Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen. (Ps 91,1)
Momentan höre ich wieder einmal häufiger die Aufrufe zur „Kriegsführung“, der Ruf, die „gottgegebene Autorität“ einzusetzen. Es gibt tatsächlich einige Christen, die sich (nach meiner Wahrnehmung) sehr viel auf ihre „Autorität“ einbilden. Sie gefallen sich in der Rolle des „Soldaten Christi“. Sie leiden zwar immer mal wieder unter ihrem Einsatz an der „Front Gottes“ – aber eigentlich gefällt es ihnen, offensichtlich gefährlicher für den Feind zu sein als andere, weil sie mehr unter Angriffen zu leiden haben.
Ja, es ist etwas Wahres dran. Ja, die Bibel spricht darüber, ein „Streiter Jesu Christi“ zu sein. Ja, wir haben Autorität empfangen, und wir sollen sie gebrauchen. Aber ich habe den Eindruck, dass bei diesen Aktionen eine Menge Pulver verschossen wird, das anderweitig eingesetzt nützlicher gewesen wäre. Ich glaube, der Leib Christi leidet an einer ähnlichen „Zivilisationskrankheit“ wie unsere Gesellschaft.
Enorm viele Krankheiten sind dadurch entstanden, dass unsere Nahrungsmittel und unsere Umwelteinflüsse mit Stoffen versetzt werden, die dort ursprünglich nicht vorhanden waren. Stoffwechselerkrankungen, Allergien, Übergewicht, Überfunktionen, Unterfunktionen, Veränderungen am Knochenbau etc. sind die Folge, die jetzt per Medizin aufgefangen werden müssen – was wiederum Folgen und Nebenwirkungen hat. Und wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, wieviele Medikamentenrückstände wir allein mit dem Trinkwasser zu uns nehmen, sieht man die Spirale, die dort in Gang gekommen und kaum mehr aufzulösen ist. Ich glaube, im Geistlichen sieht das Problem sehr ähnlich aus.
Viele Christen haben Probleme, die aussehen wie der Einfluss dämonischer Kräfte. Satan scheint sich im Leben mancher wirklich nach Herzenslust auszutoben. Das Gegenmittel ist dann oft Gebet und der Einsatz von „Autorität“, um diesem Treiben ein Ende zu setzen. Geister werden gebunden oder ausgetrieben, es wird proklamiert und geboten, und dieser Mensch wird wieder nach Hause geschickt. Doch wenn man diese Personen mal einige Zeit später fragt, ob das Problem denn wirklich verschwunden ist, oder wenn man die Veränderungen in ihrem Leben aus der Ferne beobachtet, sieht man leider sehr oft, dass nichts passiert ist. Hat das Gebet versagt? Hat der Beter versagt? Hat die Autorität etwa nicht ausgereicht?
Psalm 91 ist ein sehr bekannter und beliebter Psalm. Ich selbst liebe diesen Psalm, aber mir wird immer deutlicher, dass diese Worte für die meisten von uns keine Realität sind. Wir erleben nicht, wovon dieser Psalm spricht. Was wir allerdings erleben, ist genau das, wovor wir eigentlich – nach diesem Psalm – bewahrt bleiben sollten: Schrecken, Pest, Angriffe, Unglück usw. – Attacken des Teufels? Brauchen wir jetzt die Gebetskämpfer und Kampfanbeter?
Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass das Problem ganz woanders liegt. Der Leib Christi ist deswegen so „angegriffen“, weil unser Lebensstil nicht stimmt. Heute morgen habe ich mir die Frage gestellt, was „gewichtiger“ ist: Unsere Autorität oder unsere Entscheidungen. Treffen wir die richtigen Entscheidungen, brauchen wir niemanden, der dann in unsere „Katastrophen“ hineinbetet. Ist dir schon mal aufgefallen, dass die meisten „Kampfgebete“ dazu dienen, die Scherben im Leben von Christen zu beseitigen, statt dazu, das Porzellan des Feindes zu zerschlagen? Wie oft setzen wir unsere „Autorität“ dazu ein, den Feind aus dem Leben von Geschwistern zu verbannen? Und wie oft setzen wir unsere Autorität ein, um Land einzunehmen?
Ich habe am Wochenende eine großartige, aber sehr herausfordernde Predigt darüber gehört, dass Christen mit Konsequenzen konfrontiert werden, wenn sie Entscheidungen treffen, die vorsichtig formuliert suboptimal sind. Ihr Lieben, wir sind dann unter dem Schirm Gottes, wo sein Schutz und seine Verteidigung aktiv ist, wenn unsere Entscheidungen uns unter diesem Schirm halten! Mir ist auch bewusst geworden, wie sehr Gott uns gemäß unserer geistlichen Reife in die Verantwortung und Rechenschaft nimmt. Als geistliches Baby können wir sehr viel mehr „Welpenschutz“ erwarten als wenn wir bereits in die Kategorie „Jugendlicher“ fallen. In der Kindererziehung ist das einleuchtend – irgendwann müssen die lieben Kleinen erleben, dass sie wirklich nicht auf die heiße Herdplatte fassen dürfen. Man hat es ihnen oft genug gesagt, und wenn der Dreizehnjährige es unbedingt ausprobieren muss, darf er sich auch mal den Finger verbrennen. Nicht anders ist es bei uns als Kinder Gottes. Wieviel Gebetsbedarf haben wir aus dem Grund, dass wir Entscheidungen getroffen haben, die nicht in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes standen?
Das Problem dabei ist, dass wir oft den Teufel verantwortlich machen. Wir übersehen unsere eigene Verantwortung. Und bitte: Dieser Artikel soll weder verdammen noch verharmlosen. Es gibt reale Angriffe des Feindes, die uns wirklich treffen können. Mein Ziel ist heute, dass wir uns, unsere Gebetsaktivitäten und unsere Gebetsanliegen hinterfragen. Brauche ich Gebet, damit jemand für mich das Porzellan beseitigt, das durch meine eigenen Entscheidungen zerschlagen wurde? Bete ich (vielleicht immer und immer wieder) für jemanden, der durch seine Entscheidungen das Problem selbst verursacht?
Ich bin davon überzeugt, dass wir sehr viel mehr Zeit für Angriffe auf das Lager des Feindes haben werden, wenn wir nicht länger unser eigenes Lager permanent verteidigen müssen…