Und das Manna hörte auf am folgenden Tag, als sie von dem Getreide des Landes aßen; und es gab für die Kinder Israels kein Manna mehr, sondern in jenem Jahr aßen sie vom Ertrag des Landes Kanaan. (Jos 5,12)
Vierzig Jahre lang hatte das Volk Israel die übernatürliche Gegenwart Gottes erlebt. Vierzig Jahre lang hatten sie Manna vor die Tür geliefert bekommen. Vierzig Jahre lang war eine Wolkensäule bei Tag und eine Feuersäule bei Nacht ihr Wegweiser gewesen. Nun könnte man denken: Was für ein herrliches Leben, permanent die Gegenwart Gottes so manifest zu erleben! Weit gefehlt. Das Volk Israel hing zu dieser Zeit quasi am Tropf Gottes. Sie erhielten seine Versorgung und seine Führung regelrecht intravenös. Wer eine Infusion braucht, ist in keinem gesunden Zustand.
Vor kurzem habe ich eine Botschaft über dieses Thema gehört, und plötzlich sah ich etwas, was ich so nie zuvor gesehen hatte. Wo befand sich das Volk Israel zu diesem Zeitpunkt? In der Wüste! An einem unfruchtbaren Ort, wo nichts gedeiht. An einem Ort, wo es nichts zu säen gibt. Ihr Lieben, ich bekomme momentan mehr und mehr eine Offenbarung darüber, dass Saat und Ernte DAS Prinzip Gottes schlechthin ist – und noch einmal: Das betrifft nicht einmal in erster Linie die Finanzen. Wenn wir uns in einem Zustand befinden, in dem wir nicht säen können (entweder weil das Land um uns herum unfruchtbar ist oder weil wir kein Saatgut haben), befinden wir uns in einem Zustand, wo wir meilenweit von der Position entfernt sind, die wir im Reich Gottes einnehmen sollten.
Jesus sagt: Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sie sammeln auch nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? (Mt 6,26). Beachte die Aussage: Sie säen nicht und ernten nicht, und der himmlische Vater ernährt sie. Wo Saat und Ernte nicht funktionieren, greift Gott in einer Form ein, die mit einer Infusion vergleichbar ist. Nun können wir verträumt das Volkslied „Wenn ich ein Vöglein wär'“ anstimmen – oder uns fragen, ob wir uns wirklich mit Vögeln auf eine Stufe stellen wollen.
Es gibt Menschen, die wütend werden und behaupten, das Wort Gottes würde nicht funktionieren. Sie sagen: Gott ernährt mich nicht. Gott versorgt mich nicht. Und wenn man mal genauer hinschaut, stellt man in 99,8 % der Fälle fest, dass diese Menschen nichts säen – und folgerichtig nicht ernten. Ich denke, Gott lässt sich auf Fälle ein, die in vollkommener Wüste leben, wo Saat und Ernte nicht funktionieren – siehe das Volk Israel in der Wüste. Aber: Wieviele von uns können von sich behaupten, in einer solchen Wüste zu sein? Es würde bedeuten: Du hast keinerlei Kontakt zu irgendjemand, du kannst keinen Schritt machen bzw. keinen Finger bewegen, du bist vollkommen reduziert auf eine bloße Existenz. Solche Fälle finden wir unter Umständen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Für alle anderen von uns gilt: Krieg deinen Allerwertesten hoch und mach was! Säe einen Samen!
Als Jesus über die Vögel spricht, spricht er insgesamt über das Thema Versorgung. Er spricht von den Vögeln, von Lilien auf dem Feld, von der Unsinnigkeit, sich zu sorgen. ABER: Er gibt uns eine Handlungsanweisung: Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, SO wird euch dies alles hinzugefügt werden! (Mt 6,33).
Übrigens war die Wüstenwanderung des Volkes Israel auch theoretisch auf 40 Tage angesetzt – nicht auf vierzig Jahre. 40 Tage markieren immer so etwas wie eine Übergangsphase. Jesus wurde 40 Tage in der Wüste versucht, danach begann er seinen Dienst. Die Jünger warteten nach der Auferstehung Jesu vierzig Tage, danach empfingen sie den Heiligen Geist. Das Volk Israel sollte in 40 Tagen aus Ägypten in das verheißene Land ziehen, aus der Sklaverei in die Eigenständigkeit. Ihre Rebellion machte daraus 40 Jahre, in denen sie sich permanent im Kreis drehten.
Als das Volk Israel schließlich in Kanaan ankommt, hört das Manna auf, die Wegweiser-Säule verschwindet, und von nun an ernähren sie sich vom Ertrag des Landes. Ein Land gibt nur dann Ertrag, wenn etwas gesät worden ist. Ernähren kann man sich davon nur, wenn man erntet. Ernten ist mit Arbeit verbunden. Ich glaube, viele Christen halten das bekannte „Schlaraffenland“ für eine perfekte Beschreibung des Paradieses. Der Braten fliegt direkt in den Mund, man legt sich unter einen Baum und der Saft fließt automatisch, die Fische schwimmen perfekt mariniert und gegart durch den Fluss. Doch ich denke, dass diese Vorstellung des Paradieses eine Lüge aus der Hölle ist. Wenn man ein wenig das ewige Reich Gottes studiert, sieht man, dass dort eine Menge Arbeit wartet. Bürgermeister über 5-10 Städte und Richtertätigkeiten sind nur ein Beispiel.
Ihr Lieben, übernatürliche Manifestationen intravenös zeugen von einem bedauernswerten Zustand. Sind wir geistlich gesund, steht auf unserem Programm Landeinnahme und Landbewirtschaftung. Gottes Ziel mit uns ist Wachstum und Reife. In den Sprüchen heißt es: Es ist Gottes Ehre, eine Sache zu verbergen, aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen (Spr. 25,2). Kannst du dir vorstellen, dass es Gott eine Menge Vergnügen bereitet, wenn wir seine Geheimnisse ergründen, statt duzi-duzi-mäßig süße kleine Babies zu bleiben, die nur sabbern und quäken? Wir sind geschaffen in Gottes Ebenbild – wir sollten uns danach ausstrecken, dass unser Leben dem gerecht wird.