Und sie erzählten ihm und sprachen: Wir sind in das Land gekommen, in das du uns sandtest, und es fließt wirklich Milch und Honig darin, und dies ist seine Frucht. Aber das Volk, das im Land wohnt, ist stark, und die Städte sind sehr fest und groß. Und wir sahen auch Söhne Enaks dort. (4 Mose 13,27-28)

Hier geht es um eine Geschichte, die du vielleicht schon im Kindergottesdienst oder sonst wo gehört hast: die Rückkehr der Kundschafter, die Mose ausgesandt hatte, um das ihnen verheißene Land in Augenschein zu nehmen. Ich habe sie unzählige Male gehört – aber erst jetzt ist mir aufgefallen, welchen Unterschied es ausgemacht hätte, hätten die Kundschafter bei ihrer Rückkehr ein einziges Wort in ihrem Bericht ausgetauscht: Das Wort ABER.

Mose hatte seinen Kundschaftern einen klaren Auftrag gegeben. Als nun Mose sie sandte, damit sie das Land Kanaan auskundschafteten, sprach er zu ihnen: Zieht hier hinauf an der Südseite und steigt auf das Bergland; und seht euch das Land an, wie es beschaffen ist, und das Volk, das darin wohnt, ob es stark oder schwach, gering oder zahlreich ist, und was es für ein Land ist, in dem sie wohnen, ob es gut oder schlecht ist, und was für Städte es sind, in denen sie wohnen, ob sie in offenen Siedlungen oder in befestigten Städten [wohnen], und was es für ein Land ist, ob es fett oder mager ist, und ob es Bäume darin gibt oder nicht (4 Mose 13,17-20). Siehst du, worum es hier geht? Mose lässt checken: Was für ein Land ist das, sind die Bewohner stark, welchen Entwicklungsstand haben die Bewohner, ist der Boden fruchtbar, gibt es Bäume? All diese Fragen waren extrem wichtig!

Wenn du mal drüber nachdenkst, stellt Mose die Frage: Welches Potential hat dieses Land für uns? Gibt es Bäume, die sowohl Früchte als auch Bauholz liefern? Gibt es Städte – sprich Handelszentren und Schutzräume? Städte wurden nur dort aufgerichtet, wo ein gewisses Maß an Reichtum vorhanden war. Woher kam der Reichtum? Aus Handelsbeziehungen. Also müssen dort strategisch wichtige Stationen gewesen sein, Karawanenstrassen, Häfen, oder ähnliches. Wie sehen die Bewohner aus – sind sie schwach oder stark? Das jeweilige Land bestimmt, in welchem Zustand die Bevölkerung ist.

Mose hatte ein Problem. Er hatte ein Millionenvolk im Nacken, das ja nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag durch die Gegend ziehen konnte. Er brauchte einen Ort, wo sich sein Volk häuslich niederlassen konnte. Und Mose wollte gutes, potentialträchtiges, fruchtbares Land für sie! Was verspricht Gott ihm? Kanaan. So, und jetzt ziehen 12 Kundschafter aus, bleiben 40 Tage in diesem Land ohne irgendwie aufzufallen und bringen wiederum ohne Aufsehen eine einzige Traube auf einer Stange, getragen von zwei Männern, zusammen mit weiteren Früchten zurück. Auftrag erfüllt. Und der Bericht über das Land? Das ist die spannende Frage. Was wollte Mose wissen? Er wollte sichergehen, dass das Land für sein Volk geeignet ist. Was berichten ihm die Kundschafter? Im Prinzip sagen sie: Das Land ist perfekt. Städte, zahlreiche und starke Bewohner, Fruchtbarkeit, Milch und Honig fließen. Doch sie begehen dabei einen entscheidenden Fehler: Sie verwenden das Wort Aber statt das Wort Und.

Lass uns den Vers noch einmal anders lesen: es fließt wirklich Milch und Honig darin, und dies ist seine Frucht. UND das Volk, das im Land wohnt, ist stark, und die Städte sind sehr fest und groß. Merkst du, was passiert? Ein einfaches Und hätte die Sachlage völlig geändert! Die Botschaft wäre gewesen: Das Land ist super! Schaut euch bloß an, wie es den Bewohnern geht! Und bald werden wir auch dort wohnen! Doch stattdessen verfallen 10 der 12 Kundschafter der Minderwertigkeit und der Ablehnung. Denn genau das steht hinter ihrer Aussage.

Ihr Lieben, für jeden von uns hat Gott ein Kanaan geplant. Doch die Art und Weise, wie wir das Land betrachten, das wir ja leider erst noch einnehmen müssen, ist erfolgsentscheidend! Siehst du die Tatsache, dass ja dummerweise schon andere da sind, wo du erst noch hinkommen sollst? Siehst du die Tatsache, dass andere bereits Erfolg auf „deinem Gebiet“ haben? Oder siehst du die Tatsache, dass andere schon dort Erfolg haben, wo du auch bald sein wirst – was impliziert, dass auch du dort Erfolg haben kannst! Siehst du Gegner und Konkurrenten auf deinem Gebiet – oder siehst du potentielle Partner und günstige, synergiereiche Beziehungen? Und was wäre dir lieber: In ein Gebiet zu kommen, wo jemand anders schon den Boden vorbereitet hat – oder selbst vor dem Urwald zu stehen und erst mal in mühsamer Arbeit den Boden vorzubereiten?

Die menschliche Seele hat einen entscheidenden Knacks. Sie geht immer vom Schlimmsten aus. Im Vergleich mit anderen sehen wir uns fast immer als benachteiligt, minderwertig und unterlegen, richtig? Der andere ist meistens stärker, schneller, schöner, höher, besser und weiter.  Aber was wäre denn, wenn dieser andere gerade am Rande des Kollaps steht, weil er das Gebiet allein nicht mehr halten kann? Wenn der potentielle Landbesetzer gerade eine strategisch wichtige Position an einen Partner abgeben möchte?

Ich bin davon überzeugt, dass Mose und seine Gang erstmal ganz entspannt ihr Lager dort hätten aufrichten und ihre Nische finden können. Sie hätten wahrscheinlich nicht auf einen Schlag alle besiegen und aus dem Land werfen müssen. Stattdessen hätten sie mit Geschick, Weisheit und Gunst den Laden übernehmen können. Schließlich hatte Gott ihnen dieses Land ja verheißen! Weißt du, Sauerteig durchdringt alles. Er verändert Strukturen und sogar die „Chemie“. Ist dir bewusst, dass auch das Reich Gottes als „Sauerteig“ bezeichnet wird (Mt 13,33)? Und dieser Sauerteig wird heimlich „untergemischt“ und greift um sich, bis alles durchsäuert ist. Das hätte dem Volk Israel passieren können, und genau das kann auch dir passieren, wenn du bereit bist, dich auf die Wege Gottes einzulassen!