Er hat die Worfschaufel in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen! (Lk 3,17)
Mich beschäftigt seit Tagen die Frage nach Weizen oder Spreu. Seit Tagen kommt mir dieser Vers immer wieder mit Blick auf Gemeinde, und ich bin davon überzeugt, dass der Herr seit vielen Wochen immer und immer wieder ein Thema strapaziert: Der Zustand unseres Herzens. Da ist es für mich fast tröstlich, dass Johannes, der Täufer diese Aussage über Jesus als denjenigen trifft, der seine eigene Tenne reinigen wird, und dann heißt es im darauffolgenden Vers: Auch mit vielen anderen Ermahnungen verkündigte er dem Volk die frohe Botschaft. Manchmal liegen Ermahnung und Glory-Halleluja-Botschaften nah beieinander…
Johannes lässt uns wissen, dass Jesus persönlich seine Tenne reinigen wird. Die Tenne ist der Ort, wo das Getreide nach der Ernte gedroschen wurde. Es ist die Vorratsscheune, in der das geerntete Getreide als nächstes eine besondere Behandlung erfährt, damit dann in der Scheune das gedroschene Getreide aufbewahrt werden konnte. Es ist ein Bild für uns, die wir nach unserer Bekehrung (der Ernte sozusagen) im Vorratshaus Gottes sind. Interessant, dass die Ernte als solche nicht reicht, oder? Nach der Ernte, nach der Bekehrung beginnt der nächste Prozess!
Spreu und Weizen wurde voneinander dadurch getrennt, dass das Getreide gegen den Wind in die Luft geworfen wurde. Der Weizen fällt zu Boden, die Spreu wird davongeweht. Wir sehen hier also gründliche „Erschütterung“ und reichlich Gegenwind – und das alles geschieht auch noch vollkommen absichtlich! Ich weiß, dass das die Theologie des einen oder anderen nicht zulässt, doch Gott erlaubt in unserem Leben Erschütterungen! Gott erlaubt es, dass uns Dinge widerfahren, die nicht in unsere allgemeine Vorstellung von „Gnade“ passen. Achtung: Ich sage nicht, dass Gott Krankheiten, Unfälle und ähnliche Dinge schickt. Ich denke, das Programm Gottes läuft sehr viel stärker auf der Herzensebene ab als auf der existenziellen Ebene, doch auch solche Dinge passieren – und wir müssen mit solchen Situationen in einer Weise umgehen, die Gottes Eingreifen erlaubt. König David ist ein gutes Musterexemplar für Erschütterung und Gegenwind in jeglicher Hinsicht. Und was macht der Mann daraus? Lobpreislieder… Eine Lektion für sich.
Ich habe mich einige Tage gefragt, wie denn definiert wird, wer oder was in die Kategorie „Spreu“ bzw. „Weizen“ gehört. Schicksal? Sicher nicht. Und dann erinnerte mich der Heilige Geist an einen weiteren Vers, in dem Jesus selbst sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht (Joh 12,24). Das klassische Weizenkorn hat zwei Möglichkeiten: zu Mehl verrieben und als Gebäck jeglicher Art quasi „verschlungen“ zu werden (was für den jeweiligen Esser ausgesprochen nützlich ist) oder in die Erde zu fallen, zu sterben und viel Frucht zu bringen. Weizen stirbt. Das ist die Voraussetzung für Fruchtbarkeit.
Ich denke, die Entscheidung Spreu oder Weizen liegt im Großen und Ganzen bei uns. Denn Jesus hat immer wieder deutlich gemacht, dass es unsere Entscheidung ist, unser Leben zu verlieren, um es zu gewinnen, sein Kreuz auf uns zu nehmen, und zwar täglich. Er fordert uns auf, die Extrameile zu gehen, Segen auf diejenigen regnen zu lassen, die uns fluchen, den Hungernden zu speisen, den Nackten zu kleiden usw. Lauter Dinge, die uns potentiell gegen den Strich gehen und nicht in unser eigenes Programm passen können. Aber genau darum geht es ja in der Nachfolge! Nachfolge ist das Programm, in dem wir lernen, das Reich Gottes an erste Stelle zu setzen. Das ist der Glory-Halleluja-Part, wo meistens die ganze Gemeinde „Amen“ schreit. Doch wenn es dann mal praktisch wird, bleibt meistens nur ein kümmerlicher Rest übrig, dem keine gute Entschuldigung eingefallen ist…
Ihr Lieben, Nachfolge hat ihren Preis. Und der kann dir manchmal die Tränen in die Augen treiben, aber Sterben ist meistens nur mäßig spaßig. Doch ohne Sterben keine Frucht, und nur darum geht es. Ich denke, dass wir uns momentan in einer Zeit befinden, wo der Herr sehr gründlich an unseren Herzen arbeiten will. Wir gehen mit rasanten Schritten auf das Ende zu, und doch weiß niemand, wie lange diese Zeit noch andauert. Aber lasst uns diese Gnadenzeit auskaufen. Lasst uns in die Schleifprozesse und die Reinigungsprozesse einwilligen, solange es noch geht. In diesem Sinne…
Veronika K. sagte:
Hallo Ines,
dein Artikel spricht mich total an. Ja, genau, Gott reinigt seinen Tempel, und es ist meine Entscheidung, ob ich das zulassen will oder nicht. Die Arbeit Gottes an unseren Herzen ist extrem wichtig, weil er uns zu nützlichen und für ihn gebrauchbaren Gefäßen zubereiten möchte.
Liebe Grüße