Ihr Söhne, gehorcht der Unterweisung des Vaters, und gebt acht, damit ihr zu unterscheiden wisst (Spr 4,1)

Als ich vor kurzem mal wieder predigen durfte, gab jemand eine Ermutigung an den Pastor weiter, die sich auf David bezog, der in der Höhle Adullam Gott pries und die Verschuldeten, Verbitterten und in Not Geratenen anzog. Diese Männer wurden später als die Helden Davids bekannt. An diesem Morgen musste ich mich doch sehr zusammenreißen, nicht spontan meine Botschaft über den Haufen zu werfen und stattdessen über David zu sprechen… Ich liebe diese Botschaft, und sie ist so wichtig für unsere Zeit. Und seitdem denke ich permanent über die „Heldenschmiede“ nach.

In der Natur gibt es zwei interessante Phänomene: Die Symbiose und das Parasitentum. Eine Symbiose ist, wenn ein „Partner“ in einem Ökosystem stirbt und den anderen mit sich in den Untergang zieht, weil beide vollkommen aufeinander angewiesen und voneinander abhängig sind. In einer solchen Beziehung ist das Wohl des anderen der ausschlaggebende Faktor für das eigene Wohl. Ein Parasit dagegen wächst und gedeiht auf Kosten des anderen. Was hat das mit einer „Heldenschmiede“ zu tun? Eine ganze Menge.

Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass eines der größten Probleme im sogenannten Leib Christi die Frage von Leiterschaft ist. Und mehr und mehr komme ich zu dem Schluss: Auch hier gibt es die „Symbionten“ und die „Parasiten“. Der ausschlaggebende Faktor, in welche Richtung ein Leiter tendiert, liegt in seinem eigenen Herzen. Es gibt Leiter, die sind wie ein mächtiger, großer Baum. Mit breiten, ausladenden Ästen, starken Wurzeln und einer dichten Krone. Unter ihnen wächst nichts. Gar nichts. Warum? Weil alle anderen Pflanzen im wahrsten Sinne des Wortes in ihrem Schatten stehen und bestenfalls das abfallende Laub als Dünger bekommen. Auf diese Weise übersäuert übrigens der Erdboden und ist nicht wirklich wachstumsfördernd. Wenn du dich mal im Wald umschaust, siehst du genau das: Hohe Bäume, aber in Bodennähe wächst kaum etwas – es sei denn, der Wald wurde gelichtet, so dass auch zartere Pflanzen eine Chance bekommen. Der Vergleich zu einem echten Parasiten mag etwas hinken, aber vielleicht bekommst du eine Ahnung, was ich meine. Leiter, die andere nur bis zu einem bestimmten Level heranwachsen lassen – weil ab einem bestimmten Wachstumserfolg ihre eigene Position gefährdet ist.

Saul war so ein Kandidat. Er war lieb und nett zu David. Er nahm David in seinen Dienst und ließ ihn für sich in den Krieg ziehen. David war ziemlich erfolgreich in seiner „Assistentenposition“, denn er gewann die Schlacht, wohin auch immer Saul ihn schickte. Das war alles super, und Saul sonnte sich in seinem Erfolg. Doch eines Tages hatte der Frauenchor ein neues Lied einstudiert – das Loblied auf David, in dem Saul nur mäßig großartig erwähnt wurde (vgl. 1 Sam 18,5-7). Von diesem Tag an jagte Saul David nach – ein typischer „Baum“, der alles ersticken wollte, was ihm die Sonne streitig machen könnte. Unter einem solchen Leiter werden weniger „Helden“ geboren als vielmehr Menschen mit einem ausgeprägten Überlebenswillen… auch eine Art von Heldentum.

Ich staune immer wieder darüber, wie David es geschafft hat, sich (trotz aller Schwächen) nicht von seinem Kurs abbringen zu lassen. Er bewahrte sich ein Herz voller Demut. Ging es ihm immer super? War er immer auf der Erfolgswelle? Nein. Aber sein Lobpreis in der Hölle Adullam zog 400 perspektivlose Männer an. Und dann begann ein Coaching der besonderen Art: David erklärte ihnen, wie das Leben mit Gott funktioniert (seine Seminarunterlagen sind nachzulesen in Psalm 34). Ihr Lieben, DAS sind Leiter, die Helden hervorbringen! Leiter, die andere an ihren Kämpfen und ihren Siegen teilhaben lassen. Leiter, die das Potential für das Reich Gottes sehen, statt der Gefährdung ihrer eigenen Position. Leiter, die andere an ihren Fehlern teilhaben lassen, um ihnen diesen speziellen Ausflug in den Graben zu ersparen. Leiter, die dir alles sagen, was sie wissen. Leiter, die dir ein Haus anbieten, wo sie gerade die oberste Zimmerdecke gegossen haben und dir sagen: „Bau du darauf weiter.“

Salomo war der Sohn Davids. Er hatte sehr, sehr viel von seinem Vater gelernt. Ich bin sicher, dass er in seinen Sprüchen auch die eine oder andere familieninterne Einsicht verarbeitet hat. Seine Weisheit ist Legende. Paulus hatte einen Barnabas, der sich seiner annahm, und er selbst wiederum hatte mindestens einen Timotheus, den er quasi trainierte. Wenn du diese Beziehungen studierst, siehst du das Herz eines Vaters. Ein geistlicher Vater mit dem Ziel, sein Sohn möge ihn bei weitem übertreffen. Ein Vater, der lehrt, anleitet, Rat gibt, bei Fehlern eingreift und auffängt. Ein Vater, der Sicherheit und Halt vermittelt, und der den Horizont weiter und weiter dehnt. Ein Vater, der vielleicht seine eigenen Begrenzungen kennt, und sich doch sagt: Mein Sohn kann weiterkommen als ich.

Jesus selbst hat seinen Jüngern diese Aussicht mit auf den Weg gegeben: Ihr werdet nicht nur die gleichen Werke tun wie ich, sondern noch größere. Ein Erreichen des Levels von Jesus persönlich, und ein Darüberhinaus-Wachsen. Helden werden dort herangezogen, wo sie Menschen um sich haben, die sie weiterbringen, auf ihre eigene Ebene ziehen und ihnen dann sagen: Jetzt weißt du alles, was ich weiß. Mach das was draus. So – und nur so – wird das Territorium nicht nur bewahrt, sondern auch ausgedehnt.