Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir auf das Wasser zu kommen! (Mt 14,28)

Die Geschichte von Petrus auf dem Wasser ist ein Stück weit meine eigene Geschichte. Als ich das erste Mal von dieser Begebenheit hörte, habe ich mich anschließend bekehrt. Ich dachte: „Wenn es einen Gott gibt, der mich auf Wasser laufen lassen kann, dann brauche ich den.“ Das ist jetzt fast 25 Jahre her, und die Geschichte beschäftigt mich noch immer. Mittlerweile habe ich einen kleinen Verlag namens „Waterwalker“ – Wasserläufer…

Ich hatte in meinem Leben auch immer wieder Stationen, an denen ich mich entschloss, aus dem Boot zu steigen – wie Petrus eben. Doch der Punkt, der mich immer wieder ins Nachdenken bringt, ist die Tatsache, dass es Petrus selbst war, der Jesus vorgeschlagen hat: „Wenn du es bist, dann befiehl mir, zu dir aufs Wasser zu kommen.“ Jesus war in einer Zwickmühle (wenn es für den Herrn der Heerscharen so etwas wie Zwickmühlen überhaupt gibt). Schließlich war er es ja, und er konnte in dieser Situation nicht gut nein sagen. Also befahl er Petrus wunschgemäß, dass er zu ihm aufs Wasser kommen sollte.

Währenddessen waren die anderen Jünger im Boot in der gleichen Richtung unterwegs. Sie wollten alle zusammen ans andere Ufer. Es tobte ein Sturm, der die Reise sehr beschwerlich machte, so dass sie nur langsam vorwärts kamen, aber sie kamen vorwärts. Und Jesus überholt sie zu Fuss von rechts. Er geht auf dem Wasser in die gleiche Richtung wie sie, nämlich Richtung gegenüberliegendes Ufer. Alle hatten das gleiche Ziel, alle hatten den gleichen Weg, nur das Fortbewegungsmittel unterschied sich. Jesus geht auf dem Wasser, die Jünger fahren mit dem Boot. Und Petrus? Er will die „harte Tour“ – oder die Sonder-Erfahrung.

Wird er dafür zusammengestaucht? Nein. Durch die Kraft in dem Befehl Jesu kann er das Unmögliche tun. Er läuft auf dem Wasser. Auf diese Weise ist er schneller unterwegs als die anderen Jünger- zumindest so lange, bis ihm der Allerwerteste auf Grundeis geht und er Angst bekommt. In dem Moment fängt er sich eine Zurechtweisung ein! Jesus tadelt ihn dafür, dass er angefangen hat zu zweifeln. Noch einmal in aller Deutlichkeit: Jesus hatte kein Problem damit, dass Petrus die Reise wasserläufermäßig beschleunigen wollte. Er hatte ein Problem damit, dass Petrus seine Courage nicht bis zum Ende durchhielt! Ich bin davon überzeugt, dass er mit Jesus bis ans Ufer hätte laufen können, wäre ihm sein menschlicher Verstand nicht in die Quere gekommen. Er wäre am gleichen Ziel angekommen wie alle anderen, nur eben mit etwas mehr Tempo und Nervenkitzel.

Vor einigen Jahren habe ich eine Entscheidung getroffen, die Auswirkungen auf mein gesamtes Leben hatte und Weichen stellte, die nur schwer zurückzustellen sind. Und es gab und gibt Momente, in denen ich mich frage, ob es ein Fehler war. Heute morgen habe ich eine Perspektive auf diese Angelegenheit bekommen, wie nie zuvor. Wenn wir auf dem Kurs Gottes unterwegs sind, gibt es den langsameren, sicheren Weg, der auch seine Beschwerlichkeiten hat (die stürmische Reise im Boot) – und es gibt den irrsinnigen Weg (Laufen auf dem Wasser). Unsere Entscheidungen können das Mittel unserer Reise bestimmen – ohne dass wir das Ziel, an das Gott uns bringen will, verändern! Und ich bin jemand, der „langsam“ schwer ertragen kann. Ich mag Tempo. Bloß manchmal hat Tempo auch Nebenwirkungen.

Der Punkt bei der ganzen Sache ist: Solange unser Herz stimmt und wir Gottes Kurs für unser Leben verfolgen, kann Gott uns ans Ziel bringen – selbst wenn wir uns für den irrsinnigen Weg entscheiden. Er hat damit absolut kein Problem. Er legt einfach einen anderen Gang ein und sagt: „Ok, du hast es so gewollt.“ Und bitte: Ich glaube, Jesus fand den Ansatz von Petrus schon cool! Schließlich wollte Petrus auf die Ebene, auf der Jesus sich bewegte! Und so eine Einstellung gefällt Jesus mit Sicherheit – nur bleibt unsere eigene, menschliche Sicherheit dabei auf der Strecke, und das müssen wir aushalten können!

Wenn du dich auch gerade fragst, ob deine Entscheidungen ein Fehler waren, kann ich dir Mut machen. Solange wir auf dem Kurs Gottes unterwegs sind (oder unser Navi neu auf Gottes Kurs einstellen), kann Gott uns von jedem beliebigen Punkt ans Ziel bringen. Selbst wenn wir sagen: „Schiffsreise? Viel zu langsam! Ich will laufen, das geht schneller.“ Was dann ebenso beschleunigt werden muss, ist unser menschliches Denken und Fühlen. Das ist der Trägheitseffekt, den wir bei solchen Aktionen überwinden müssen, aber Jesus ist der letzte, der uns sagt: „Bleib gefälligst im Boot, da ist es viel sicherer.“ Ich glaube, er mag auch Tempo…