Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. (Joh 3,16)
Seit einiger Zeit beschäftigt mich ein Thema, über das ich einerseits schon sehr viel gehört habe, das ich aber andererseits kaum in der Praxis erlebt und selbst gelebt habe. Es ist mir fast peinlich, aber nach über 20 Jahren Christsein bekomme ich gerade zum ersten Mal eine Ahnung davon, worum es Gott eigentlich wirklich geht. Gott geht es um Menschen. Die Liebe Gottes zu den Menschen hat seinen einzigen Sohn ans Kreuz gebracht. Und natürlich ist das alles ganz klar und ganz logisch und natürlich können wir alle dazu Amen sagen und ein weiteres Lied aus diesem allseits bekannten Vers schreiben. Aber ich glaube, viele von uns (einschließlich mir) verstehen noch lange nicht die Bandbreite dessen.
Gott liebt Menschen. Er streckt sich nach ihnen aus. Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz alles getan, damit jeder einzelne Mensch auf Planet Erde vollkommen an Geist, Seele und Leib gerettet, geheilt und befreit werden kann. Und natürlich können wir den Menschen das Evangelium verkündigen und ihnen von Jesus erzählen. Aber ich beginne gerade zu erahnen, dass das nur ein Bruchteil dessen ist, was Gott durch uns tun will. Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass Gott Menschen durch uns lieben will. Und würde ich das jetzt von einer Kanzel verkündigen, würde ich mit Sicherheit ein fettes Amen hören. Und vielleicht denkst du gerade ein Amen. Aber so einfach ist das nicht – das lerne ich momentan auch.
Einen Menschen zu lieben wie Gott diesen Menschen liebt, ist der größte Heilungsfaktor für diesen Planeten. Wenn ich mich so umschaue und die Nöte und Probleme (bzw. die Wurzel der Probleme) sehe, wird mir immer deutlicher, dass Liebe der Funke ist, der ein Licht im Leben von Menschen anzünden könnte – ganz egal, um welches Problem es sich handelt! Und an diesem Punkt versagt ein Großteil des sogenannten Leibes Christi, und an diesem Punkt habe auch ich versagt. Denn praktische Liebe hat sehr viel damit zu tun, von sich selbst wegzuschauen, die eigene Bequemlichkeit aufzugeben, nahbar zu sein, und vor allem: innerlich ergriffen zu sein für den Menschen, der gerade vor uns steht, mit ihm zu fühlen, und seine Not zur eigenen Not zu machen. Ihr Lieben, seit einigen Wochen denke ich sehr viel über mein bisheriges Glaubensleben, meine Glaubensprägung und meine Haltungen nach. Und in dieser Hinsicht musste ich eine Bankrotterklärung abgeben…
Ich bin sehr intensiv mit der sogenannten Glaubenslehre in Berührung gekommen (und dies ist jetzt wirklich keine Abrechnung mit dieser Bewegung) – ich habe extrem viel gelernt, ich bin extrem dankbar dafür, ohne diese Lehre wäre ich heute nicht da wo ich bin. Und ich habe festgestellt: Mein Herz ist unter der Lehre, die sich immer nur um Glauben drehte, steinhart geworden. Eine ähnliche Feststellung machten frühere Weggenossen, und ich beobachte es an vielen, die in dieser Bewegung unterwegs sind. Und es ist auch kein Wunder, wenn für jedes Problem die einzige Lösung darin besteht, zu glauben, seinen Glauben aufzubauen, das Richtige zu sagen und das Falsche nicht einmal zu denken. Jedes Problem wird zu einem Angriff des Feindes, jedes Problem auf der Gefühlsebene ist ein Ausdruck von einem Absturz in die Seele, die Lösung besteht darin, in den Geist zu kommen – was auch immer das heißen mag.
Heute ist mein Fazit: mir wurde Barmherzigkeit regelrecht abtrainiert. Statt Mitgefühl gab es Glaubensparolen. Emotionen wurden geschluckt, weil sie ja mit einem Leben im Geist nicht viel zu tun haben. Und nirgendwo habe ich so viele Menschen auf sich selbst geworfen gesehen – denn jedes Problem ist ja im Prinzip ein Glaubensproblem, und da kann sich jeder nur selbst helfen bzw. muss (endlich) anfangen, seine Hausaufgaben zu machen. Mag sein, dass ich einfach eine Extremform dieser Richtung kennengelernt habe. Und wie gesagt: Ich habe mich nicht vom Glauben abgewandt! Ich lebe aus Glauben. Aber mein Glauben gründet sich heute nicht mehr auf meinen Glauben, sondern auf meinen Vater im Himmel. Es ist nämlich ein gewaltiger Unterschied, ob man für Finanzen, für Heilung, für dieses oder jenes glaubt – oder ob man Gott für all diese Dinge glaubt bzw. vertraut!
Dies ist vielleicht der ehrlichste Blog, den ich je geschrieben habe. Und übrigens habe ich in der Rückschau auf das vergangene Jahr festgestellt, wieviel an Wiederherstellung ich schon erlebt habe (das vielleicht zur Beruhigung). Aber mich lässt seit Wochen ein Vers nicht mehr los: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden (Röm 12,15). Das ist das Wort Gottes! Das ist ein Teil davon, wie man Menschen praktisch liebt! Ihr Lieben, wenn die Not eines Menschen – seien es gesundheitliche, finanzielle, emotionale, familiäre oder was auch immer für Nöte – unser Herz nicht erreichen kann, dann sind wir steinhart und dann kann Gott uns nicht dafür gebrauchen, seinen Plan zu erfüllen: Menschen zu lieben.
Wenn du Matthäus 25,31-46 liest, siehst du das Gericht. Wir lesen von der Scheidung der Schafe von den Böcken. Und was ist das Kriterium? Wofür gibt es den Lohn? Nicht für die enormen Glaubenserfolge. Nicht für das Stehengebliebensein, egal wie hart es war. Nicht für die Siege über den Feind, die Heilungen oder die Dämonenaustreibungen. Sondern dafür: Dass sie Hungernde gespeist, Durstige getränkt, Fremde beherbergt, Nackte gekleidet und Kranke und Gefangene besucht haben. Und was sagt der König in Vers 34? Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! DAS ist der Maßstab. Darum geht es. Wusstest du, dass manche Menschen nur nach Annahme und Akzeptanz hungern? Dass z. B. viele verhaltensauffällige Kinder in einem Gefängnis von Ablehnung stecken? Und es ist unsere Entscheidung, unser Herz für diesen Dienst erweichen zu lassen – oder eben auch nicht…
Jürgen Knapp sagte:
Liebe Ines ,wir danken Dir von Herzen für diese Andacht, Du hast uns voll aus dem Herzen gesprochen, weil wir das selbe empfunden haben. Wärend des Lesen ,ist mir auch die stelle aus 1.Korinther 13 , wo Paulus schreibt,von 1bis 3
1 Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, so daß ich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts!
Ohne die Liebe funktioniert auch der Glaube nicht in seiner vollen funktion . Danke das du uns teil haben lassen an das was Gott an dir tut . In der Liebe Yeschua verbunden
Jürgen und Petra
Eva sagte:
Liebe Ines, ich sage einfach nur danke, dass ich teilhaben darf an deinem Prozess. Wie oft fällt mir Lieblosigkeit besonders bei Leitern auf, aber ich lerne auch immer wieder Christen kennen, die von Herzen gerne helfen. Sie werden die Leiter von morgen sein. Mir selbst hat Gott schon vor langer Zeit offenbart, wie begrenzt liebesfähig ich bin und ich mir gerne die Menschen aussuche, die ich an mich ranlasse. Gott hat darauf reagiert und mir besonders liebenswerte Menschen über den Weg geschickt. Ich bin im Training und mache Fortschritte. Sei gesegnet Eva