Denn wenn infolge der Übertretung des Einen der Tod zur Herrschaft kam durch den Einen, wieviel mehr werden die, welche den Überfluß der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus (Röm 5,17)

Ich habe in der Vergangenheit zahllose Botschaften darüber gehört, im Leben zu herrschen, aber irgendwie hatte ich bei all diesen Autoritäts- und Vollmachtslektionen mit Pauken und Trompeten immer noch ein kleines, seltsames und nicht einzuordnendes Gefühl im Hinterkopf. Ich wusste: Irgendwas stimmt daran nicht oder nicht ganz. Natürlich haben wir Autorität und Vollmacht bekommen (Lk 10,19), das will ich gar nicht in Abrede stellen. Und doch waren diese Botschaften, die immer „meine“ Autorität betonten, latent unstimmig für mich, ohne dass ich wirklich verstand, warum eigentlich. Jetzt stand genau dieser Vers auf meinem eigenen Lehrplan, und ich brauchte Klarheit, um nicht Dinge abzuspulen, die ich in der Vergangenheit gehört habe. Gott sei Dank für den Heiligen Geist! Denn ich bin auf etwas gestoßen, was das Rätsel (für mich jedenfalls) ein wenig lüftet.

Zunächst einmal geht es in diesem Vers um den Sündefall Adams, durch den Satan zur Weltherrschaft kam, und mit ihm der Tod – denn Satan ist der personifizierte Tod. Unsere Welt ist erfüllt von Tod! Jedes welke Blatt, jeder Schnupfen, jede Beziehungskrise, jeder Unfall ist eine Manifestation des Todes. Im Himmel gibt es diese Dinge nicht. Doch die, die den Überfluss der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit empfangen, werden im Leben herrschen durch Jesus Christus. Geht es darum, immer auf dem Siegerpodest zu stehen? Immer auf der Erfolgswelle zu schwimmen? Jeden Konkurrenten auszustechen? Sich durchzusetzen gegen alles und jeden? Die Botschaften, die ich zu diesem Thema kenne, hatten immer mit Kampf, Kampfführung, Besiegen, Unterwerfen, Proklamieren, Land einnehmen etc. zu tun. Betont wurde dabei vor allem meine Autorität, meine Vollmacht, mein Kampf gegen den Feind oder die Feinde. Aber sorry, wenn wir alles in der Hand haben, wofür brauchen wir dann noch Jesus? Manchmal kommen mir bestimmte Lehrrichtungen so vor, als würde man Jesus bei der Bekehrung brauchen, dann hat man in Christus die ganze Fülle (was ja absolut biblisch ist), aber dann: Bye, bye Jesus, und danke für die Autorität und Fülle…

Der Schlüssel liegt in dem unscheinbaren Wörtchen im. Und der Vers macht ja absolut Sinn, dass wir im Leben herrschen und nicht beherrscht werden sollen. Aber ist das wirklich alles, was dieser Vers aussagt? Das Wort im ist das griechische en, das außer in/im auch noch durch oder mit bedeutet. Und da hat es bei mir Klick gemacht. Wenn wir das Ganze nämlich mal anders formulieren und sagen „mit  Leben oder durch Leben herrschen durch Jesus Christus“, bekommt das eine vollkommen andere Note. Dann geht es nämlich plötzlich gar nicht mehr um meine Autorität, meine Vollmacht, mein großes Schwert, meine Vollmachtsgebete, meine Pauken und Trompeten, sondern dann geht es plötzlich um Jesus und seine Herrschaft durch uns.

Jesus hat gesagt: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38). Wir sind wandelnde Brunnen lebendigen Wassers, wenn wir an ihn glauben, wie die Schrift es sagt. Dann fließen Ströme des Lebens aus uns heraus – sein Leben. Und in diesem Wissen können wir diese Erde überfluten mit Leben, das den Tod besiegt. Plötzlich geht es gar nicht mehr so sehr darum, dass ich herrsche, sondern dass das Leben Jesu den Tod besiegt hat und bis heute noch besiegt. Wir sind als wiedergeborene Gläubige das wichtigste Instrument, wie Gott auf dieser Erde handeln kann. Wenn jeder einzelne von uns sich darüber bewusst ist, dass wir eine Quelle von Leben und Segen sind, und bereit sind, diese Ströme zu den Menschen in der Welt fließen zu lassen, herrscht das Leben über den Tod. Und plötzlich geht es auch gar nicht mehr um mein Leben, sondern um das Leben anderer, die vom Tod überwältigt sind.

Momentan gibt es riesige Diskussionen über den Einfluss des Islam auf unser Land. Und ja, ich verstehe die Empörung. Aber wenn uns bewusst wird, dass das alles Menschen sind, die in Finsternis und Tod gefangen sind, und uns bewusst werden, dass wir Leben tragen, sollten wir uns eigentlich auf andere Weise auf sie stürzen, als nur mit Empörung. Das Reich Gottes dreht sich in erster Linie um eine Sache: Dass Menschen aus der Finsternis ins Licht kommen, vom Tod zum Leben, aus der Lüge zur Erkenntnis der Wahrheit. Jeder Andersgläubige da draußen fällt in diese Kategorie. Sie sind unter der Knechtschaft des Todes. Und jetzt kann ich micht entscheiden, ob ich (auch ihnen und ihrem Einfluss gegenüber) im Leben herrschen oder mit Leben herrschen will durch Jesus Christus.