Denn das vorige Mal, als nicht ihr es wart, machte der Herr, unser Gott, einen Riss unter uns, weil wir ihn nicht suchten, wie es sich gebührte (1 Chr 15,13)

Die Kapitel 13, 14 und 15 aus dem Buch 1. Chronik beschreiben eine interessante Lernkurve von König David, aus der auch wir viel lernen können.

Zu Beginn von Kapitel 13 berät sich David mit seinen Fürsten, um zu entscheiden, ob sie die Bundeslade wieder zu sich holen sollen. Als nächstes wird das Volk befragt. Der Vorschlag findet basisdemokratische Zustimmung und sie machen sich ans Werk. Das Ganze endet bekanntermaßen mit einem Desaster für Ussa, den eine unvorsichtige, wenn auch fürsorgliche Handbewegung das Leben kostet, und einem enormen Segen für Obed-Edom, der plötzlich in den Genuss der Gegenwart Gottes auf seinem Grundstück kommt, wo die Bundeslade für drei Monate geparkt wird – aus Furcht vor Schlimmerem. Das Projekt „Bundeslade“ wird vorerst auf Eis gelegt.

In Kapitel 14 reizt der Segen auf dem Volk Israel die Philister und sie entschließen sich zu einem Angriff. David tut das einzig Vernünftige: Er befragt den Herrn, wie er mit der Nummer umgehen soll. Gott erteilt ihm den Angriffsbefehl, die Feinde werden geschlagen und David schreibt dem Herrn diesen Sieg zu. Die Philister sind noch nicht überzeugt und starten einen zweiten Versuch. Wiederum befragt David den Herrn, und diesmal lautet die Antwort: Du sollst nicht hinter ihnen her hinaufziehen, sondern wende dich von ihnen ab, dass du von den Balsambäumen her an sie herankommst! Wenn du dann in den Wipfeln der Balsambäume das Geräusch eines Einherschreitens hören wirst, so ziehe aus zum Kampf; denn Gott ist dort vor dir ausgezogen, um das Heer der Philister zu schlagen (1 Chr 14,14-15).

In diesem Fall bekommt David spezifische Anweisungen, wie er gegen die Philister vorgehen soll. Die Anweisungen bestehen aus bestimmten Vorbereitungen und dem Auftrag, auf den richtigen Moment zu warten. David musste sich in Position bringen und so lange warten, bis das angekündigte Geräusch zu hören war. Und um das Geräusch zu hören, muss man hinhören. David macht alles richtig, und wiederum gibt es einen Sieg für sein Volk.

Doch die Sache mit der Bundeslade lässt David keine Ruhe. Allerdings hat ihm die Erfahrung mit den Philistern offensichtlich eine Sache gezeigt: Es gibt einen richtigen und einen falschen Weg, die richtigen Dinge zu tun. Und so macht er sich nun in Kapitel 15 daran, das Projekt „Bundeslade“ erneut anzugehen. Dieses Mal unter komplett anderen Vorzeichen. Dieses Mal hält er bis ins Detail die Anweisungen ein, die bereits unter Mose festgelegt worden waren. Beachte dabei: David befragt den Herrn nicht, wie er mit der Bundeslade umgehen sollte! Er kannte Gottes Meinung dazu bereits und er kannte Gott gut genug, um zu wissen, dass er seine Meinung und seine Anweisungen nicht ändert. Und dieses Mal ist das Projekt ein Erfolg.

Was ist die Moral aus dieser Geschichte? David hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Gott (inklusive aller Höhen und Tiefen einer solchen Beziehung zwischen Gott und Mensch). David wusste, dass Gott auf seiner Seite war, dass Gott ihn als König bstätigt hatte, dass er im Großen und Ganzen vor Gott den richtigen Stand hatte. Und genau das machte ihn unvorsichtig. In kritischen Dingen wie einem drohenden Krieg befragte er den Herrn und hielt sich genau an seine Anweisungen. Doch die Bundeslade fiel anscheinend in die Kategorie „Inneneinrichtung“ und zum Möbelrücken braucht man keine großen Überlegungen. Allerdings war die Bundeslade damals der Ort, an dem Gott persönlich auf Erden wohnte!

Menschlich neigen wir dazu, Dingen, die für uns existenziell sind, größere Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn es kritisch wird, fragen wir den Herrn, wie wir mit solchen Situationen umgehen sollen. Gleichzeitig fühlen wir uns so sehr „Zuhause“ bei Gott, dass wir schon mal seine Wohnung umräumen, ohne den Eigentümer zu fragen. Versteh mich nicht falsch – die Bibel sagt: Wir sind Gottes Hausgenossen (Eph 2,19), doch es besteht ein gewaltiger Unterschied, ob ich „bei jemandem“ wohne oder eine WG mit jemandem habe.

Jesus sagte in Matthäus 18,3: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen. Dieser Vers wird häufig zitiert und dann werden xunddreißig kindliche Eigenschaften aufgezählt, denen wir nacheifern sollen. Doch es gibt eine herausragende Eigenschaft von Kindern: Sie haben keine Ahnung. Jesus sagt: Kehrt um! Mit anderen Worten: Tut Buße! Mit anderen Worten: Denkt um! Wenn ich umdenken und anfangen soll, wie ein Kind zu denken, um ins Reich der Himmel zu kommen, heißt das in der Konsequenz feststellen zu müssen: Ich habe keine Ahnung, wie ich ins Reich der Himmel komme! Nebenbei bemerkt geht es hier weniger um unsere Errettung als vielmehr darum, auf Erden ein Leben in der Dimension des Reiches Gottes zu führen. Und ich fürchte, wir haben noch nicht sehr viel vom Reich Gottes erlebt…

Davids Fazit war: Gott machte einen Riss unter uns, weil wir ihn nicht suchten, wie es sich gebührte (1 Chr 15,13). Ich bin dankbar, dass wir im Gnadenzeitalter leben, wo Gott nicht mehr mit dem Hammer herabkommen muss. Doch ich glaube, dass wir in eine ganz neue Dimension des Reiches Gottes eintauchen können, wenn wir diesen Rat Jesu befolgen, nämlich wie die Kinder zu WERDEN. Ein guter Anfang dafür ist, unser vermeintliches Wissen über das Reich Gottes in Frage zu stellen und auch unser vermeintliches Wissen darüber, wie die Dinge in unserem Leben, in unseren Gemeinden etc. funktionieren sollten. Ich glaube, dann stehen uns einige interessante Erfahrungen bevor, aber auch ganz neue Wege und Resultate – und vor allem eines: Die Begegnung mit dem König auf seiner Ebene, und nicht mehr auf unserer Ebene.