Er hatte aber noch einen anderen Traum, den erzählte er seinen Brüdern auch und sprach: Seht, ich habe wieder geträumt, und siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder! (1 Mose 37,6)

In der letzten Zeit sah ich mich mehrfach mit der Frage konfrontiert: Will ich eigentlich „nach den Sternen greifen“? Das Fiese an dieser Frage ist: Sie vermittelt eigentlich unterschwellig, dass das, wonach ich gerade greife, eigentlich unerreichbar ist – ein Griff nach Sternen eben (von denen manche faktisch sogar schon erloschen sein können).

Was meinen wir damit, wenn wir sagen, dass wir (oder jemand anders) nach den Sternen greifen? Wir meinen einen Wunsch, eine Vision oder einen Traum, der prinzipiell von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Ein Traum, der nie Realität werden kann, weil die Erfüllung dieses Traums die Möglichkeiten des Träumers bei weitem übersteigt – in den Augen derjenigen jedefalls, die diesen Sternengriff mitverfolgen. In 9,8 von 10 Fällen fehlen schlicht die erforderlichen Ressourcen: Geld, Zeit, Fähigkeiten. Und das wissen nicht nur unsere geschätzten Beobachter, sondern auch wir selbst. Ich kann diesen Stern nicht erreichen, weil mir die erforderlichen Mittel fehlen. Aber wenn ich könnte, dann würde ich…

Was würde denn passieren, wenn es plötzlich jemanden gäbe, der uns die metaphorische Rakete baut, den Raumanzug maßschneidert (meine Moonboots bitte mit Highheels!) und uns hilft, die erforderlichen Fähigkeiten zu trainieren? Was wäre, wenn all die natürlichen Begrenzungen plötzlich wegfallen würden, weil jemand quasi einen Blanko-Scheck für diesen Traum ausgestellt hat? Auf einmal wäre dieser Stern erreichbar. Aber meistens scheitern wir auch daran, diesen Griff nach einem Ressourcen-Stern auch nur zu denken, denn: Wer sollte das denn sein? Wer hätte erstens die Möglichkeiten, und wer würde sie zweitens ausgerechnet gerade mir geben?? Und das Ende vom Lied ist, dass wir unseren Traum nicht in Angriff nehmen und uns brav in den Pfaden bewegen, die uns Gesellschaft, Familie oder unser Bankkonto als angemessen vorgeben. Aber wenn ich könnte, dann würde ich…

Joseph hatte zwei Träume und elf missgünstige Brüder. In beiden Träumen ging es darum, dass sich eines Tages seine ganze Familie, einschließlich Vater und Mutter, vor ihm verbeugen würden. Ein Skandal! Und das ließen ihn seine Brüder wissen. Die Art und Weise allerdings, wie Joseph seine Träume erzählte, lässt uns ahnen, dass die Sache für ihn gar nicht so abwegig war. Skandal Nr. 2… Joseph war durchaus bereit für diese Ehrerweisung, und das brachte ihn schließlich für Jahre in einen stinkenden Ägypterknast. Sehr viel später ist es soweit: Seine Familie verneigt sich vor ihm. Der Träumer, wie ihn seine Brüder abfällig bezeichnet hatten, war zum Retter einer ganzen Nation geworden.

Ihr Lieben, unsere vermeintlich unerreichbaren „Sterne“ sind nur deshalb unerreichbar, weil wir allein von unseren individuellen Mitteln und Möglichkeiten ausgehen. Und weil wir bestimmte Mittel und Möglichkeiten offensichtlich nicht haben, begrenzen wir das, was wir eigentlich tun könnten – und von Gottes Plänen für uns her auch tun sollten. Es gibt ein Slogan von einer Firma, den ich faszinierend finde: If you can dream it, we can build itwenn du es träumen kannst, können wir es bauen. Aber meistens wagen wir ja gar nicht, den Traum zu Ende zu träumen und eine Bestandsliste dessen aufzustellen, was wir für unseren Griff nach den Sternen brauchen würden.

In Jesaja 43,1-2 heißt es: Und nun, so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Wenn du durchs Wasser gehst, so will ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht versengt werden, und die Flamme soll dich nicht verbrennen. Gott garantiert uns, dass uns Feuer und Wasser nichts anhaben können, wenn wir durch sie hindurch gehen. Das Problem ist nur, dass wir in solchen Situationen unser Navi auf eine Alternativroute programmieren und uns selbst gar nicht zu erfahren erlauben, was Gott denn tun würde, wenn wir auf dem Weg mitten ins Feuer bleiben würden. Und oft genug ändern wir unser Ziel, wenn wir sehen, wo die Route entlangführen würde. Reise zu den Sternen?? Och, Italien ist doch eigentlich auch ganz schön…

Jesus sagte seinen Jüngern: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun (Joh 14,12). Aber haben wir tatsächlich den Mut, uns vor tobende Dämonenbesessene zu stellen, tausende von Menschen zu speisen, auf dem Wasser zu gehen und zu Stürmen zu sprechen? Ich bin davon überzeugt: Würden wir mehr wagen, würden wir mehr erleben!

Gott hat kein Ressourcenproblem. Er stellt dir deine Raketenabschussrampe in den Vorgarten, wenn es sein muss. Er hat ein Problem Menschen zu finden, die bereit sind ein Risiko einzugehen. Er hat auch kein Problem, aus Wasser einen Laufsteg zu machen. Er hat ein Problem Menschen zu finden, die bereit sind, aus dem Boot zu steigen. Was ist dein Traum? Riskiere es doch einfach mal rein gedanklich, dass dieser Traum Realität werden könnte! Und frag Gott, ob er dir Weltraumexperten zur Seite stellt. Ihr Lieben, ich habe vor fast vier Jahren meinen „sicheren“ Karrierejob gekündigt, um das Laufen auf dem Wasser zu wagen. Bis heute hat Gott mich nicht eine Sekunde hängen lassen. Ist es immer witzig? Ist es immer glory, halleluja? Nein, sicher nicht. Aber trotzdem habe ich diese Entscheidung nicht einen einzigen Tag bereut. Ich garantiere dir: Wenn du bereit bist, diese Reise zu deinem persönlichen Stern anzutreten, wird Gott Himmel und Erde dafür in Bewegung setzen, damit du sicher ankommst.