Unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und unserer Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen (Eph 2,3)
Wusstest du, dass dein Fleisch und deine Gedanken einen Willen haben? Der Wille ist eine treibende Kraft. Wenn jemand etwas wirklich will, setzt er alle verfügbaren Hebel in Bewegung, um genau das zu bekommen. Manchmal geht man dafür über sprichwörtliche Leichen – nur um später festzustellen, dass man sich nun um einen stinkenden Haufen Etwas kümmern muss. Unser Wille ist eine extrem wichtige Kraft in unserem Leben. Wer nichts will, macht auch nichts. Wer nichts will, hat keine Vision. Wo keine Vision ist, kommt Stillstand. Und Stillstand ist der Anfang vom Ende – egal, worum es geht. Deine Familie, dein Erfolg im Beruf, eine Gemeinde, sogar dein geistliches Leben.
Paulus schreibt hier über den Zustand eines jeden Menschen vor seiner Bekehrung. Jeder Mensch steht unter dem Diktat seines Fleisches und seiner Gedanken. Das ist ganz einfach die menschliche Natur. Der Wille ist die treibende Kraft. Oft genug hält uns nur unsere gute Erziehung davon ab, bestimmten Impulsen unseres Willens nachzugeben. Und doch ist die Natur eines jeden Menschen, der nicht von neuem geboren ist, schlussendlich die Natur Satans. Das ist ein harter Brocken, aber biblische Realität. Die gute Nachricht ist: Bei unserer Bekehrung wurden wir in Christus mitauferweckt und mitversetzt in die himmlichen Regionen (V 6), und unsere Vaterschaft wurde komplett ausgetauscht. So wie wir vorher Kinder des Zorns waren, sind wir nun Kinder Gottes. Das ist für dich vielleicht nicht neu, aber wichtig für uns zu wissen und es in unserem Bewusstsein zu haben. Denn: mit unserer Bekehrung ist zwar etwas Gewaltiges geschehen, aber deswegen ist der Kampf noch lange nicht zuende. In vielen Bereichen unseres Lebens fängt der Kampf in diesem Moment erst an.
Paulus schreibt in Römer 7 über seinen inneren Kampf. Denn ich habe Lust an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meiner Gesinnung streitet und mich gefangennimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist (Röm 7,22-23). Bei Paulus können wir nun wirklich davon ausgehen, dass er ein Leben des Geistes führte. Wenn also schon bei ihm eine derartige innere Action war, wo Willen gegen Willen kämpft, wieviel Hoffnung gibt es dann für uns?
Wir leben in einer Welt voller Angebote. Schlussendlich ist jedes Angebot auf unsere Sinne oder unseren Körper ausgerichtet. Es geht um Spass und Genuss – daran ist nichts falsches! Die Frage ist nur, aus welcher Quelle es kommt, und was es mit unserem Geist macht. Ich habe mir die Frage gestellt, warum es so viele Menschen gibt, die sich zwar als Christen bezeichnen, deren Leben aber so wenig von Christus aufweist.
Der entscheidende Faktor ist, ob und wie sehr wir angeschlossen sind an Christus. Paulus hat seine Briefe nicht als einzelne separate Kapitel verfasst. Er schrieb in einem Fluss. Und daher lass uns mal ein paar Verse zurückgehen in Epheser 1 ab Vers 19: was auch die überwältigende Größe seiner Kraftwirkung an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. Die hat er wirksam werden lassen in dem Christus (…) Kräfte in uns, die zuerst in Christus wirksam geworden sind. Und dann geht es weiter damit, dass Jesus das Haupt ist, dem absolut alles unterworfen ist – und der das Haupt über der Gemeinde ist. Damit komme ich zum heißen Punkt des Tages.
Ich bin absolut davon überzeugt, dass ein Leben als Christ außerhalb einer Gemeinde oder Gemeinschaft unmöglich ist. Christus ist das Haupt der Gemeinde, nicht nur das Haupt eines einzelnen. Unser Fleisch ist dann sehr willig und unser Geist sehr schwach, wenn sich unser Leben in erster Linie außerhalb der Gemeinschaft mit Christen abspielt. Übrigens habe ich selbst genau das erlebt. Ich habe vor Jahren lange Zeit mein Christsein allein in meinem Kämmerchen gelebt – das war fast der Anfang vom Ende. Plötzlich habe ich Türen in meinem Denken aufgemacht, die ich in der Zeit, als ich noch Mitglied einer Gemeinde war, im Leben nicht geöffnet hätte.
Ich weiß, wie schwierig das Thema Gemeinde in Deutschland ist. Es herrscht ein absoluter Gemeinde-Notstand. Ich bin auch davon überzeugt, dass Gott sich in den Häusern bewegt, wo sich Menschen versammeln, um Jesus anzubeten. Das griechische Wort für Gemeinde lautet ekklesia, eine Versammlung von Herausgerufenen. Herausgerufen woraus? Ich denke, es geht genau darum, sich aus weltlichen Lebensstil heraus und in die Gemeinschaft mit Christen hineinrufen zu lassen. Dort bewegt der Herr sich! Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist Jesus mitten unter ihnen (Mt 18,20).
Unser Wille kann dann in göttliche oder geistliche Ordnung kommen, wenn wir mit der geistlichen Welt in Kontakt stehen. Natürlich ist der Heilige Geist immer in uns, aber die Bekehrung ging in der Bibel immer mit dem Anschluss an eine Gemeinde einher. Schafe sind keine Einzelgänger, weil sie auf diese Weise sofort zur leichten Beute werden. Und auch wir werden für Satan zur leichten Beute, wenn wir uns nicht in eine Schafherde eingliedern. Christus ist das Haupt über die Gemeinde, und seine Füßen ist alles unterworfen. Die Gemeinde ist Sein Leib, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt (Eph 1,22-23).