeutung liegt. Ich denke, der Heilige Geist zeigte mir prophetisch, was kommen wird: Aber nach ihnen werden sieben Hungerjahre eintreten, und all dieser Überfluß wird vergessen sein im Land Ägypten; und die Hungersnot wird das Land aufzehren, so daß man nichts mehr merken wird von dem Überfluß im Land wegen der Hungersnot, die danach kommt; denn sie wird sehr drückend sein (1 Mose 41, 30-31). Hunger, der allen Überfluss so sehr aufzehrt, dass vom früheren Überfluss nichts mehr zu spüren sein wird. Hunger, der drückend sein wird. Schau dir an, was passiert, wenn Menschen hungrig sind: Da entstand in Samaria eine große Hungersnot; und siehe, sie belagerten die Stadt so lange, bis ein Eselskopf 80 Silberlinge und ein Viertel Kab Taubenmist 5 Silberlinge wert war (2 Kön 6,25). Wenn du weiterliest, wirst du sehen, dass vor Hunger Kinder gekocht wurden.
Wenn Menschen Hunger haben, tun sie Dinge, die sie unter normalen Umständen niemals tun würden. Einer der Auslöser der Französischen Revolution war Hunger in der Bevölkerung. Wenn der Hunger ausreichend groß wird und lange genug anhält, sind Menschen bereit, alle Werte und allen Anstand über Bord zu werfen. Ich spreche hier natürlich von geistlichem Hunger. Und ich bin davon überzeugt, dass er kommen wird. Aber er wird an unseren Gemeinden nicht spurlos vorübergehen. Hunger hat das Potential für eine Revolte. Hungrige Menschen haben das Potential, Regierungen zu stürzen und Systeme zum Kollaps zu bringen. Hunger ist gefährlich, denn er kann unsere Gemeinden vollkommen auf den Kopf stellen.
Seit ich mich mit 14 bekehrt und mit 16 die Geistestaufe empfangen habe, weiß ich, dass es mehr gibt. Mein innerer Kompass zieht mich in die Suche nach mehr von Gott. Damit habe ich lange meine christliche Umgebung zur Verzweiflung getrieben, denn sie konnten einfach nicht verstehen, was ich wollte. Und ich wusste es auch nicht. Aber ich hatte Hunger, und das machte mich oft unbequem. Dass mir keine Gemeinde sagen konnte, wie ich diesen Hunger stillen kann, hätte mein Leben fast in die Katastrophe geführt.
Lass uns zur Ausgangsfrage Jesu zurückkehren: Was tat David, als er Hunger hatte? Die Antwort findest du im folgenden Vers: Er ging in das Haus Gottes und aß die Schaubrote. David stillte seinen Hunger im Haus Gottes mit dem Brot Gottes. Der Hunger, von dem ich heute spreche, kann nur an einem Ort gestillt werden: In der Gegenwart Gottes. Von Gott selbst. Vom Brot des Lebens. Und solange wir als Christen ohne das auskommen, sind wir nicht hungrig genug. Solange wir Gottesdienste ertragen, wo die Salbung des Heiligen Geistes eine nette Randerscheinung ist, die gelegentlich spürbar wird, sind wir nicht hungrig genug. Solange unser Standardablauf wichtiger ist, als dem Fluss des Heiligen Geistes zu folgen (sofern wir überhaupt noch in der Lage sind, diesen Fluss zu spüren), sind wir nicht hungrig genug.
Aber der Hunger kommt. Ich spüre es sehr deutlich. Doch unter Umständen wird dieser Hunger unsere Gemeindewelt vollkommen umkrempeln und mehr dem Umsturz eines Systems gleichkommen. Bist du bereit für Hunger? Bist du sicher?