Und wenn ihn die unreinen Geister erblickten, fielen sie vor ihm nieder, schrieen und sprachen: Du bist der Sohn Gottes! (Mk 3,11)

In der letzten Zeit hatte ich häufiger mit einem Phänomen zu tun, das offensichtlich im christlichen Lager sehr weit verbreitet ist – nämlich dem Umgang mit diversen „Geistern“. Geist des Stolzes, Geist der Rebellion, Geist der Armut, Geist der Eifersucht, etc. Fängst du einmal mit dem Thema an, wird die Liste immer länger. Was hat es mit solchen Geistern auf sich und wie geht man mit ihnen um?

Wenn du den Dienst von Jesus studierst, wirst du feststellen, dass die einzigen „Geister“, mit denen er zu tun hatte, unreine oder böse Geister waren. Diese Geister verursachten immer Krankheiten oder so etwas wie Wahn – also quasi Geisteskrankheiten. Das Beispiel von dem besessenen Gerasener ist in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich. Er war offensichtlich besessen von einer enormen Anzahl von bösen Geistern, schrie permanent und schlug sich selbst mit Steinen (Mk 5,1-15). Sofort nachdem Jesus diese Geister ausgetrieben hatte, war der Mann vollkommen normal und vernünftig.

Böse oder unreine Geister sind real. Sie versuchen bei Menschen sozusagen anzudocken. Und wenn es ihnen gelingt, besteht ihr einziges Ziel darin, diesen Menschen zu quälen und zu zerstören – schließlich ist ihr Dienstherr Satan persönlich. Das hat sich bis heute nicht geändert, und manchmal frage ich mich, wie unsere Städte wohl aussehen würden, wenn es all die Psychopharmaka, Medikamente und sonstige Heilmittel nicht geben würde. Die Geister haben sich nicht verändert, nur treten sie heute nicht mehr sofort zutage. Achtung: Nicht jede Krankheit ist durch einen bösen oder unreinen Geist verursacht! Auch das sehen wir bei Jesus: mal trieb er einen unreinen Geist aus, mal heilte er die Menschen einfach nur. Meine persönliche Überzeugung ist allerdings, dass bei sogenannten Geisteskrankheiten oder psychischen Störungen mit einiger Sicherheit dämonische Mächte im Spiel sind.

Eine Sache tun diese Geister ebenfalls bis heute: Sie schreien und manifestieren, wenn sie Jesus begegnen, wenn sie mit der Liebe Gottes konfrontiert werden. Ich habe das vor kurzem selbst erlebt, und das war extrem aufschlussreich. Vollkommen „normal“ wirkende Menschen sahen sich einem Mann gegenüber, aus dem die Liebe Gottes in Strömen floss, und begannen zu manifestieren. In dieser Art habe ich das zum ersten Mal in meinem Leben beobachtet, und auch die „Austreibung“ geschah ganz ohne Brüllen und Pauken und Trompeten seitens dieses Mannes. Es geschah alles in vollkommener Liebe, Ruhe und fast voller Würde für alle Beteiligten.

Lass uns also festhalten: Jesus trieb böse und unreine Geister aus, und der zweite Schritt war fast immer irgendeine Form von Heilung. Der Gerasener, der gerade von einer Legion Dämonen befreit worden war, wurde erst mal vernünftig angezogen. Jesus diente ihm auf einer etwas anderen Ebene von Heilung. Und weil Jesus seinen Jüngern angekündigt hatte, dass sie die gleichen Werke wie er tun würden und noch größere, sollten auch wir Jünger seine Werke studieren. Wie ist Jesus denn mit Geistern von Stolz, Geistern von Rebellion etc. umgegangen? Hast du eine Bibelstelle dafür parat? Ich nicht…

Eine beliebte Praxis besteht heute darin, diese „Geister“ im Namen Jesu zu binden. „Ich binde den Geist der Hexerei, ich binde Stolz, ich binde Rebellion etc…“ Und was passiert dann? Meinetwegen auf lange Sicht betrachtet? In der Regel überhaupt nichts! Es ändert sich nach einem solchen Gebet meistens nicht das geringste! Ich habe allerdings erlebt, dass sich die „Schlagzahl“ solcher Attacken nach meinen eigenen (dummen) Gebeten in dieser Hinsicht erhöht hat. Ich habe mich einmal (freiwillig und bewusst) in den Kampf gegen Isebel begeben – diese Erfahrung hat mir gereicht und mich sehr, sehr viel über Strategien, Strukturen und Legitimationen gelehrt (übrigens ist Isebel neben Mammon  der einzige „Geist“, der im Neuen Testament ausdrücklich erwähnt wird. Und für Isebel finden wir auch im Neuen Testament einige Strategien – aber das nur am Rande).

Sind Stolz, Rebellion, Streit, Armut, Neid, Eifersucht, Hexerei, Manipulation etc. „Geister“? Und kann man sie binden oder austreiben? Dazu ein glasklares NEIN! Warum nicht? Weil es keine dämonischen Geister sind!! Es sind die stinkenden Haltungen eines Menschen! Es sind Denkweisen und/oder Handlungsmuster. Stolz wird nur auf eine einzige Weise besiegt: Indem der Stolze sich selbst vor Gott demütigt. Ein Rebell muss sich entscheiden, sich unterzuordnen. Jemand, der permanent streitet, muss sich entscheiden, klein beizugeben oder seine Klage zurückzuziehen. Jemand, der einen „Armutsgeist“ hat, muss seinen Geiz überwinden (denn das ist meist die Wurzel), und so weiter, und so weiter. Hexerei und Manipulation sind übrigens auch „nur“ die Auswüchse von extremem Stolz und Rebellion. Wenn du diese „Geister“ über einem oder mehreren Menschen binden oder austreiben kannst, dann kannst du auch die Kalorien aus Schokolade austreiben (in dem Fall: Ruf mich bitte an!). Ansonsten ist diese Strategie erstens Irrsinn und zweitens reine Zeitverschwendung. Ich denke allerdings schon, dass Menschen, die sich tief in solche Haltungen verstricken, sperrangelweit offen für dämonische Kräfte sind, die dieses Treiben mit Freuden unterstützen. Doch der Weg zur Bekämpfung führt ausschließlich über ein Umdenken der betreffenden Person.

Jesus sagt: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig (Mt 11,29). In meiner Teenagerzeit war das Lied ein Gassenhauer. Und deshalb habe ich erst in den letzten Wochen verstanden, was Jesus wirklich sagt: Es ist ein Lernprozess, sanftmütig und demütig zu werden. Und Sanftmut und Demut sind die Killer all dieser sogenannten „Geister“. Und das ist übrigens auch der Weg, wie wir Ruhe finden für unsere Seelen (Ende von Vers 29).

Hast du mit solchen „Geistern“ zu tun? Dann lerne Sanftmut und Demut. Kennst du Menschen, die mit solchen „Geistern“ zu tun haben? Dann kennst du jetzt das Heilmittel – und verstehst vielleicht, warum Gebet allein in dieser Sache nicht funktioniert.