Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen (Mt 10,41)

Seit geraumer Zeit faszinieren mich geistliche Gesetze. Ich denke, dieser Bereich ist ziemlich unterbelichtet, und doch von größter Wichtigkeit! Ein Beispiel: Hochmut kommt vor dem Fall. Das ist ein Sprichwort, das wir gern spöttisch von uns geben, wenn gerade jemand von seinem hohen Roß geplumpst ist. Wir verwenden diesen Spruch nach dem Fall. Die Bibel verwendet diesen Ausdruck allerdings als Ankündigung! Wusstest du, dass dieser Satz in der Bibel steht? Und zwar in Sprüche 16,18: Stolz kommt vor dem Zusammenbruch, und Hochmut kommt vor dem Fall. Hier siehst du ein geistliches Gesetz. Zusammenbruch und Fall sind vorprogrammiert, wenn Stolz und Hochmut im Spiel sind. Es muss so kommen. Warum? Weil die Bibel es sagt. Und wenn Gott das so in seinem Wort festgelegt hat, dann ist es so. Es ist ein geistliches Gesetz. Viele Verheißungen Gottes funktionieren auf der Grundlage solcher Gesetze – ein Grund, warum wir oft die Verheißungen nicht erleben. Wir blenden die Gesetzmäßigkeiten des Reiches Gottes aus, bzw. wir haben sie noch nie verstanden. Ich habe meiner Bibel gerade eine weitere Farbe verpasst: Knallgelb für jedes geistliche Gesetz, über das ich beim Lesen stolpere. Soviel zur Einleitung.

In Matthäus 10 finden wir ein weiteres hochgradig interessantes Gesetz, das für unser tägliches Leben von größter Tragweite ist. Jesus sagt: Wenn du einen Propheten aufnimmst, weil er ein Prophet ist, bekommst du den Lohn eines Propheten. Was ist der Lohn eines Propheten? Das, was der Prophet bekommt? Oder das, was der Prophet mitbringt? Gute Frage, oder? Du bekommst den Lohn vom Propheten, weil du den Propheten aufnimmst als das, was er ist – ein Prophet. Konsequenz: Du empfängst als Lohn den prophetischen Dienst! Ein Prophet, der als Prophet in einer Gemeinde empfangen wird, hat freie Bahn, prophetisch zu dienen, denn die Menschen ziehen diese Gabe von ihm. So weit, so grün.

Was passiert, wenn du einen Propheten aufnimmst, weil er so ein guter Lobpreiser ist und so schön singen kann? Du wirst guten Lobpreis empfangen, aber nicht unbedingt den prophetischen Dienst. Und wenn der Prophet in Gestalt der Gemeindesekretärin kommt? Wenn du die Gemeindesekretärin darauf reduzierst, Sekretärin zu sein, wirst du den Lohn einer Sekretärin bekommen – und das prophetische Wort wird unausgesprochen bleiben. Chance verpasst!

Deine Betrachtung der Menschen um dich herum bestimmt, was du von ihnen empfängst – das ist ein geistliches Gesetz. Das ist mit dem Aufnehmen gemeint. Die Art und Weise, wie du einen Menschen siehst, welche Eigenschaften du ihm zuschreibst, welche Fähigkeiten du an ihm erkennst, bestimmt, welchen Raum du ihm in deinem Umfeld einräumst. Und noch einmal: Hier ist ein geistliches Gesetz in Aktion! Wenn du deinen Nachbarn als Idiot siehst, darfst du dich nicht wundern, wenn er sich wie ein Idiot verhält. Wenn du deine Autowerkstatt als Aasgeier siehst, die versuchen, das letzte Geld aus deiner Reparatur zu holen, darfst du dich nicht wundern, wenn es so kommt.

Andersherum funktioniert es übrigens in gewissen Grenzen ebenso! Wenn du von Gott (!) ein prophetisches Wort erwartest, weil du es gerade dringend brauchst, kann es sein, dass Gott den Prediger, den Lobpreisleiter oder sogar den Begrüßungsdienst benutzt, um dir zu geben, was du er-wartest. Warum? Weil deine Betrachtung der Menschen Gott die Tür öffnet, dir zu dienen. Doch wenn du eine Gemeinde mit der Grundhaltung betrittst, dass dieser komische Haufen von Tuten und Blasen keine Ahnung hat und froh sein kann, dass du heute da bist, wirst du nicht viel empfangen können! Es tritt dann nämlich ein weiteres Gesetz in Aktion, welches lautet: Perlen werden nicht vor die Säue geworfen! Was allerdings nicht funktioniert ist, dass du einen Automechaniker als Hirnchirurg empfangen kannst…

Bei dieser Angelegenheit geht es um deinen Respekt. Wie du einen Menschen respektierst, bestimmt, wie du ihn aufnimmst. Oder lass mich noch genauer werden: Das, was du respektierst ist, was du bekommst. Und deswegen sind Augen des Geistes von größter Wichtigkeit. Hinter der kleinen unscheinbaren Schwester (oder Gemeindesekretärin) kann sich ein geistlicher Riese verbergen! Doch den siehst du erst dann, wenn du bereit bist, hinter die natürliche Fassade zu schauen.

Wir hatten neulich eine interessante und lehrreiche Situation: Zu einem Schulungstag kam ein fremdes Ehepaar. Noch nie gesehen, keine Ahnung von ihrer Denkweise oder ihrem geistlichen Stand – für unser Vorhaben ein gewisses Risiko. Wir waren kurz ein wenig „unbegeistert“, aber entschieden uns, unser Programm einfach unirritiert durchzuziehen. Wir beteten noch kurz, besonders für unsere unbekannten Gäste und starteten. Das Ende vom Lied: Zum Abschluss des Tages ergab sich die Gelegenheit, für dieses Ehepaar zu beten. Was Gott uns über sie zeigte, war gewaltig! Die beiden haben eine großartige Berufung, aber brauchten an diesem Tag dringend Ermutigung und Geschwister, die in bestimmte Situationen hineinsprechen.

Im nachhinein bin ich davon überzeugt, dass unsere Entscheidung, dieses Ehepaar innerlich mit offenen Armen zu empfangen, dazu geführt hat, dass wir ihnen schlussendlich dienen durften und eine Saat in ihr Leben legen konnten. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihnen!

Der sicherste Weg, wie du von jemandem das ganze Potential empfangen kannst, das Gott in diese Person hineingelegt hat, besteht darin, den anderen höher zu achten als dich selbst. Und zwar ganz egal, ob es sich um jemanden in der Gemeinde handelt oder um die Kassiererin im Supermarkt.