Die Söhne Israels aber vertrieben die Geschuriter und Maachatiter nicht, sondern Geschur und Maachat blieben wohnen unter den Söhnen Israels bis zu diesem Tag (Jos 13,13)

Wir kennen die Geschichte des Volkes Israel: Auszug aus Ägypten, Marsch durch die Wüste (mit ungeplanter Verlängerung), plötzliche Dezimierungen im eigenen Volk, Überquerung des Jordan, Beginn von Kämpfen gegen andere Völker. An diesem Punkt schnallen einige Christen und Nichtchristen ab, denn wie kann ein liebender Gott die Auslöschung von Völkern anordnen? Der Grund ist relativ simpel (so dramatisch er auch in seiner Ausführung gewesen sein mag): Gott musste das Volk schützen und für seinen Fortbestand sorgen. Jesus musste aus einer bestimmten Linie hervorgehen, und diese Linie wäre nicht zustande gekommen, wenn das Volk in der Zwischenzeit selbst ausgerottet oder völlig unter die Herrschaft eines anderen Volkes und damit in der Konsequenz auch dem Götzendienst verfallen wäre. Und so hatten Mose und später Josua die Anweisung, die fremden besiegten Völker zu vernichten oder – in diesem Fall zum Beispiel – aus dem Land zu vertreiben. Doch Geschur und Maacht blieben wohnen bis zum heutigen Tag.

Nun magst du dich fragen, was daran denn so schlimm sein soll? Vielleicht haben die ja eine interessante exotische Esskultur und steuern ein paar nette Restaurants bei? Wir kommen der Sache auf die Spur, wenn wir die Bedeutung der Namen kennen. Geschur heißt übersetzt stolzer Betrachter, und Maachat bedeutet schlicht Bedrückung. Ein stolzer Blickwinkel und Bedrückung leben bis heute im Volk Gottes. Ein Blick auf unsere heutigen Multi-Kulti-Einflüsse beweist, dass fremde Völker nicht abgekapselt unter uns leben können. Ich habe in meiner Wohnung amerikanische Musik, japanische Sojasoße, italienische Schuhe, asiatische Haushaltsgeräte etc. Unsere Nachbarn färben ab. Natürlich kann das bereichern, aber es birgt Gefahren. Dabei rede ich nicht in erster Linie von Gesellschaftsproblemen, und lass uns vor allem vor unserer eigenen Haustür kehren.

Warum hat Josua Geschur und Maachat bleiben lassen? Darüber sagt uns die Bibel nichts, aber vielleicht waren diese Völker irgendwie nützlich oder zu unbedeutend, als dass es dringend nötig gewesen wäre, sich damit auseinanderzusetzen. Damit wurde einem stolzen Blickwinkel und Bedrückung der ewige Bestand im Volk Gottes gesichert. Herzlichen Glückwunsch. Nun mag dir das vielleicht ein wenig an den Haaren herbeigezogen erscheinen – ich denke, wenn Gottes Wort es für wichtig genug erachtet, diese Information zu erwähnen, sollten wir das ernstnehmen. Hier verbirgt sich nichts anderes als ein geistliches Prinzip.

Sacharja 4,10 spricht vom Tag der geringen Anfänge. Jesus spricht vom Sauerteig, wo ein Hauch reicht, um den ganzen Teig zu durchsäuern – es ist nur eine Frage der Zeit und des richtigen Nährklimas. Es ist eigentlich das Prinzip von Saat und Ernte. Wir sind naiv, wenn wir meinen, wir könnten die Dinge unter Kontrolle halten, die zwar nicht so richtig in Ordnung sind, aber wir wollen ja keinen Elefanten aus einer Mücke machen… Darum geht es nicht! Eine Mücke ist und bleibt eine Mücke. Aber in bestimmten Regionen kann man sich Malaria einfangen, wenn man sich um diese eine Mücke nicht kümmert.

Dieses Prinzip betrifft alle Lebensbereiche, angefangen von Partnerschaft und Familie bis hin zur Gemeinde. Was wir nicht von Anfang an regeln, unterbinden, auswurzeln, installieren oder deinstallieren, wird sich seinen Weg bahnen. Zum Beispiel der Gedanken „Wenn wir erst verheiratet sind, werde ich ihm/ihr das schon abgewöhnen“ – vergiss es. „Wenn das Kind größer ist, werden wir ihm beibringen, dass dieses oder jenes nicht geht“ – vergiss es. „Wir lassen bestimmte Dinge erst mal laufen, vielleicht ändert er oder sie sich ja noch“ – vergiss es. Das Terrain, das du abtrittst, wirst du nachträglich kaum wieder zurückbekommen. Dies ist nun wirklich kein Plädoyer für kurze Leinen, übertriebene Kontrolle oder hyperstrenge Erziehung oder Leitung. Vielmehr ist es das Plädoyer für Aufmerksamkeit und gegen (leider weit verbreitete) Naivität.

Bei allen Entwicklungen, Eigenschaften, Neigungen oder Denkweisen, mit denen wir in unserem Miteinander konfrontiert werden, sollten wir uns fragen: „Kann ich damit leben? Auch dann noch, wenn sich dieser Punkt intensiviert?“ Ein Anfang ist immer nur ein Anfang. Alles auf unserem Planeten ist auf Wachstum, Steigerung und Vergrößerung angelegt. Wir sparen uns eine Menge Probleme, wenn wir bestimmte Weichen so früh wie möglich stellen. Zurückrudern ist in der Regel mit Stress verbunden…

In den Sprüchen heißt es: Gewöhne den Knaben an den Weg, den er gehen soll, so wird er nicht davon weichen, wenn er alt wird (Spr 22,6). Das gilt längst nicht nur für Kindererziehung, sondern im Prinzip für alles, was wir tun, mit wem wir uns umgeben und wie wir unser Zusammenleben oder Zusammenarbeiten gestalten.