Und der Herr redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet; und er kehrte wieder ins Lager zurück. Aber sein Diener Josua, der Sohn Nuns, der junge Mann, wich nicht aus dem Inneren des Zeltes (2 Mose 33,11)
Josua ist ein interessanter Kerl, den wir uns heute etwas genauer anschauen wollen. Josua ist offensichtlich jung (für die damalige Zeit können wir von einem Teenager ausgehen), er ist der Sohn Nuns und gehört damit in den Stamm Manasse (der ja ein spezielles Schicksal hatte und damit zu den kleinsten und schwächsten Stämmen Israels gehörte), und Josua ist der Diener von Mose. Unterm Strich: Jung, unbedeutend, Handlanger. Und nach dem Tod von Mose der Anführer eines Millionenvolkes. An Josua sehen wir eine steile „Karriere“.
Ich bin schon sehr lange im christlichen Lager unterwegs. Solche Karrieren wie die von Josua sind sehr selten zu beobachten. Warum? Weil wir Gottes Beförderungsgrundsätze nicht verstehen. Um es gleich zu Beginn zu sagen: Es ist total gut, wenn du eine Vision dafür hast, selbst im Dienst zu stehen. Wir brauchen dringend gesalbte, bewährte Leiter. Ich bin übrigens auch davon überzeugt, dass die großen Erweckungen momentan unter anderem deshalb nicht stattfinden, weil der Leib Christi in Deutschland gar nicht in der Lage ist, mit Massen von Neubekehrten klarzukommen. Aber das nur am Rande. Was ich jedoch immer und immer wieder beobachte, ist, dass viele von denen, die um ihre Berufung in den Dienst wissen, an zwei Dingen scheitern: An der Treue und an der Bereitschaft zu dienen.
Bis ins Neue Testament hinein sieht man ein Grundkriterium für die Beförderung in den geistlichen Dienst: Der Test im praktischen Dienst oder im Hilfsdienst. Josua wich Mose nicht von der Seite, und er wich nicht von dem Ort, der Mose am wichtigsten war! War es Josuas Selbstsucht, nicht aus dem Zelt zu gehen, in dem Gottes Gegenwart sich manifestierte? Mag sein. Doch gleichzeitig sehe ich darin auch sein Herz, den Ort im Blick zu behalten, der für seinen Meister der wichtigste war! Siehst du das Herz von Josua darin?
Ich bin davon überzeugt, dass niemand wirklich im geistlichen Dienst aufsteigen kann, der nicht zuvor durch die Phase der Handlangerdienste gegangen ist. Krasser formuliert: Wer sich für Hilfsdienste zu schade ist, disqualifiziert sich für den geistlichen Dienst. Ich sage dir eines: Wenn du dich darauf einlässt, in den praktischen Dingen in deiner Gemeinde zu dienen, wirst du einen Blick für diese Dinge bekommen, der für deinen eigenen Dienst später unerlässlich ist! Indem du selbst im Dienst für deinen Pastor, das Lobpreisteam, den Begrüßungsdienst usw. lernst, lernst du gleichzeitig, was du später in deinem Dienst willst und was nicht! Es ist die großartigste und praktischste Vorbereitung auf deinen Dienst, die du dir vorstellen kannst. Warum? Du wirst eines Tages selbst auf die Kanzel oder die Bühne oder was auch immer treten und wirst auf dem Weg dahin sehen, ob alles in Ordnung ist. Du wirst selbst in der Lage sein, potentielle Störquellen auszuschalten, weil du selbst gelernt hast, dass dein Pastor bestimmte Dinge in der Vorbereitung des Gottesdienstes wollte bzw. nicht wollte – und zwar aus gutem Grund! Dieses Lernen durch Beobachtung ist eines der kostbarsten Dinge, die der Helferdienst mit sich bringt. Übrigens lernt man dabei auch, was nicht funktioniert. Du lernst aus den Fehlern, die andere machen – und kannst sie dir selbst ersparen. Diese Lektionen sind unbezahlbar…
Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen sich für die praktischen Dinge zu fein sind. Ich habe es in der Vergangenheit auch erlebt, dass ein Bibellehrer ein neues Teammitglied als erstes zum Kloputzen eingeteilt hat, weil diese Person das selbst hatte durchmachen müssen. Die Erfahrung muss schrecklich gewesen sein, denn die Art und Weise der Einteilung zum Kloputzen beinhaltete genau diese Demütigung, die diese Person selbst empfunden haben muss. Das Teammitglied hat den Demütigungstest allerdings bestanden…
Jesus sagt: Wenn jemand der Erste sein will, so sei er von allen der Letzte und der Diener aller. Dieser Auftrag endet übrigens nicht, sobald du auf der Kanzel stehst! Du bist vielleicht nicht mehr dabei, wenn die Stühle aufgestellt werden, weil du dich auf deine Predigt vorbereitest. Doch wenn du nicht das Herz eines Dieners in dir bewahrst, sind Stolz und Hochmut vorprogrammiert – und damit dein Absturz (Spr 16,18). Dies ist übrigens eine der übelsten Fallen, in die man als geistlicher Diener geraten kann. Die Folgen für alle Beteiligten sind gräßlich – auch wenn es sich oft erst lange Zeit später zeigt.
Wenn du in den Dienst willst, weil du weißt, dass du dazu berufen bist, kann ich dir nur einen Rat geben: Reiße dich um einen Job im Helferteam! Lerne, indem du die beobachtest, die bereits im Dienst stehen. Hole dir soviel Einblick hinter die Kulissen eines geistlichen Dienstes, wie dir gewährt wird. Achte auf die kleinsten Details. Wo will der Lobpreisleiter den Monitor haben? Wie wickelt man die Kabel auf? Wieviel Abstand ist zwischen den Stuhlreihen? Ach, jemand kontrolliert vor dem Gottesdienst, ob auf den Toiletten genug Klopapier ist? Du kannst sichergehen, dass nichts zufällig geschieht, sondern aus Erfahrung resultiert. Mache es wie Josua: Sei da, wo andere bereits im Dienst stehen, beobachte, lerne! Sei nicht aufdringlich, aber immer bereit und verfügbar, selbst für die geringsten Kleinigkeiten. Du bringst dich selbst in Position für Beförderung. Warum? Weil im Helferdienst gleichzeitig dein Herz verändert wird!