Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind (Röm 8,28)

Als diese Woche dieser Vers auf dem „Lehrplan“ meiner skype-Gruppe stand und ich mich auf die Session vorbereitete, machte es plötzlich wieder einmal pling. Ich glaube, dieser Vers ist einer von Gottes Lieblingsversen, denn in der Rückschau betrachtet denke ich, auf Grundlage dieses Verses amüsiert Gott sich immer mal wieder köstlich (aber liebevoll) über uns…

Wahrscheinlich ist dir dieser Vers nicht unbekannt. Und wahrscheinlich hast du ihn (wie ich) gerne dann zitiert, wenn die Dinge eine andere Wendung nahmen als geplant – oder du hast andere gehört, die diesen Vers gebrauchten, wenn gerade etwas unangenehmes passiert war. Ja, ich bin davon überzeugt, dass die Bibel quasi mehrschichtig ausgelegt werden kann, und ja, ich bin davon überzeugt, dass uns alle Dinge zum Besten dienen müssen! Die spannende Frage ist nur, was dieses Beste denn eigentlich ist.

Der häufigste Zusammenhang, in dem ich diesen Vers zitiert gehört habe, ist Verlust auf irgendeine Art und Weise. Ein geschrottetes Auto, scheinbar ungerechte Behandlung durch Behörden/Vermieter/Chefs/etc., Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen verabschieden, Pläne, die nicht aufgegangen sind, du kannst die Liste beliebig fortsetzen. Der gemeinsame Nenner als dieser Situationen ist: Es kam anders, als gedacht – und dieses „Anders“ ist als negativ einzuordnen. Aber wir nehmen eine „Glaubensposition“ ein, fangen an zu proklamieren und fordern „siebenfach zurück“, was Feind uns geraubt hat. Und wiederum ja, das kann die richtige Strategie sein. Aber wie gesagt: Manchmal glaube ich, dass Gott uns zuschaut und sich ein Grinsen nicht verkneifen kann… Wie komme ich zu der Behauptung?

Der Schlüssel liegt im nächsten Vers, der mit dem folgeträchtigen Wörtchen „denn“ beginnt. Denn ein „denn“ bedeutet immer einen kausalen Zusammenhang zwischen der vorherigen und der anschließenden Aussage. Es folgt mit Satz b sozusagen eine Begründung, warum Satz a gilt. Verkürzt lautet die Aussage von Vers 28 und 29: Alle Dinge müssen denen zum Besten dienen, die Gott lieben, denn Gott hat sie vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden. Übrigens steht in dreiviertel der deutschen Bibelübersetzungen ein „denn“, es ist also kein Zufall oder übersetzerischer Sprachstil und auch im Griechischen findet sich das entsprechende Äquivalent. Vers 29 ist also kein Zufall, sondern tatsächlich der Grund für Vers 28.

Mir wird immer bewusster, dass es auf verschiedene Situationen auch verschiedene Blickwinkel gibt. Auf unser Leben mit Gott bezogen gibt es vor allem zwei verschiedene Perspektiven: unsere und Gottes. Die weit verbreitete Anwendung von Vers 28 lautet meistens: Ich kriege etwas Besseres als das, was ich gerade verloren habe. Doch wenn ich Vers 29 – und damit Gottes Perspektive – zum Vers 28 hinzunehme, lautet die Aussage: Die Situation ist gerade dazu gut, mich im Prozess der Gleichgestaltung in das Ebenbild Jesu einen Schritt weiter zu bringen. Unser Blickwinkel auf unser Leben ist meist geprägt davon, uns vorwärts zu entwickeln, und zwar materiell und immateriell. Gottes Blickwinkel auf unser Leben ist Umgestaltung und damit Herzensveränderung.

Es ist ja nicht so, dass Gott uns keinen Wohlstand oder Zuwachs gönnt – ganz und gar nicht. Doch sein oberstes Interesse, das, was auch über unsern Lohn und unsere Einsatzmöglichkeiten in der Ewigkeit entscheidet, ist der Zustand unseres Herzens! Vom Moment unserer Bekehrung an geht es aus Gottes Sicht darum, in das Ebenbild seines Sohnes Jesus umgestaltet zu werden. Und in dieser Hinsicht müssen uns alle Dinge zum Besten dienen, denn jede Situation hat das Potential, unser Herz Jesus ähnlicher zu machen. Im Englischen sagt man: It makes you bitter or better – es macht dich bitter oder es macht dich besser. Übrigens trifft das nicht nur auf unangenehme Situationen zu, sondern auch auf positive.

Hast du dir schon mal die Frage gestellt, warum gerade die Apostelgeschichte voll von Berichten über übernatürliche Befreiungen aus diversen Gefängnissen ist – und doch hat Paulus Schiffbruch, Steinigung, Auspeitschung und weitere Gefängnisaufenthalte erlebt, Petrus wurde der Geschichte nach kopfüber gekreuzigt, Stephanus wurde zu Tode gesteinigt. Warum war Gott in der einen Situation in der Lage, die Apostel zu befreien oder zu bewahren, aber in der anderen Situation erleben sie Dinge, die man nicht einmal seinen Feinden wünschen würde? Eine Antwort liefert Jesus persönlich in der Offenbarung: Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben (Offb 2,10). Und eine Krone hat immer mit Herrschaft zu tun – Herrschaft im ewigen Reich Gottes.

Manchmal passieren uns Dinge, die wir uns selbst gern erspart hätten und deren Sinn sich nicht wirklich erschließt. Und doch machen sie etwas mit uns. Was ist die Frage. Gehen wir durch Situationen und stellen später fest, dass wir aufgrund dieser einen Situation bei späteren Gelegenheiten anders denken, fühlen und handeln? Dass wir in der Lage sind, ruhiger zu bleiben, im Frieden und im Vertrauen Gott gegenüber zu bleiben, schnell zu vergeben, insgesamt unsere Gefühle besser im Zaum zu halten? Dann herzlichen Glückwunsch: Die Situation hat dir dazu gedient, in deinem Umgestaltungsprozess in das Ebenbild Jesu einen Schritt weiterzukommen! Denn genau darum geht es Gott als unserem Vater, und darum hat Jesus uns ein Beispiel mit seinem Leben auf Erden gegeben. Gottes ewiger Plan für uns reicht viel weiter, als die paar Erdensekunden…

Zu diesem Thema empfiehlt sich noch einmal die mp3 Miterben Christi (Auszug aus der Skype-Lehre) falls du sie noch nicht kennst.