Heute mal ein Blog der anderen Art. Mich beschäftigt schon sehr lange das Thema „Seelische Bindungen“, und einige Gedanken aus diesem Artikel verdanke ich dem Buch „Brich ungöttliche Seelenbindungen und bleibe frei“ von Benita Francis Chemnitz.

Seelische Bindungen sind die brutalste Falle, die ich mir momentan vorstellen kann. Die Grenze zwischen einer guten, engen Beziehung und ungesunder Bindung ist sehr schmal. Eine seelische Bindung ist deshalb so gefährlich, weil sie unser Leben komplett aus der Führung des Heiligen Geistes herauskatapultiert! Schlussendlich wird Jesus und dem Heiligen Geist die Herrschaft über unser Leben aus der Hand genommen und dieser Person übertragen. Praktisch alles ordnet sich der Frage unter, wie dieser Mensch, an den wir seelisch gebunden sind, über unser Denken, Handeln, Aussehen, Können und Wollen denkt. Gefallen ihm mein Tun, mein Geschmack, meine Vision, meine Freunde, meine Ansichten? Passt mein Lebensentwurf zu seinem Lebensentwurf? Das bezieht sich nicht ausschließlich auf Paar-Beziehungen, sondern kann auch innerhalb der Familie oder unter engen Freunden ablaufen. Außerdem geht es weit über reine Ansichten hinaus, da seelische Kräfte mitspielen, die im Extremfall aussehen können wie das Reden oder das Wirken des Heiligen Geistes. Das Buch „Die verborgene Kraft der Seele“ von Watchman Nee ist hier sehr zu empfehlen (als kostenloser pdf-Download im Internet zu finden).

Wenn du dich in einer seelischen Bindung befindest, …
… sagt dir dieser Mensch direkt oder durch die Blume „Ich kann nicht ohne dich“ – und lässt es dich spüren. Du bist sein Retter. Du allein hast die Lösung, die niemand sonst so bringen kann wie du.
… denkst du permanent an diese Person. Dein erster und dein letzter Gedanke des Tages gilt diesem Menschen. Und auch zwischendurch wandern deine Gedanken immer wieder zu diesem Menschen und du fragst dich, was er gerade tut oder fühlt.
… kannst du nicht in Frieden und Gelassenheit leben, solange die andere Person nicht hundertprozentig mit dir zufrieden ist. Dein ganzes Tun zielt darauf ab, diesen Menschen zufriedenzustellen oder zu beeindrucken. Versagen ist hochgradig peinlich und in Gegenwart dieses Menschen schmerzhafter als vor allen anderen. Deshalb dürfen dir absolut keine Fehler im Beisein dieses Menschen passieren.
… kannst du nicht glücklich sein, wenn du weißt, dass es der anderen Person gerade schlecht geht. Geht es ihr schlecht, geht es dir schlecht. Und geht es dir gut, während es ihr schlecht geht, kannst du es nicht genießen oder fühlst dich sogar schuldig.
… bist du extrem anfällig für Manipulation und Kontrolle. Du wirst dieser Person folgen und nicht mehr in der Lage sein, die Stimme des Heiligen Geistes klar zu hören. Es wird unmöglich, dass der Heilige Geist dich in eine andere Richtung als diese Person führt. Zur Not wird ein solcher Impuls als satanischer Angriff erklärt und bekämpft.
… wirst du jede Kritik an dieser Person abschmettern. Du wirst diese Person verteidigen und für ihr Tun immer eine gute Begründung finden. Mit der Zeit wirst du dich von den Kritikern distanzieren und den Kontakt mit ihnen meiden.
… wirst du nicht einmal vom Heiligen Geist die Wahrheit über diese Person annehmen – bis du schließlich eines Tages nicht mehr die Augen vor den Fakten verschließen kannst. Ein schmerzhaftes Erwachen ist vorprogrammiert.
… wirst du den größten Teil deiner Zeit, deiner Gedanken, deiner Kraft und sogar deiner Finanzen verwenden, um dich um diese Person zu kümmern. Ihr Wohl steht im Vordergrund, deine persönlichen Bedürfnisse sind völlig zweitrangig. Ruft diese Person, stehst du „Gewehr bei Fuß“ – egal, wie deine Pläne vor fünf Minuten noch aussahen.
… wirst du dafür sorgen, dass diese Person immer im besten Licht dasteht. Du wirst Erklärungen und Rechtfertigungen für alles finden und Fehlverhalten decken oder sogar vertuschen.
… verlierst du deine eigene Persönlichkeit. Deine Vorlieben und Abneigungen orientieren sich an den Vorlieben und Abneigungen dieser Person – sei es bei Musik, Freizeitbeschäftigung, Essen oder ähnliches, und sogar wenn es um deine Berufung geht.
… wird es unerträglich für dich, wenn diese Person andere Menschen in ihre Nähe lässt, Zeit mit anderen verbringt, von anderen positiv spricht oder plötzlich Bereiche in ihrem Leben hat, zu denen du keinen Zugang hast.
… wirst du permanent Angst davor haben, diese Person zu verlieren oder von ihr getrennt zu werden. Du wirst daran arbeiten, für diesen Menschen unersätzlich zu sein, zur Not bringst du potentielle „Konkurrenten“ in Mißkredit.
… „spürst“ du oft exakt das gleiche wie diese Person. Es sieht aus wie eine „Übereinstimmung im Geist“, ist aber nichts anderes als seelische Übertragung. Andere, die nicht das gleiche wahrnehmen, werden als „ungeistlich“ abgestempelt. Das gibt deiner Beziehung zu diesem Menschen den Touch von besonderer Verbundenheit und „Exklusivität“.
… bist du nicht in der Lage, Freundschaften mit anderen Menschen zu pflegen. Deine Aufmerksamkeit gilt so ausschließlich dieser einen Person, dass andere kaum Platz in deinem Leben haben. Aktivitäten mit anderen müssen hinter den Plänen dieser Person zurückstehen.
… werden die Dinge plötzlich vollkommen irrelevant und unwichtig, die dir früher wichtig gewesen sind, bevor du diesen Menschen getroffen hast.
 

Diese Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Absolutheit oder Vollständigkeit. Und viele Punkte sind in einem gesunden Maß auch völlig normal! Doch je mehr Punkte du für dich mit Blick auf einen bestimmten Menschen bejahen kannst, desto wahrscheinlicher ist es, dass zwischen euch eine Bindung herrscht, die für dein Leben gefährlich ist.

Wie kommt man aus so einer Nummer raus? Das ist extrem schwierig. Und je tiefer die Bindung ist, desto wichtiger sind vertrauenswürdige Menschen, die dich dabei unterstützen können. Auf der einen Seite steht natürlich die geistliche Seite. Gebet ist die stärkste Waffe. Dein eigenes Gebet, in dem du deine Bindung an diesen Menschen vor Gott bekennst, dafür um Vergebung bittest und den Herrn bittest, dich durch diesen Ablöseprozess zu führen. Und es wird ein Prozess sein, der Zeit in Anspruch nehmen  und vermutlich auch ziemlich schmerzhaft wird. Schließlich trennst du dich emotional von dem Menschen, der dir am wichtigsten und am nächsten war. Gläubige Menschen um dich herum können extrem wertvoll sein, um dich im Gebet zu unterstützen und freizusetzen.

Die zweite Seite ist die natürliche Seite. Es wird nicht möglich sein, diese Bindung aufzulösen, wenn nicht gleichzeitig der Kontakt zu diesem Menschen (zumindest zeitweise) unterbrochen wird. Denn sonst wirst du automatisch genauso um diesen Menschen kreisen, wie du es bis dahin getan hast. Dein Leben, Denken, Handeln, Fühlen, Wollen muss vollkommen frei werden von dem Einfluss dieser anderen Person. Diese Einheit, zu der ihr verschmolzen seid, muss auseinander dividiert werden. Und du wirst merken, wie schmerzhaft und schwer das sein kann. Umso wichtiger ist es, konsequent zu sein, und umso wichtiger sind Menschen, die dich auffangen und begleiten können.

Dieser Prozess wird sich wahrscheinlich für dich anfühlen, als würdest du sterben. Aber es ist der einzige Weg, um leben zu können. Denn erst wenn du frei bist, bist du in der Lage, all das zu empfangen, was Gott für dich hat. Aber du kannst dir sicher sein: Wenn du den Herrn bittest, dir zu helfen freizuwerden, wird er das tun. Ich weiß nicht, ob ich heute zu einem bestimmten Menschen spreche. Aber wenn du das bist: Gott hat einen Weg für dich. Und auch wenn es sich anfühlt, als würdest du den Boden unter den Füßen verlieren, so wird er doch die ganze Zeit da sein und dich keinen Moment verlassen. Wenn du den Schritt raus machst, hat er schon jeden Meter für dich geplant und abgesichert. Sei ermutigt!