Sie zwangen seinen Fuß in einen Stock; sein Hals kam ins Eisen — bis zu der Zeit, da sein Wort eintraf und der Ausspruch des Herrn ihn geläutert hatte. (Ps 105,18-19)

Den Impuls für den heutigen Blog verdanke ich Keith Moore, der dieses Thema in einer seiner Botschaften angeschnitten hat.

Die Verse aus Psalm 105 beziehen sich auf Joseph. Wir kennen seine Geschichte: Er hatte hochfliegende Träume darüber, dass sich seine ganze Familie vor ihm verneigen würde. Das Resultat waren wütende Brüder, die ihn als Sklaven nach Ägypten verkauften. In Ägypten landet er nach reichlich Erfolg im Knast und entfernt sich quasi mit jedem Tag der Erfüllung seiner Träume ein Stückchen mehr. Scheinbar. Und wir wissen auch, dass seine Träume tatsächlich von Gott stammten. Ich kann mir vorstellen, wie oft sich seine Brüder darüber lustig gemacht haben, dass dieser „Träumer“ so was von gegen die Wand gelaufen ist. Doch in Psam 105 sehen wir, was wirklich mit Joseph passierte: Der Ausspruch des Herrn läuterte ihn! Und das ist ziemlich krass.

Wir finden im Alten Testament mehrfach die Aussage, dass die Worte des Herrn geläutert sind (z. B. in Psalm 12,7). Das Wort Gottes wurde also einem Prozess unterzogen. Als Läuterung bezeichnet man den Vorgang, in dem Gold oder Silber geschmolzen werden, um Verunreinigungen aus dem Material zu entfernen. Es geht dabei also ziemlich heiß zur Sache. Und wir lesen, dass das Wort Gottes siebenmal geläutert wurde. Der Prozess ist also abgeschlossen, das Ziel Gottes ist erreicht. Sein Wort steht, es ist vollkommen geläutert, es wurde geprüft und (heißen) Tests unterzogen – denn das ist eine weitere Bedeutung dieses Begriffs: Prüfen und testen.

Wir sehen hier, dass nun Joseph einem Läuterungsprozess unterzogen wird – und zwar vom Wort Gottes selbst. Und was für Joseph gilt, gilt ebenso für jeden von uns. Wie meine ich das?

Hast du schon mal gehört, dass Menschen sagen: Ich habe das mit dem Glauben versucht, ich habe mich auf das Wort Gottes gestellt, aber es funktioniert für mich einfach nicht. Ich habe diese Zehnten-Nummer versucht, aber nichts passiert. Ich habe es mit Glauben für meine Heilung versucht, aber nichts passiert. Ich habe versucht, Gott für meine Versorgung zu glauben, aber es ist nichts passiert. Interessanterweise versuchen wir Menschen oft, Gott zu prüfen, ob er sich denn an sein Wort hält – und viele stellen fest: Gottes Wort funktioniert nicht. Gott tut (zumindest für mich) nicht, was er verheißen hat. Schon mal so gedacht? Schon mal diese Aussage von einem anderen gehört oder gelesen?

Wir haben den Prüf-Prozess auf den Kopf gestellt. Wir wollen prüfen, ob Gott sein Wort hält. Gottes Wort sagt: Wir werden geprüft – und zwar durch das Wort! Das Wort Gottes hat den Test bereits bestanden. Jetzt ist die Frage, ob wir den Test bestehen.

An Joseph können wir hervorragend sehen, wie man durch einen solchen Test geht. Joseph bewahrte sich durch alle Ungerechtigkeit, die ihm widerfuhr, seine Demut, seine Exzellenz in all seinem Tun und seinen Glauben an Gott. Wir lesen an keiner Stelle davon, dass er wütend auf Gott würde, seine Träume wegwarf und in irgendeiner Weise rebelliert. Er fügte sich in seine Umstände, demütigte sich unter die mächtige Hand Gottes und wurde erhoben, als die Zeit reif dafür war. Das Wort Gottes, das prophetische Reden über sein Leben, hatte ihn geprüft und geläutert. Am Ende blieb das Wort Gottes stehen und erfüllte sich an Joseph exakt so, wie Joseph es im Traum empfangen hatte. Und auf dem Weg zur Erfüllung ist Joseph durch Prozesse gegangen, die ihn durch und durch verändert, gereinigt und gefestigt haben.

Ihr Lieben, wir müssen unsere Vorzeichen vor dem Wort Gottes verändern! Wir müssen uns bewusst machen, dass wir es sind, die durch Prozesse gehen, wenn wir uns entschließen, einen Weg im Glauben – auf das Wort Gottes gegründet – einzuschlagen. Wir sind diejenigen, die eine Bewährungsprobe erleben werden, und nicht das Wort oder eine Verheißung Gottes. Was da geprüft wird, ist im Grunde unser Vertrauen auf Gott, seine Zeitpläne und seine Wege und Möglichkeiten einerseits, und unser eigener Charakter andererseits. Werden wir ungeduldig oder wütend auf Gott? Halten wir ihm sein Wort vor und sagen: Warum machst du nicht, was dein Wort sagt? Kapitulieren wir und schlagen wir unsere eigenen Wege ein? Suchen wir unsere eigenen Lösungen? Oder bleiben wir standhaft, geduldig und in der Unterordnung unter seine Hand – und sei es auch manchmal mit knirschenden Zähnen?

In 2. Korinther 1,20 heißt es: Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt — in ihm ist das Ja, und in ihm auch das Amen, Gott zum Lob durch uns! Jesus selbst ist der Garant dafür, dass Gottes Verheißungen erfüllt werden. Und doch spricht Gottes Wort auch vom Ausharren und von der Bewährung unseres Glaubens (Jak 1,3-4). Diese Bewährung ist nichts anderes als eine Läuterung – oder schlicht ein Test. Ja, Gott testet und prüft uns! Und ja, manchmal versagen wir dabei. Das Gute daran ist, dass wir Gottes Liebe dabei nie verlieren und er uns trotz allem nicht fallenlässt.

Warum kann Gott nicht einfach so tun, was er verheißen hat? Warum dieser Stretching-Prozess? Ich bin davon überzeugt, dass es mit unserem Respekt und unserer Achtung ihm gegenüber zu tun hat. Würden wir weihnachtsmannmäßig alles bekommen, was wir auf unseren Wunschzettel schreiben, würde Gott wahrscheinlich genau das werden: Ein weihnachtsmannartiger Wunscherfüllungsautomat. Alles im Reich Gottes hat mit Geben und Empfangen zu tun, mit Beziehung und Kommunikation, mit Wachstum und Reife. Und jeder bestandene Test qualifiziert dich für eine Beförderung im Reich Gottes.

Ein Nachtrag: Es gibt eine Stelle, wo Gott uns auffordert, ihn zu prüfen – und zwar hinsichtlich des Zehnt (Mal 3,10). Aber selbst da ist es zunächst einmal an uns, sozusagen in „Vorleistung“ zu gehen und mit der Treue im Zehnten zu beginnen…