Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und nicht am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern (Hosea 6,6)
Selektive Wahrnehmung ist ein typisch menschliches Problem. Man sieht, hört, liest, versteht, was man sehen, hören, lesen verstehen will. Manchmal wird diese Form der Wahrnehmung regelrecht zu einer Falle – denn es kann ja nicht (wahr) sein, was einfach nicht (wahr) sein darf. Und so filtern wir all die Informationen einfach aus, die wir nicht wahrnehmen wollen, weil sie unsere Welt in Frage stellen würden. Manchmal ist dieser Mechanismus ein Schutz – manchmal gibt es irgendwann ein böses Erwachen.
Mich erstaunt gerade, wie klar Gott sich schon im Alten Testament äußert, und wie offensichtlich selektiv seine Äußerungen wahrgenommen wurden, denn schließlich macht Gott hier bereits sehr deutlich, dass die Opfer, die er ja selbst angeordnet hat, nicht das Maß der Dinge sind. Mehrfach lesen wir im Alten Testament, dass es für Gott Dinge gibt, die ihm lieber sind als Opfer. Gehorsam ist ein weiterer Aspekt (1 Sam 15,22). Das hebräische Wort für Liebe in diesem Vers ist häsäd und bedeutet: Güte, Gnade, Treue, Verbundenheit, Gemeinschaftspflicht, Großherzigkeit, Gunst. Diese Dinge sind Gott wohlgefällig, und nicht die Opfer? Und doch drehte sich in der damaligen Zeit alles um die diversen Opfer zur richtigen Zeit und auf die richtige Weise? Wie passt das zusammen?
Opfer waren in erster Linie eine Form der individuellen Vergangenheitsbewältigung. Opfer wurden gebracht zur Vergebung von Sünden, als Ausdruck von Dankbarkeit, zur Erinnerung an frühere Ereignisse und einiges mehr. Ein paar wenige Opfer wurden mit Blick auf bevorstehende Ereignisse gebracht. Im Zentrum der Opfer stand der einzelne Mensch, der sein Opfer brachte. Es war eine 1:1-Angelegenheit zwischen dem Menschen (und seinen dazugehörigen Familienangehörigen) und Gott. Eine Art verordneter Egoismus, schießlich waren Opfer die einzige Form, wie Sünden damals bedeckt werden konnte. Und von daher war auch Gott in einer Art Patt-Situation. Sünden konnten nicht vergeben werden, denn Jesus hatte ja noch nicht mit seinem Blut bezahlt. Sie konnten nur bedeckt werden, um ihre zerstörerische Kraft zu verlieren. Und Gott sagt: Wohlgefallen habe ich daran nicht. Es war reine Notwendigkeit, aber nichts, was Gott wirklich gefiel.
Güte, Gnade, Treue, Verbundenheit, Gemeinschaftspflicht, Großherzigkeit, Gunst sind Dinge, die sich auf sozialer Ebene abspielen. Es geht weit über den eigenen kleinen Tellerrand hinaus. Diese Dinge nehmen Einfluss auf den aktuellen Moment im Leben anderer Menschen, und sie stellen Weichen für die Zukunft. Daran hat Gott Wohlgefallen! Denn, erinnert euch: Gott geht es um Menschen.
So weit, so grün. Wie komme ich in dem Zusammenhang auf „Machtwechsel“? Das schauen wir uns gleich an. Und warum „echter“ Machtwechsel? Weil es auch einen „falschen“ gibt.
Ich denke, die meisten von uns sind sich darüber bewusst, dass wir in der Endzeit leben, dass es da draußen eine unerrettete Welt gibt, dass ein geistlicher Machtkampf stattfindet. Und vielleicht hast du das gleiche erlebt wie ich: Es werden Kampfgebete angesetzt, Mächte über Städten und Nationen werden gebunden, ausgetrieben, per Dekret abgesetzt usw, es ist laut und wild, und danach passiert (wieder einmal) gar nichts. Ich nenne das mittlerweile das Platzpatronenprinzip: Es macht viel Krach und qualmt ordentlich, aber das ist auch schon alles. Vielleicht spürt man so etwas wie Erleichterung oder ähnliches, aber spätestens nach einer Woche ist alles wieder beim alten und man muss weitere Platzpatronen laden. In der Zwischenzeit hat sich niemand bekehrt, wurde niemand geheilt, die Entscheidungsträger sind noch immer die gleichen, und das Leben der Welt da draußen geht weiter, als wäre nichts gewesen. Faktisch hat also offensichtlich doch kein „Machtwechsel“ stattgefunden. Faktisch regiert also noch immer nicht das Reich Gottes über einer Stadt oder einer Nation. Denn das würde auch der Rest der Stadt bemerken, oder?
Und jetzt schauen wir uns mal an, was Gottes Wort dazu sagt, und zwar zwei Kapitel vorher im Buch Hosea: Hört das Wort des Herrn, ihr Kinder Israels! Denn der Herr hat einen Rechtsstreit mit den Bewohnern des Landes, weil es keine Wahrheit, keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Land gibt. Fluchen und Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen hat überhand genommen, und Blutschuld reiht sich an Blutschuld. DARUM (!!!) trauert das Land, und alle müssen verschmachten, die darin wohnen; die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels; und auch die Fische im Meer werden dahingerafft (Hos 4,1-3).
Siehst du den Zusammenhang? Keine Wahrheit, keine Liebe (hier steht erneut das Wort häsäd) und keine Gotteserkenntnis, stattdessen Fluchen, Mord, Ehebruch etc., und DARUM trauert das LAND. Darum kommt es zu Missernten, Vogelsterben und Co. Übrigens waren Landwirtschaft und Viehzucht die Grundlagen für jegliche Form von Wirtschaft. Die Computerbranche war damals allenfalls eine lustige Idee…
Ihr Lieben, wir müssen uns bewusst machen, dass unser Leben Auswirkungen auf das Land hat! Noch ein Beweis dafür? Aber gern. Jeremia 23,15: Darum, so spricht der Herr der Heerscharen über die Propheten: Siehe, ich will ihnen Wermut zu essen geben und Giftwasser zu trinken; denn von den Propheten Jerusalems ist die Gottlosigkeit ausgegangen in das ganze Land. In diesem Kapitel geht es um die falschen Propheten. Und auch hier sehen wir die Auswirkungen auf das LAND – das schließt auch die Ungläubigen ein.
Wir werden die Atmosphären über Städten und Nationen nur auf diese Weise ändern können: häsäd – Liebe, Güte, Gnade, Treue, Verbundenheit, Gemeinschaftspflicht, Großherzigkeit, Gunst. Gepaart mit der Erkenntnis des Wesens Gottes, wie er denkt, was ihm wichtig ist, wie er Menschen sieht usw. Und natürlich ist auch Fürbitte für unser Land und unsere Stadt wichtig und richtig!
Vielleicht frustriert dich die Aufgabe, denn wie soll so eine (kleine oder schwache oder wortarme oder was auch immer für eine) Gemeinde wie deine die Stadt geschweige denn das Land verändern? Das wird so schnell nix – klar. Aber wenn jeder von uns mal bei seinem Nachbarn, seinem Arbeitskollegen, seiner eigenen Gemeinde, der eigenen Familie anfängt, besteht tatsächlich die Chance auf einen Schneeballeffekt. DU kannst die Welt verändern – und sei es auch (nur) die Welt eines einzelnen Menschen.
Isabel sagte:
wieder super! Danke! :)